Was wäre wenn?
Dies ist eine Geschichte über das Leben von Lea Rabens (zum Zeitpunkt wo sie noch Mensch war). Es handelt sich um Träume, die sie hatte, während sie im Krankenhaus im Koma lag. Es geht darum, wie es gekommen wäre, hätte sie nicht Lumpi, sondern Anton zuerst kennen und lieben gelernt.
Lea streift durch die dunklen Gassen. Obwohl es schon sehr spät ist, sind ihr immer noch zu viele Menschen auf der Straße. Sie springt über den Zaun des Spielplatzes bei der Grundschule und setzt sich dort auf die Schaukel. Während sie leicht hin und her schwingt, denkt sie, dass dorthin sicher keine Menschenseele um diese Uhrzeit kommt.
Lumpi fliegt durch die Luft. Er ist grenzenlos wütend und ebenso hungrig. Doch plötzlich sieht er aus der Luft auf einer Schaukel jemanden sitzen, der seine Wut sofort verwischen lässt. Es ist für ihn das süßeste und schönste Mädchen, das er jemals gesehen hat. Er landet ein paar Meter von ihr entfernt, dort wo genug Dunkelheit herrscht, so dass das Mädchen ihn nicht sehen, sondern nur hören kann. Langsam tritt er aus dem Schatten, vorsichtig hoffend, dass dieses Mädchen nicht vor ihm davonläuft. Lea hört etwas und blickt sich um. Ihr Herz beginnt heftig zu schlagen. Da tritt Lumpi ins Mondlicht und sagt „Hallo“. Er strengt sich besonders an, dass seine Stimme nicht so krächzend klingt wie sonst. Lea erschrickt, springt von der Schaukel und läuft davon. Lumpi sieht ihr enttäuscht hinterher, bevor er sich in Luft erhebt und was zu Beißen sucht.
Wenige Tage später fragt der Sportlehrer nach dem Unterricht Lea, ob sie nicht in Zukunft am Nachmittag freiwillig an einem Boden- und Geräteturnunterricht teilnehmen will, weil sie sichtlich Talent dafür hat. Da Lea sowieso keine Freunde, keine Hobbies und allgemein nichts zu tun hat, willigt sie ein.
Schon am nächsten Tag betritt sie gegen 5 die Turnhalle. Heute ist Bockspringen dran. Lea stellt sich sehr geschickt an, und es macht ihr auch noch Spaß. In dem Kurs ist aber auch ein Junge, der sichtlich kein Talent hat. Meistens bremst er vor dem Bock wieder ab, anstatt die Übung zu beenden. Lea fragt sich, warum der nur hier ist. Nach den Blicken zu Folge, wie er sie ansieht, vermutlich nur um Mädchen aufzureißen, denk sie. Denn der Junge starrt sie dauernd an und strahlt immer, wenn sie wieder mal eine perfekte Landung hinbekommen hat. Als er wieder mal dran ist, und alle, außer Lea, ihm zurufen: „He Bohnsack, spar dir doch die Mühe und bleib gleich stehen, dann verschwendest du nicht immer unsere Zeit“, schaut er zu Lea. Diese lächelt ihn aufmunternd zu und so nimmt er Anlauf und springt drüber. Seine Landung allerdings geht daneben. Er kommt irgendwie schief auf und knöchelt um. Jammernd sitzt er am Boden. Die ganze Runde lacht. Lea lacht nicht mit, sie schaut ihn nur an. „Rabens, lauf zur Schulschwester und hohl ein Coolpack“, ruft ihr der Lehrer zu. Lea nickt und läuft aus der Halle. Das dumme ist, sie hat keinen genauen Plan davon, wo die Schulschwester ihr Zimmer hat. Sie schleicht durch die Gänge, wo in etwa sie es vermutet und findet es schließlich. Sie lässt sich das Coolpack geben und rennt zurück zur Halle. Der Junge sitzt inzwischen auf der Seite und die anderen haben mit ihren Übungen fortgesetzt. Lea geht auf ihn zu und hält ihm den kalten Gelbeutel hin. „Danke“, sagt er und kann irgendwie nicht seine Augen von ihr lassen. Lea will sich gerade umdrehen, doch da fragt sie ihn doch, was sie schon die ganze Zeit wissen wollte: „Sag mal, warum nimmt jemand, der sichtlich kein Talent und noch viel weniger Freude daran hat, an so einem freiwilligen Kurs teil?“ – „Meine Mutter zwingt mich dazu. Sie will, dass ich noch was anderes mache, als nur mit meinen Freunden rumzuhängen und zu lesen“, meint er verärgert. Lea sieht noch mal zu den anderen, dann setzt sie sich neben ihn. „Komisch, die meisten Eltern wollen eher, dass ihre Kinder mehr lesen. Dass eine Mutter was dagegen hat, dass ihr Kind liest, ist mir neu.“ Anton grinst. „Meine Mutter findet ich lese die falschen Bücher. Sie kann die Gruselbücher und vor allem die Vampirgeschichten, die ich so gerne lese nicht leiden.“ Lea grinst auch. „Na dann bin ich ja froh, dass diese Art von Büchern, genau das ist, was meinem Vater gefällt und was ich jeder Zeit von ihm haben kann.“ – „Da hast du echt Glück!“ Leas Gesicht wird irgendwie eingefroren. „Nein, nicht wirklich.“ Sie steht auf. „Lea, warte“, ruft Anton hinterher und versucht aufzustehen, was eindeutig nicht so gut war. Lea dreht sich zu ihm um: „Woher kennst du meinen Namen?“ – „Den kennt doch jeder, du bist die Neue, die Österreicherin, die die so komisch Wörter wie ‚schi ach' verwendet.“ Lea muss lachen: „Das heißt ‚schirch' und bedeutet ‚hässlich'.“ – „Oh“, sagt er und kommt sich jetzt irgendwie doof vor. „Ich bin übrigens Anton Bohnsack“, sagt er dann, um die peinliche Situation zu beenden. Lea lacht wieder: „Du heißt wirklich Bohnsack? Ich dachte, das wäre nur ein Spitzname für dich, weil du, tut mir leid, wenn ich das sage, dich wie ein Sack voller Bohnen auf den Geräten bewegst.“ Anton schaut etwas beleidigt. Lea lächelt ihn freundlich an: „Tut mir leid.“ Sie dreht sich wieder weg und will gehen. „Warte, ich wollte dich was fragen!“ Lea dreht sich wieder um und geht ein paar Schritte auf Anton zu. „Ja?“ Anton druckst ein wenig herum: „Naja, ich wollte dich fragen, ob du ‚Tanz der Vampire' kennst?“ – „Ja, kenn ich. Meinst du eigentlich den Film oder das Musical?“ – „Ich meinte den Film, den spielt es nämlich am Samstag im Fernsehen und ich wollte dich fragen, ob du nicht vielleicht zu mir kommen willst und ihn mit mir ansehen?“ schaut dabei zu Boden. Lea schaut etwas zweifelnd: „Warum?“ – „Naja, es ist einer meiner Lieblingsfilme und ich dachte er gefällt dir vielleicht auch und zu zweit anschauen macht vielleicht mehr Spaß. Aber ist schon gut…“ Lea denkt kurz an das Fiasko, als das letzte Mal sie jemand fragte, ob sie nicht mit ihm was unternehmen wolle. „Ich weiß nicht…“ – „Schon gut, kann ich verstehen, mit mir will sich keiner abgeben. Schade, ich hätte mich echt gefreut. Und wenn du im Vampirkostüm gekommen wärst, wäre meine Mutter sicher ausgeflippt“, bei dieser Bemerkung muss er grinsen. Lea schaut etwas verstört. Dann sieht sie ihn an und erinnert sich, wie er von den anderen dauernd ausgelacht wurde. So ein Junge wird wohl nicht vorhaben sie zu verarschen. Eine Zeit lang ringt sie noch mit sich, bis sie endlich „Ok“ sagt. Anton schaut sie erfreut an und sagt ihr dann noch die Uhrzeit und die Adresse.
Um punkt sieben Uhr Abends, läutet Lea bei den Bohnsacks. Sie hat eigentlich schon 13 Minuten vor der Tür gestanden, denn wenn sie was Wichtiges vorhat, ist sie immer zu früh. Das liegt daran, dass sie eine notorische Zuspätkommerin ist, wie ihre Mutter, ihre Großmutter und vor allem ihr Onkel. Jedensmal, wenn sie mit ihrem Vater wo hin fahren soll, und er schon 10 Minuten vor der verabredeten Zeit fertig ist und sie erst 20 Minuten später, meint er: „Du bist eine Neugebauer“. Das ist der Mädchenname ihrer Mutter und obwohl er es wie eine Beschimpfung ausspricht, macht es sie stolz das zu hören. Daher ärgert sie ihn meistens und trödelt besonders lange rum. Aber wenn es äußerst wichtig ist, dass sie pünktlich ist, fängt sie so früh an sich fertig zu machen, dass sie pünktlich sein muss. Und Antons Einladung war so was Wichtiges. Schon um fünf ging sie duschen und Haare waschen, dann hat sie sich fünfmal umgezogen und ist kurz vor halb sieben dann aus dem Haus. Und dann musste sie eben 13 Minuten vor der Tür warten, weil zu früh wollte sie auch nicht da sein.
Antons Mutter öffnet die Tür. Lea begrüßt sie höflich. Die Mutter bittet sie herein, aber mustert sie skeptisch. Lea ist das unangenehm. Doch dann lächelt sie und ruft: „Robert! Sieh mal wen Anton da eingeladen hat. Sie trägt eine Bluejeans und ein khakifarbenes enges T-Shirt und sie richt gut.“ Währe Lea ihre Schülerin, würde sie sicher daran herummäkeln, dass man zwischen Shirt und Hose ihren Bauch etwas sehen kann, aber da es sich hier um eine Freundin ihres Sohnes handelt, übersieht sie es. Dann lächelt sie Lea freundlich an, die jedoch nun ihrerseits die Mutter skeptisch ansieht. Anton hat aber eben seine Zimmertür geöffnet und die letzten Worte seiner Mutter noch gehört. Er stürmt auf Lea zu, packt sie. Während er sie in sein Zimmer mitzieht, meint er hastig: „Hallo Lea, schön das du da bist. Tschüss Mutti und Vati viel Spaß.“ In seinem Zimmer lässt er sie los und knallt die Tür zu. Lea schaut ihn verwirrt an. Am liebsten würde sie fragen, ob seine Mutter krank ist. „Das war meine Mutter“, erklärt er, aber für Lea erklärt das leider nichts. Vorsichtig erwähnt sie: „Sie meinte ich rieche gut.“ – „Tust du ja“, Anton lächelt sie an. Nun hat Lea erst recht das Gefühl im Irrenhaus gelandet zu sein und will am liebsten wieder raus. Anton erkennt das und sagt daher: „Das muss dir seltsam vorkommen, was meine Mutter da redet, aber sie mag meine anderen Freunde nicht, weil sie sich etwas seltsam kleiden und immer, wie soll ich sagen, merkwürdig riechen.“ – „Wieso, was tragen sie denn?“ Lea ist neugierig geworden. „Naja“, Anton weiß nicht genau was er nun am besten sagt. „Sie tragen nur schwarz, und gehen am liebsten auch nur nachts raus.“ So ganz gelogen ist das ja nicht mal. „Achso, das hab ich auch einige Zeit lang gemacht“, lächelt ihn an. Nach dem Tod ihrer Mutter hat sie nur noch schwarz getragen, eigentlich bis zum heutigen Tag. Für Antons Treffen hat sie wieder eine ihrer blauen Jeans ausgegraben, weil sie findet, dass sie den besten Schnitt hat und sie besonders gut darin aussieht. Das khakifarbene T-Shirt hat sie dann deshalb dazu gewählt, weil immer alle sagten, dass diese Farbe gut zu ihrem Teint passt. Außerdem zeigt es ein wenig, aber nicht zu viel von ihrem Bauch. In diesem Moment klopft es an Antons Tür und sein Vater steckt den Kopf rein. Er lächelt Lea freundlich zu. „So ihr Lieben, wir gehen jetzt. Kann etwas länger dauern heute Anton, du weißt es ist eine Tanzfeier. Also dann, ich wünsch euch viel Spaß und fürchtet euch nicht vor den Vampiren“, lacht er und schließt anschließend die Tür. Trotzdem haben Lea und Anton noch gehört, wie seine Mutter leise zu ihrem Mann sagte: „Hoffentlich haben sie nicht zu viel Spaß.“ Anton wird rot und sieht Lea an.
"Tut mir leid...meine Eltern sind eben manchmal...peinlich...", meint er und sieht sie entschuldigend an. Lea lächelt ihn an: "braucht dir nicht peinlich sein". Dann schaut sie sich die Bücher im Regal und die Plakate an der Wand an. Lächelt ihn wieder an und meint: "Cooles Zimmer!" Anton lächelt auch, allerdings ein wenig verlegen: "Danke... freut mich dass es dir gefällt...ich find's noch etwas...kindlich...aber neue Möbel krieg ich nicht...." In diesem Moment klopf noch mal die Mutter an die Tür, öffnet sie einen Spalt und sieht hinein: "Anton, bitte achte darauf, dass dein Besuch nicht zu lange bleibt und du nicht zu spät ins Bett gehst. Denk dran, dass wir morgen früh zum See fahren wollen, wenn das Wetter schön ist!" - "JaaJaa...", antwortet er ihr gequält. Nachdem seine Mutter wieder weg ist und er die Eingangstür ins Schloss fallen hört, seufzt er: "O Gott, wie ich diese Ausflugssonntage hasse....." - "Ausflugssonntage? so was hatten wir nie. Naja... und jetzt haben mein Vater und ich nicht mal mehr gemeinsames Essen" - "Wieso denn das? Mögt ihr euch nicht so?" Anton ist darüber etwas verwundert, seine Eltern legen schließlich viel Wert auf gemeinsame Aktivitäten. "Ja, wir verstehen uns eigentlich nicht besonders. Naja in letzter Zeit ist es besser, aber irgendwie passen wir nicht zu einander, ich frag mich echt, was meine Mutter an dem Mann fand. Hinzu kommt noch, dass es bei uns eigentlich nie anständiges Essen gibt, üblicherweise nur Brot und vielleicht noch Käse und das nimmt sich jeder dann, wenn er Hunger hat.“ - "Oh...das tut mir leid...bei uns ist das Essen immer gemeinsam...und auch sonst finden meine Eltern, dass wir viel zusammen machen müssten...was mir manchmal zu viel wird, wie eben zum Beispiel die Sonntagsausflüge“ meint er, schaut sie dann aber verlegen an. "Ich hätte manchmal auch gern eine ganz normale Familie, mit Mama, Papa und Kind, wie du, das wär' schon was.“ Lea setzt sich etwas zaghaft auf sein Bett. "Wer weiß...vielleicht kommst du einfach öfter mal her, dann hast du das wenigstens teilweise.....oder?" Anton lächelt sie an, wird dabei aber ein bisschen rot. „Du könntest zum Beispiel nächsten Samstag wieder herkommen und mit mir fernsehen, aber dann kommst du früher, schon zum Abendessen.“ Lea lächelt ihn dankbar an. „Ja, warum nicht, ich werd's mir überlegen.“ Lea will erst mal diesen Abend abwarten, bevor sie zusagt, einen weiteren mit ihm zu verbringen. Anton wird nun noch verlegener und meint leise: „Du bist einer der wenigen Menschen die ich kenne, die nicht so blöd sind wie die meisten" Lea schaut ihn etwas verwundert an. "Woher willst du dass denn wissen? du kennst mich doch gar nicht. du hast jetzt... eine halbe/dreiviertel stunde mit mir geredet... in Wahrheit bin ich egoistisch, eitel, rechthaberisch, streitsüchtig, aggressiv,..." - "Echt? Weißt du was ich glaube? Du hast diese Eigenschaften nur in Bezug auf den verblödeten Teil der Menschheit..." Dann grinst er und fügt hinzu: "Aber wenn man diese Eigenschaften so betrachtet...bist du ja wie ein Vampir." Lea schaut ihn nun noch verwunderter an. „Wie kommst du da drauf?“ Sie hat zwar schon einige Bücher mit Vampiren gelesen, aber diese Eigenschaften sind ihr so noch nicht aufgefallen. Anton wird plötzlich nervös und will das Thema wechseln. „Willst du eigentlich Cola und Popcorn zum Fernsehen?“ – „Ja, gerne“, Lea will zwar noch mal nachfragen, lässt es aber doch. Anton geht in die Küche, holt Gläser eine Flasche Cola und Popcorn, das er vorher in eine Schüssel gegeben hat. In seinem Zimmer setzt er sich dann ebenfalls auf dein Bett und lehnt sich an die Wand. Lea rutscht auch zurück und tut es ihm gleich. Sie trinken jeder einen Schluck Cola und dann dreht Anton den Fernseher auf. Es läuft noch die Werbung, trotzdem machen sie es sich schon bequem und schalten das Licht aus. Gleichzeitig greifen sie in die Popcornschüssel und ihre Hände berühren sich kurz. Sowohl durch Lea als auch durch Anton fährt ein kurzes Zucken. Anton zieht daraufhin seine Hand zurück und entschuldigt sich bei Lea. Diese lächelt ihn lieb an und steckt das Popcorn in den Mund. Dann verzieht sie aber sofort das Gesicht angewidert: „Um Gottes Willen, was ist das denn?“ fragt sie mit vollem Mund, kaut, schluckt schnell und würgend und muss sofort Cola nachtrinken. Anton schaut sie fragend an: „Was meinst du?“ nimmt denn ebenfalls welche, um festzustellen, ob sie vielleicht schlecht sind. „Die sind doch in Ordnung, ganz normale Popcorn.“ – „Und was ist da drauf?“ schaut immer noch angeekelt. „Na Zucker“, antwortet er und weiß nicht, was sie meint. „Zucker? Wer gibt denn so was auf Popcorn, da gehört Salz drauf.“ – „Salz? Das hab ich ja noch nie gehört, bei uns gibt man immer Zucker drauf“, jetzt muss Anton grinsen und auch Lea grinst: „und ich hab noch nie gehört, dass man Zucker auf Popcorn gibt, in Österreich ist da immer Salz drauf.“ Beide müssen lachen. „Soll ich dir vielleicht was anderes bringen? Wie wäre es mit Ernusslocken?“ Schaut Anton gespielt skeptisch an: „Ist da auch Zucker oben?“ Anton lacht wieder: „Nein, die sind salzig.“ – „Dann gerne, ich liebe Erdnusslocken.“ Anton nickt, steht auf und holt aus der Küche welche. Als er zurückkommt, hat der Film gerade begonnen, und so setzten sie sich nebeneinander und sehen fern.
Als der Film fast zu Ende ist, klopf es. Lea schaut fragend herum: „Was war das?“ Anton hat das Klopfen ebenfalls gehört und weiß, dass es vom Fenster kommt. Er wird nervös, weil er nicht weiß, was er machen soll, also legt er einen unschuldigen Blick auf und meint: „Ich hab nichts gehört.“ Da klopft es wieder: „Da, da war ein klopfen. Sind deine Eltern vielleicht schon zurück?“ – „Glaub ich nicht“, sagt er hastig, springt aber sofort auf und macht seine Zimmertür auf. „Mutti, Vati?“ Er wartet kurz, ob eine Antwort kommt, obwohl er weiß, dass seine Eltern sicher nicht da sind. „Keine da, siehst du, du hast dir das sicher nur eingebildet.“ Lea schaut ihn etwas sauer an. Anton geht zurück zu seinem Platz und hofft, das, wer immer es war, wegfliegt. Doch da klopft es noch mal, diesmal ziemlich laut und ungeduldig. „Da! Da, hast du das denn nicht gehört?“ fragt Lea, die nun wirklich nicht mehr glauben kann, dass es das überhört hat. „Vielleicht kommt es aus der Nachbarwohnung oder von draußen.“ Anton wird nun wirklich sehr nervös und versucht weiter krampfhaft unschuldig zu schauen. Lea springt auf: „Boah du bist echt schlimmer, als die anderen. Du lädst mich ein und dann machst du irgendwas, damit es klopft und ich glaub, dass ich spinn, damit du am Montag in der Schule was zu lachen hast. Du bist das letzte Anton Bohnsack.“ Lea wendet sich zur Tür und will gehen. Anton springt auf. „Nein Lea, geh nicht, das ist kein Trick. Ich hab das Klopfen auch gehört.“ – „Aha, und warum willst du mir dann einreden, dass ich spinn?“ – „Weil,… weil… ach was soll's.“ Anton geht zum Fenster und öffnet es. Rüdiger sitzt auf dem Fensterbrett und schaut ihn böse an. „Warum machst du denn nicht auf? Deine Eltern sind nicht da, das hab ich überprüft…“, pafft er Anton grimmig an und schwebt ins Zimmer. Da sieht er Lea und bekommt nur noch ein „Oh“ raus. Lea schaut Rüdiger verwundert an. Sie geht zum Fenster und schaut hinaus. Der Baum gegenüber ist eindeutig zu weit weg, als ob man daran hochklettern und ins Fenster steigen könnte. „Wo kommt der jetzt her?“ Anton sieht zu Rüdiger und dann zu Lea. Etwas schüchtern sagt er: „Lea, das ist mein bester Freund Rüdiger. Er ist her geflogen.“ Rüdiger tritt Anton und zischt: „Bin ich nicht“. Lea verdreht die Augen. „Toller Auftritt Rüdiger, aber das glaub ich euch echt nicht. Kannst deinen Freunden am Montag sagen, es hat nicht geklappt mich rein zulegen.“ Dann dreht sie sich wieder um und will gehen. Anton hält sie am Arm fest. „Nein, es ist wahr, er ist her geflogen, er ist nämlich ein Vampir.“ Rüdiger schaut Anton böse an, nun will auch er verschwinden, aber auch ihn hält Anton am Arm zurück. Lea lacht: „Ah, jetzt versteh ich, du willst mich davon überzeugen, dass er ein Vampir ist, damit ich das am Montag in der Schule erzähl und du dann drüber lachen kannst, wie ich mich reinlegen hab lassen.“ – „Nein, das darfst du keinem erzählen!“ schreit Anton plötzlich panisch. Rüdiger schaut auch ängstlich drein und versucht irgendwie zu entkommen. „Ich soll es keinem erzählen, was soll das denn für ein Witz werden?“ – „Kein Witz“, sagt Anton jetzt ruhiger. „Es ist die Wahrheit, komm Rüdiger zeig es ihr.“ – „Was?“ krächzt Rüdiger. „Ich soll was tun?“ Anton sieht ihn flehend an: „Bitte Rüdiger, wenn du wirklich mein Freund bist, beweißt du ihr, dass du Vampir bist.“ Rüdiger grinst hinterhältig: „Achso! Anton, du bist ein wahrer Freund.“ Genüsslich fährt sich Rüdiger mit der Zunge über die Lippen. „Nein“, schreit Anton wieder. „Nicht so“, schaut Rüdiger dabei böse an. Rüdiger seufzt und schaut wieder sauer. „Zeig ihr doch einfach deine Zähne“, versucht es Anton nun. Rüdiger schaut ihn weiter böse an, dreht sich dann aber zu Lea und zeigt kurz seine Zähne, dann schaut er auch sie beleidigt an. „Das soll der Beweis sein“, lacht Lea. „Eine schwarze Strumpfhose, einen Umhang und ein Plastikgebiss hab ich auch im Kasten daheim.“ Rüdiger grinst Anton an, der immer mehr verzweifelt, weil er auf keinen Fall will, dass Lea glaubt er spielt ihr einen Streich. „Rüdiger, flieg, bitte, das muss sie ja dann überzeugen“, schaut zu Rüdiger bittend und verzweifelt hinunter. „Und was hab ich davon?“ mault Rüdiger. Doch dann erbarmt er sich doch und schwebt an die Zimmerdecke. Lea starrt ihn entsetzt an, geht auf ihn zu und starrt weiter, geht an ihm vorbei mit dem Blick weiter auf ihn gerichtet, geht rückwärts mit dem blick auf ihn gerichtet auf das Fenster zu. Lea ist immer noch fassungslos. Plötzlich dreht sie sich um, wendet den blick ab und stellt sich vor das Fenster. Dabei murmelt sie: „Ich bin verrückt, ich sehe Dinge, die es nicht gibt. Das haben alle gesagt, eines Tages wird alles rauskommen, was sie in sich hineinfrisst, eines Tages wird sie zusammen brechen. Jetzt ist es soweit, ich hab einen Nervenzusammenbruch, ich bilde mir ein fliegende Menschen zu sehen." Dann dreht sie sich zu ihm um und brüllt die beiden an: "Ich sehe fliegende Menschen" Dann meint sie etwas leiser: “Oder Rüdiger ist nicht real. Natürlich, du bist nicht real. Ich bilde mir dich nur ein. Vermutlich bilde ich mir sogar Anton ein. Ich hab Wahnvorstellungen. ich sehe ... Vampire." Dann hält sie kurz inne und denkt nach. Rüdiger und Anton starren sie an. "Moment“, redet sie dann weiter. “vielleicht bin ich selbst einer. Genau. Also wenn ich jetzt hier rauf steige...", steigt aufs Fensterbrett, "meine Arme ausbreite und mich fallen lasse, dann flieg ich. Genau." Lea stellt sich draußen aufs Fenstersims und hält sich nur leicht am Fensterrahmen fest. "Jetzt weiß ich endlich, was mir mein Unterbewusstsein sagen will. Ich soll mich endlich da runter stürzen, ich soll mich endlich umbringen, ich soll es endlich durchziehen. Klar.“ Dann brüllt sie hinaus in die Nacht: "Ok, ich hab's kapiert. Ich mach's, ich fliege heim." In dem Moment, in dem Lea ihre Finger vom Fensterrahmen lösen will, stürzen Anton und Rüdiger auf sie zu. Jeder packt einen ihrer Arme und gemeinsam ziehen sie sie ins Zimmer. Unsanft landen alle drei auf dem Boden. Lea schaut beide traurig an. Anton ist ganz fertig von der Szene. „Lea, bitte glaub mir, er ist real und er ist wirklich ein Vampir.“ Lea starrt ihn nur an. Rüdiger sieht sie ebenfalls an. Er selbst hat schon oft an Selbstmord gedacht, aber er lebt ja auch schon mehr als 150 Jahre in Dunkelheit. Was gäbe er für ein Leben wie Leas. „Bitte, mach das nie wieder!“ fleht er sie leise an. Lea sieht zu ihm. Irgendwas an ihm berührt ihr Herz. Ist es sein Blick, seine Augen, seine krächzende Stimme? Lea weiß es nicht, aber sie würde ihn am liebsten knuddeln. Deshalb nickt sie. Rüdiger lächelt leicht und Anton seufzt erleichtert. Dann rappeln sich alle irgendwie auf und setzten sich auf den Boden. Lea bringt noch immer kein Wort heraus. Sie sieht die beiden nur an. Anton beendet schließlich das Schweigen: „Rüdiger? Warum bist du eigentlich gekommen?“ Rüdiger sieht ihn fragend an, auch in seinem Kopf schwirren die Gedanken herum. „Hm? Achso, ja.“ Rüdiger steht auf und stellt sich hin, als ob er was Wichtiges zu verkünden hätte. „Ich wollte dich zu unserer alljährlichen Vampirfeier einladen. Sie ist nächsten Samstag und du musst kommen.“ Anton lächelt zuerst erfreut, doch dann sieht er auf Lea und es fällt ihm wieder ein, dass er sie ja für nächsten Samstag eingeladen hat. Traurig sieht er Rüdiger an: „Ich kann nicht.“ Rüdigers Gesicht wird wieder sauer: „Was heißt du kannst nicht. Seit ich dich kenne, warst du jedes Jahr mit mir dort. Es ist stinklangweilig ohne dich. Du musst kommen. Anna rechnet auch damit.“ – „Es tut mir leid, aber ich hab Lea für nächsten Samstag eingeladen und ich kann ihr doch jetzt schlecht sagen, dass sie nicht kommen kann.“ – „Ah, ist Lea jetzt dein neuer bester Freund? Wenn ich Anna das erzähle, wird sie ihr die Augen auskratzen.“ Anton verzweifelt schon wieder. „Nein, nicht. Es tut mir ja leid, aber was soll ich machen?“ Da fällt ihm was ein: „Es sei denn… Wenn du für Lea einen Umhang auftreiben könntest, dann könnte sie mitkommen.“ Hoffnungsvoll sieht er Rüdiger an. „Wo soll ich denn bitte einen Umhang herkriegen? Glaubst du, die kann man einfach in einem Geschäft kaufen? Außerdem, wer weiß ob sie überhaupt mit will.“ Anton sieht Lea fragend an. Lea räuspert sich: „Naja, ich weiß nicht. Irgendwie hab ich so Bilder in meinem Kopf, dass ich dort geopfert werden soll oder so und du Anton bist derjenige der jedes Jahr den Leckerbissen mit auf die Feier bringt“, dabei schaut sie etwas zweifelnd. Anton lacht: „Du hast wohl zu oft ‚Tanz der Vampire gesehen'.“ Rüdiger muss auch grinsen. Dann sieht er Lea noch mal an und irgendwie findet er sie auch nett, daher meint er: „Ich könnte mal Lumpi fragen, ob er noch einen Umhang hat, oder sich von einem seiner Freunde einen ausleihen kann. Ich weiß er hatte mal einen Ersatzumhang, als seiner bei einer Party zerrissen wurde.“ Anton sieht Rüdiger dankend an. Rüdiger klettert dann aus dem Fenster. „Ich sag dir dann bescheid, aber jetzt muss ich fliegen, mein Magen knurrt“, mit diesen Worten fliegt Rüdiger in die Nacht hinaus. Lea sieht immer noch etwas benommen drein. Anton lächelt sie an: „Alles ok?“ Sie nicht. „Gut“, meint er und reicht ihr die Hand. „dann lass uns sehen, was es noch im Fernsehen spielt und damit du wieder zu Kräften kommst, klaue ich meinem Vater ein Bier.“ Anton grinst und Lea lächelt ihn auch an.
Am Montag gab Lea Anton im Sportunterricht das Buch zurück, das sie sich von ihm ausgeliehen hatte. Anton fragte sie ob sie nicht danach mit zu ihm gehen wolle, um sich ein neues Buch auszuborgen. Lea ging mit ihm mit.
Anton schließt die Wohnungstür auf. Seine Mutter kommt aus der Küche, sieht etwas verwundert drein: „Guten Tag Lea!" Lea ist irgendwie mehr als nur verunsichert, hat noch immer ihre Trainingshose an: „Grüß Gott Frau Bohnsack" Antons Mutter weiß nicht genau, was sie davon halten soll, das Anton nun unangemeldeten Besuch mitbringt, will aber ihren guten Willen zeigen: „Möchtest du mitessen, das Abendbrot ist gerade fertig?“ – „Nein, danke, das ist nicht notwendig, ich wollte mir nur ein Buch ausleihen.“ Leas Magen knurrt. Anton ist von der spontanen Einladung seiner Mutter begeistert: „Bitte Lea, bleib doch ein wenig. Mutti kocht sowieso immer viel zu viel.“ Lea schaut unsicher. „Anton“, rügt da die Mutter. „vielleicht muss sie ja nach Hause zum Essen.“ – „Nein“, rutscht es Lea heraus. „bei uns gibt es kein Abendessen.“ Lea merkt dann plötzlich was sie gesagt hat und den entsetzten Blick von Antons Mutter. „…Ich… ich meinte“, versucht sie sich rauszureden, „es gibt kein gemeinsames Abendessen. Mein Vater kommt für gewöhnlich erst sehr spät nach Hause.“ Antons Mutter sieht sie skeptisch an. „Kein gemeinsames Abendessen? Das heißt du musst alleine Essen? Na dann iss doch lieber mit uns.“ Dann dreht sie sich um und geht in die Küche zurück. Lea schaut fragend zu Anton. Dieser zuckt mit den Schultern und flüstert: „Ich denke, sie akzeptiert jetzt kein ‚nein' mehr.“ Lea nickt nur. Anton grinst und geht mit ihr zum Esstisch. Die Mutter hat gerade noch ein Gedeck aufgelegt. Lea sieht sich um: "Nett haben sie es hier", hofft, dass es nicht irgendwie falsch klang. Antons Mutter scheint das aber nicht zu denken: „Oh danke. Setz dich doch!“ Sie deutet auf einen Sessel und Lea setzt sich. Sie versucht gerade und brav zu sitzen und legt daher die Hände erst mal in den Schoß. „Möchtest du einen Tee haben?“ fragt Antons Mutter. Lea versucht nicht ihr Gesicht zu verziehen, aber Tee hasst sie. Den trinkt sie nur, wenn sie wirklich krank ist: "Nein, danke. mir wäre ein Glas Wasser lieber, bitte" - "Wasser?“ die Mutter schaut etwas verwundert. „Wir haben auch Saft oder Milch?" Dabei denkt sie an Anna und verzieht kurz das Gesicht. Nachdem Anton seine Mutter etwas böse ansieht, lächelt sie aber wieder. "Nein, danke, “ erklärt Lea höflich, „Wasser ist ok“-“Also gut, ein Glas Wasser. das Kind ist bescheiden." Antons Mutter lacht leicht und holt ein Glas Wasser. Anton setzt sich neben Lea und auch sein Vater setzt sich dazu: "Nun, Lea, dann erzähl doch mal was über dich, wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?" – „Wir haben uns im Sportunterricht kennen gelernt“, antwortet Lea. "Und über mich gibt es nicht viel zu sagen." Antons Mutter kommt mit einer Kanne Tee und dem Glas Wasser und stellt sie auf den Tisch: "Könnte jemand von den Herrn bitte den Topf holen?" Sie stellt Lea das Glas hin und gießt den Tee in die Tassen. Lea ist froh über die Unterbrechung: "Danke schön." Anton macht Anstalten aufzustehen, um das Essen zu holen, doch sein Vater kommt ihm zuvor: "Ich mach das schon, bleib du lieber bei deiner Freundin sitzen." Mit diesen Worten zwinkert er seinem Sohn zu, der daraufhin rot wird. Lea bekommt bei der Erwähnung ‚Freundin' ein komisches Gefühl im Magen und trinkt aus Nervosität einen Schluck Wasser. Plötzlich erkennt sie dann, dass das unhöflich war und entschuldigt sich, weil es ihr furchtbar peinlich ist. Antons Mutter setzt sich schließlich auch: „Das macht doch nichts. Wenn du Durst hast, trink nur, wir können ja sowieso gleich anfangen. Robert vergiss die Kelle nicht! So Lea, du kommst nicht aus der Gegend, wie man hört, woher kommst du denn? Was hat dich in diese schöne Stadt geführt?" Lea denkt grimmig ‚Mein Vater...', will das aber so nicht antworten: "Ich stamme aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Wien. Nach dem Tod meiner Mutter hat mein Vater hier einen Job angenommen und so sind wir hergezogen." Sagt dies sachlich und emotionslos. Antons Mutter bekommt einen leichten Schock und weiß für einen Moment nicht was sie sagen soll. Schließlich sagt sie mit leicht zitternder Stimme: „Oh, das muss hart für dich gewesen sein." Lea weiß nicht, was von ihr nun als Antwort erwartet wird, sagt daher nur "ja“. Anton, der das bisher auch nicht wusste, schweigt ebenfalls, weil er keine Ahnung hat, was man jemanden sagt, der keine Mutter mehr hat. Da kommt Antons Vater mit dem Essen und teilt es aus. Nachdem er sich gesetzt hat, beginnt er zu grinsen: „Es wundert mich, dass du in Menschensachen kommst, und vor Sonnenuntergang! Die früheren Freunde von Anton kamen in Vampirkostümen und erst wenn es dunkel war. Und dass Anton überhaupt Interesse an jemanden hat, der nichts mit Vampiren zu tun hat…“ Während Antons Vater lacht, wird Anton rot, aber nicht nur aus Verlegenheit sondern auch etwas aus Wut: "Vati...! Bitte....." Lea schluckt, weil sie nicht weiß, was sie antworten soll, lächelt dann und meint: „Nein, ich bin ein ganz normales Mädchen, also nicht ganz, aber im Vampirkostüm lauf ich nur zu passenden Gelegenheiten herum.“ Dann muss sie grinsen: "Aber ich mag auch Vampirgeschichten. Mein Vater hat mir Draculafilme vorgespielt und mir immer wieder von dem Mythus erzählt. Die Faszination dieser Fabelwesen verbindet uns." Das hätte sie zumindest noch vor ein paar Tagen geantwortet und das passt vermutlich für die Eltern. Antons Mutter verzieht das Gesicht und wirft ihrem Mann einen Blick zu, der sagen soll, warum fängst du wieder mit dem Unsinn an. "Also doch nicht ohne Vampirinteressen...Anton zieht Vampire wie magisch an, weißt du“, grinst Antons Vater. Anton ist immer noch rot und verschränkt die Arme: "Kannst du das jetzt nicht mal lassen..." Antons Mutter will dieses Thema schnell ändern: "Hast du denn außer Vampiren noch andere Hobbies?" Irgendwie wurde ihr das Mädchen gerade unsympathisch. "Also Vampire sind nicht gerade ein Hobby", erwidert Lea, die merkte, dass Antons Mutter davon scheinbar nicht so viel hält. "Ich lese gerne gruselige Geschichten oder sehe mir Horrorfilme an, aber nicht ausschließlich, manchmal lese ich auch einfach nur so typische Mädchenbücher.“ Nun wird Lea rot, weil es ihr peinlich ist vor Anton so etwas zuzugeben. "und sonst... in Österreich habe ich Klavier- und Saxophonstunden gehabt, aber hier fand ich noch keinen passenden Lehrer, deshalb spiele ich nur manchmal für mich Saxophon, Klavier haben wir hier keines. Aber im nächsten Herbst möchte ich in den Schulchor einsteigen, falls das geht. Zuhause hab ich auch Rhythmische Sportgymnastik gemacht, aber diese Stadt hat keinen Verein, daher bin ich in den Turnunterricht eingestiegen. Sonst gehe ich noch gerne Joggen und Radfahren." Nun fällt ihr aber nichts mehr ein. Antons Mutter ist hellauf begeistert: "Hoffentlich steckst du Anton mit deinen vielen Interessen an. Ich habe ihn einmal in der Tanzschule angemeldet, aber wirklich was gelernt hat er dort nicht und er hat auch nie wieder getanzt. Kannst du tanzen?" - "Ähm, ich war mal eine zeitlang Ballett, aber richtige Paartänze kann ich nicht, außer ein bisschen Walzer, aber das ist ja nichts besonderes, das tanzt man schließlich immer zu Silvester." Antons Mutter beginnt gerade sich in Lea zu verlieben. Ihrer Meinung nach ist sie das perfekte Mädchen für ihren Sohn: "Anton, bitte nimm dir an diesem Mädchen ein Beispiel..." Anton verzieht das Gesicht. Nachdem sie aber nun mit dem Essen fertig sind, will er darüber nicht weiter diskutieren. „Können wir nun in mein Zimmer gehen, Lea ist schließlich wegen einem Buch gekommen.“ – „Ja“, antwortet die Mutter erfreut, „geht nur.“ Auch wenn Frau Bohnsack ein paar Bedenken hat, ob ihr Sohn für eine richtige Beziehung überhaupt schon alt genug ist, ist sie doch froh, dass er nun endlich mal ein normales und anständiges Mädchen kennt und scheinbar auch mag. Mädchen mit so vielen Interessen haben ihrer Meinung nach sowieso kein Interesse an Sex.
Anton geht mit Lea in sein Zimmer und schließt hinter ihnen die Tür. „Tut mir leid. Meine Eltern sind…“ Lea lächelt ihn an: „Ach lass es, ist doch nett, wenn man beim Essen nicht alleine sitzen muss und ein wenig plaudern kann…“ Anton ist erleichtert darüber, dass Lea das Essen mit seinen Eltern nicht so schlimm fand. Er geht zu seinem Bücherregal und nimmt ein Buch heraus. „Falls du noch nicht weißt, was du dir ausborgen willst, das würde ich dir empfehlen.“ Er hält ihr das Buch hin und sie nimmt es um den Buchdeckel zu lesen. In diesem Moment klopft es stürmisch ans Fenster. Beide sehen hin. „Willst du nicht aufmachen? Es ist vermutlich Rüdiger“, fragt Lea uns sieht ihn lächelnd an. Anton wird etwas nervös. In letzter Zeit hat Rüdiger nie so stürmisch angeklopft. Er vermutet eher, dass es Anna ist, die mittlerweile von ihrem Bruder erfahren hat, dass Samstag ein Mädchen bei Anton zu hause war und er die sogar mit zur Vampirfeier nehmen will. Anna ist mit Sicherheit wahnsinnig eifersüchtig und wer weiß, was sie Lea antut, wenn sie sie hier sieht. Da Lea ihn aber weiter fragend ansieht, geht er langsam zum Fenster und zieht den Vorhang zur Seite. Erstaunt starrt er in die Nacht. Vor dem Fenster sitzt Lumpi, der nun, da er Anton gesehen hat noch mal laut gegen die Scheibe schlägt und dabei grimmig das Gesicht verzieht. Anton öffnet hastig das Fenster. „Warum brauchst du so lange, um einem Freund das Fenster zu öffnen?“ krächzt Lumpi Anton an, der irgendwie nicht weiß, was er antworten soll. „Ich habe nicht mit dir gerechnet“, antwortet er schließlich wahrheitsgemäß, „Was willst du denn von mir?“ Lumpi grinst ihn an und zeigt seine Zähne. Anton bereut schon seine Frage, aber da ändert sich schon wieder Lumpis Gesichtsausdruck und er meint: „Was ich von dir will? Gar nichts, aber du willst was von mir wie ich hörte. Rüdiger hat mich gefragt, ob ich zufällig einen Ersatzumhang habe, den ich dir leihen könnte.“ Mit diesen Worten zieht er einen Umhang unter seinem hervor und zeigt ihn Anton. Dieser will danach greifen, aber Lumpi zieht ihn ihm weg. „Ich habe einen Ersatzumhang, aber ich wüsste nicht warum ich dir den geben sollte. Warum brauchst du ihn überhaupt?“ Plötzlich schaut Lumpi Anton böse an, dass Anton zu zittern beginnt. „Hast du etwa Onkel Theodors Umhang verloren?“ – „Nein,… nein“, stottert Anton, „ich brauche den Umhang nicht für mich, sondern für eine Freundin.“ – „Für eine Freundin?“ kreischt Lumpi. „Wie kannst du…“ In diesem Moment ist Lea aus Neugierde ein paar Schritte nach links gegangen, um ebenfalls einen Blick auf das Fenster und auf den fremden Vampir werfen zu können. Lumpi erblickt sie und erkennt sofort das Mädchen vom Spielplatz wieder, das ihn so verzaubert hat und dann aus Angst weglief. Sie wieder zu sehen, verschlägt ihm die Sprache. Er lächelt sie unbewußt an und kann seinen Blick nicht wieder abwenden. Lea starrt Lumpi ebenfalls liebevoll an. Ihre Angst, die sie empfand, als er mit Anton schimpfte, ist verflogen. Irgendwas an ihm fasziniert sie und es ist nicht allein die Tatsache, dass er Vampir ist, aber sie kann nicht sagen was es ist. Sein Aussehen wohl nicht. Er ist etwa in ihrem Alter, größer und schlanker, aber ungepflegt. Seine Haare stehen wild vom Kopf ab, seine Nägel sind seit Jahren wohl nicht mehr geschnitten worden und in seinem Gesicht sind 2 oder 3 Pickel, alles in allem nicht gerade ein Traummann. Aber seine Augen, Lea könnte sich in ihnen verlieren. Und dann ist da noch irgendwas. Lea hat auf einmal viel weniger das Gefühl verloren zu sein, wie sie es seit dem Tod ihrer Mutter immer hat. Anton starrt Lumpi fragend an, der mitten im Satz aufgehört hat zu sprechen und stattdessen vor sich hin starrt. Er dreht sich um und bemerkt, dass Lumpi Lea ansieht und sie ihn. Anton gefällt das gar nicht. Im ersten Augenblick denkt er, Lumpi hätte Lea hypnotisiert, weil er bei ihrem Anblick sofort Hunger bekam, aber dann erkennt er, dass es eine andere Art von Blick ist, die er Lea zuwirft. Anton wird eifersüchtig, weil er erkennt, dass Lea Lumpi mit demselben Blick ansieht. ‚Wären wir in einem Comic, hätten beide große Herzen statt Augen', denkt er grimmig. Um wieder irgendwie auf sich aufmerksam zu machen und die beiden zu stören, erklärt er Lumpi: „Das ist sie, meine Freundin. Sie heißt Lea.“ Lea lächelt wieder und Lumpi hüpft ins Zimmer, während er sie weiterhin ansieht. Lumpi hält ihr die Hand hin und sagt mit ungewöhnlich sanfter Stimme: „Ich bin Lumpi.“ Lea lässt Antons Buch neben sich auf das Bett fallen und nimmt Lumpis Hand. Beide sehen sich weiter in die Augen und Anton empfindet die Begrüßung der beiden wie eine Ewigkeit. Plötzlich aber lässt Lumpi Leas Hand los und fährt herum. Mit wutverzerrtem Gesicht sieht er Anton an. In ihm ist mit einem Mal die Eifersucht hochgestiegen. Das Mädchen, das ihm so gut gefällt, das ihn verzaubert hat, ist Antons Freundin. Er wollte ihr den Hof machen, in ihrer Nähe sein, er wollte… eigentlich weiß er gar nicht so genau, was er mit ihr machen wollte, weil er keine Ahnung hat, was man mit einem Mädchen alles machen kann, außer reden und rum fliegen. Aber irgendwie weiß er, dass es da noch mehr gibt, was man machen könnte und er das mit ihr machen will. Und wenn es das nicht gibt, so will er zumindest jede Minute bei ihr sein, die er kann. Aber nun ist sie hier, hier bei Anton und macht mit ihm… was auch immer. Lumpi findet, wenn er schon nicht mit Lea befreundet sein kann, so soll es auch ja kein anderer Junge sein, und schon gar nicht Anton. „Was wolltest du mit dem Unhang überhaupt machen“, fährt er daher Anton wutschnaubend an. „Wolltest du mit ihr bei Mondenschein romantische Rundflüge machen, oder so was?“ Anton beginnt neuerlich vor Angst zu zittern und auch Lea tritt ein paar Schritte zurück. Anton schluckt und versucht angestrengt seine Stimme halbwegs normal klingen zu lassen: „Nei… ein, nein, ich… ich wollte sie zur Vampirfeier mitnehmen.“ Lumpi sieht ihn verwundert an, dann dreht er sich zu Lea um: „Wolltest du mit ihm auf die Alles-ist-vergeben-und-vergessen-Party gehen?“ Lea sieht Lumpi ein wenig ängstlich an, irgendwie wie ein kleines Kind, das sich am liebsten hinter Mamis Beinen verstecken würde. Sie nickt nur, weil sie nichts sagen kann. Lumpi sieht ihren Blick und wird traurig. Er könnte sich ohrfeigen dafür, dass er immer so schnell auf 180 ist. Ihm wird klar, dass Lea wohl nie mit ihm befreundet sein will und dass das nicht Antons Schuld ist, sondern seine, weil er immer so schnell aufbrausend wird. „Tut mir leid“, flüstert er fast lautlos zu Lea. Diese versteht es und sieht ihn verwundert an. Sie kann irgendwie nicht glauben, dass er sich eben bei ihr entschuldigt hat, denn Anton hat ihr erzählt, dass Vampire das nie tun. Dann dreht sich Lumpi wieder zu Anton. Er sieht ihn an und denkt nach. Es zieht sich seine Brust zusammen bei dem Gedanken, dass Anton mit Lea Hand in Hand auf die Party kommt und nachmittags schon, wenn er noch in seinem Sarg liegt, sich mit ihr zusammen verkleidet und lacht. Dieses Gefühl ist ihm fremd und er weiß gar nicht woher es kommt, aber er weiß, dass wenn er das unterbindet, es ihm besser geht. Wenn er Anton nicht den Umhang gibt, kann Lea nicht mit zu der Feier. Dann dreht er seinen Kopf zu Lea und sieht sie an. Immer wenn er sie sieht muss er lächeln und fühlt sich gleich besser. Da fällt ihm ein, dass es vielleicht einer der wenigen Möglichkeiten wäre Lea wieder zu sehen, wenn sie auf die Feier kommt. Noch dazu wäre sie dann in seiner Welt. Er könnte sie dort vor den anderen beschützen und er könnte ihr alles zeigen und ihr alles erklären. Er dreht sich wieder zu Anton und sagt: „Ich werde dir trotzdem nicht den Umhang für sie geben.“ Anton ist enttäuscht und will was erwidern, aber da dreht sich Lumpi zu Lea und geht auf sie zu. „Ich gebe ihn dir. Ich vertraue Anton nicht ganz. Er behauptet zwar Rüdigers, Annas und mein Freund zu sein, aber immer wenn er uns in Schwierigkeiten gebracht hat, will er sich davor drücken uns zu helfen. Und dabei ist es für ihn ganz selbstverständlich, dass wir ihn immer zu der Vampirfeier mitnehmen und an unseren Vampirtagen einladen. Wir müssen ihn regelmäßig bei Gefahr beschützen, aber er… Er ist ein sehr ungewissenhafter und egoistischer Freund, weißt du.“ Anton ballt seine Hände zu Fäusten. Das ist ja mal wieder typisch für diese Vampire, ihn als ungewissenhaft und egoistisch zu bezeichnen. Was er schon alles wegen ihnen durchmachen musste. In was für Gefahren die Vampire ihn schon gebracht haben und welche Probleme er schon wegen ihnen hatte. Sie sind es doch, die egoistisch sind und immer nur von ihm Opfer verlangen. Hätte Rüdiger das eben gesagt, hätte Anton ihm die Meinung gegeigt. Rüdiger vertraut er, auch wenn er wütend wird, so hat er doch nie ernsthaft Anton wehtun oder beißen wollen. Lumpi traut er allerdings nicht. Bei dem weiß man nie, zu was er fähig ist. Daher schluckt er seinen Ärger runter und beobachtet, wie Lumpi Lea den Umhang hinhält. Lea greift mit unsicherem Blick und leicht zitternden Hand danach. Lumpi lässt den Umhang aber nicht los. Nicht weil er sich es anders überlegt hat, sondern weil er, wenn sie ihn hat keinen Grund mehr hat hier zu sein und sie ansehen zu können. Doch da fällt ihm was ein: „Kannst du denn fliegen?“ – „Nein“, Lea muss lachen. Sie ist ein Mensch, wie sollte sie fliegen können, doch da wird ihr urplötzlich klar, dass man mit dem Umhang ja fliegen können wird und er sicher meinte, ob sie das denn könne. Lea hört auf zu lachen und wird ein bisschen rot, weil sie so dumm ist. „Nein“, sagt sie noch mal etwas zaghaft. Anton, der schon ahnt, auf was Lumpi hinaus will, antwortet schnell: „Ich kann es ihr zeigen. Bis Samstag kann sie sicher gut fliegen.“ Lumpi lacht und lässt nun doch den Umhang los, so dass Lea ihn an sich drückt, so fühlt sie sich ein wenig sicherer. „Du willst Lea das Fliegen beibringen“, Lumpi dreht sich zu Anton um und lacht. „Du bist doch selbst noch ein Fluganfänger. Ich hingegen fliege schon seit über 150 Jahren Nacht für Nacht, ich bin Profi. Außerdem, was willst du denn machen, wenn sie plötzlich abstürzt. Du kannst sie mit deinen schwachen Armen doch gar nicht auffangen. Ich hingegen heiße ja nicht umsonst ‚Lumpi der Starke'.“ Mit diesen Worten dreht es sich zu Lea um und sieht sie stolz an. Lea muss ein Lachen unterdrücken. Obwohl er so groß ist und hunderte von Jahren alt, wirkt er doch jetzt wie ein kleines Kind, das stolz seiner Mama ein Bild mit Krixikraxi drauf zeigt. Lea, die keine Ahnung davon hat, dass echte Vampire ungeahnte Kräfte haben, kann auch nicht wirklich glauben, dass Lumpi stärker als Anton ist. Er ist zwar großer, aber sehr dünn. Anton hingegen hat, trotz seiner unsportlichen Ader, einen muskulösen Oberkörper, das ist ihr im Sportunterricht positiv aufgefallen. Lumpi deutet Leas grinsen als Beeindruckung von seinem Namen und lächelt sie an. Anton stottert ein paar „aber“ und „ich“, aber Lumpi und Lea beachten ihn nicht. Sie sehen sich wieder an. „Zieh ihn über“, meint dann Lumpi lieb. Lea versucht das Ding irgendwie anzuziehen, kommt mit dem zerlöchertem Stofffetzen aber nicht klar. Lumpi hilft ihr. Als er so knapp vor ihr steht, richt sie das erste Mal bewusst seinen Modergeruch, aber sie findet ihn nicht abstoßend, im Gegenteil, sie atmet tief ein. Als Lea nun im etwas großen Umhang vor den Beiden steht, bekommt sie doch Angst. Sie hat, als sie zusagte zur Party zu kommen, nicht daran gedacht, dass sie auch fliegen müsste. Lumpi sieht sie begeistert an: „Du musst nur deine Arme bewegen und schon fliegst du." Lea will nicht zeigen, was für Angst sie hat, atmet daher tief durch und schließt die Augen. Dann bewegt sie die Arme leicht auf und ab, während sie immer noch die Augen geschlossen hält. Ohne jede Schwierigkeit schwebt sie einen halben Meter über dem Boden, da öffnet sie die Augen und schaut die beiden ängstlich an. "Und wie komm ich da jetzt wieder runter?" fragt sie mit zitternder Stimme. "Mit Gefühl musst du die Arme langsam wieder runterlassen, “ erklärt Lumpi mit ruhiger Stimme, der wohl gemerkt hat, das Lea unwohl ist. „dann schwebst du wieder runter...und wenn du die Arme richtig auf und ab bewegst und zu beiden Seiten ausstreckst kannst du richtig fliegen und auch steuern wohin du fliegst..." Er lächelt sie ermutigend an. Lea senkt die Arme und landet wieder. Eine kurze Zeit steht sie mit wackligen Knien da. Dann bewegt sie die Arme heftiger und schwebt unter die Decke, landet wieder, diesmal etwas unsanft. Sie steht zitternd vor den beiden und schaut sie hilfesuchend an. „Würdest du dir zutrauen draußen zu fliegen?“ fragt Lumpi. „Wenn nicht, dann lassen wir's lieber… aber ich kann dich beruhigen, wenn was passiert dann halte ich dich fest, ich bin ein sehr guter Flieger und sehr schnell..." Lumpi lächelt sie beruhigend an, während Anton genervt das Gesicht verzieht. "Kannst du mir denn die Hand geben beim Fliegen?" Lea schaut Lumpi wie ein kleines verängstigtes Kind an. Anton kann es nicht glauben, sein Gesichtsausdruck wird wütender, aber die beiden anderen beachten ihn gar nicht. Lumpi nickt lächelnd: "Das werde ich sehr gern tun..." Lea greift nach seiner Hand und geht mit ihm zum Fenster. Anton platzt nun endgültig der Kragen. Irgendwie muss er das verhindern. „Lea“, ruft er da, etwas zu laut wie ihm auffällt, als Lumpi und Lea sich fragend zu ihm umdrehen. „du kannst nicht aus dem Fenster fliegen, du hast keine Schuhe an.“ Lea sieht auf ihre Füße und lacht: „Ja richtig, ich werde sie mir holen.“ Dann sieht sie lieb zu Lumpi. „Wartest du vielleicht unten vorm Haus auf mich?“ Dieser nickt und fliegt aus dem Fenster. Anton, der das so nicht geplant hatte, redet auf Lea ein, aber die hört ihm gar nicht zu. Sie zieht den Umhang aus und packt ihn in ihren Rucksack, dann öffnet sie seine Zimmertür und verabschiedet sich im Vorbeigehen von Antons Mutter, die in der Küche beschäftigt ist. Anton ruft seiner Mutter zu, dass er Lea heim begleiten will, aber da kommt sie aus der Küche und meint: „Anton, du musst noch Hausaufgaben machen und der Geschirrspüler gehört ausgeräumt.“ Anton mault: „Das kann ich doch später machen, ich will nur sicher sein, dass sie gut heim kommt.“ – „Vati kann sie ja fahren.“ Lea und Anton rufen gleichzeitig „nein“, was die Mutter etwas stutzig macht. „Nein Frau Bohnsack“, erklärt Lea. „das ist nicht notwendig, es ist ja nicht weit.“ Frau Bohnsack sieht noch immer etwas skeptisch auf die beiden, geht dann aber wieder in die Küche. „Tschüss Anton“, verabschiedet sich Lea schnell und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Anton ist so perplex darüber, das er nichts erwidern kann. Als er seine Sprache wieder findet, ist Lea schon aus der Tür draußen und die Treppe hinunter gelaufen. Anton eilt in die Küche, murrt leise vor sich hin und räumt in Windeseile den Geschirrspüler aus. Seine Mutter ist darüber ganz erstaun. Dann flitzt er in sein Zimmer holt den Umhang aus dem Schrank und öffnet das Fenster, aber von Lumpi und Lea ist nichts mehr zu sehen. Den Tränen nahe wirft er sich auf sein Bett und verflucht sich, weil er Rüdiger wegen dem Umhang gefragt hat.
Lea kommt aus dem Haus gerannt. Lumpi wartet schon vor der Tür. Er nimmt ihre Hand und fragt sie, wo es jetzt hingehen soll. Lea zuckt mit den Schultern. "Ich weiß nicht, vielleicht probieren wir es erst mal ein Stückchen zu fliegen, irgendwohin in die Nähe.“ Sie atmet tief ein und drückt seine Hand ganz fest. Lumpi geniest es ihre Hand zu halten: "Okay... also dann schlage ich vor, wir fliegen aus der Stadt raus und zu einem kleinen See... dort ist es sehr schön... ist in der Luft nur ein paar Minuten von hier..." Er lächelt sie aufmunternd an, weil er gemerkt hat, dass ihr das Fliegen doch etwas unheimlich ist. „Ok.“ Leas Stimme klingt nun noch unsicherer, doch dann löst sich von ihm und schließt wieder die Augen. Sie stellt sich ganz aufrecht hin, streckt die Arme aus und bewegt sie dann langsam rauf und runter, bis sie sich vom Boden erhebt. Lumpi erhebt sich auch in die Luft. "Probieren wir erstmal ein paar Meter vorwärts aus...hier, dicht über dem Boden." Er reicht ihr die Hand und fliegt mit ihr zusammen zwei, drei Meter vorwärts. Lea hat die Augen immer noch geschlossen und spürt nur seine Hand, die sie verkrampft festhält. Lumpi schaut sie an und stellt zufrieden fest, dass sie auch den anderen Arm zur Seite ausgestreckt hält. "Du machst das gut! Und jetzt versuchen wir eine Kurve...du musst dich dabei nach rechts neigen, wie das ein Flugzeug auch macht..." Er fliegt mit ihr diese Rechtskurve. Lächelnd meint er: „Klappt doch ganz gut! Du bist talentiert!" Lea beginnt nun auch zu lächeln, traut sich aber nicht die Augen zu öffnen: "Der jahrelange Tanzunterricht war doch zu was gut." Über diese Bemerkung muss sie selbst lachen. "So was hilft wirklich! Wir Vampire können zum Beispiel alle gut tanzen!" erklärt Lumpi stolz und fliegt jetzt mit ihr im Kreis herum. „Siehst du, du kannst es fantastisch..." Lea geniest schon fast das Gefühl zu fliegen. Sie lässt sich von ihm führen und übernimmt seine Bewegungen. "Was meinst du, wollen wir jetzt etwas höher?" Obwohl sie es nicht sehen kann lächelt er ihr zu. Lea drückt fest seine Hand: "So lange ich meine Augen geschlossen lasse, hab ich keine Angst, solange du da bist." Bei dieser Aussage muss er wieder erfreut lächeln: "Brauchst du auch nicht...ehrlich" Dann steigt er mit ihr zusammen etwas mehr in die Höhe, fliegt ein Stück bis zu einer dunklen Gasse, und dort sinkt er gemeinsam mit ihr zur Erde und landet. Lea macht die Augen auf, nachdem sie Boden unter den Füßen spürt: "Und jetzt?" - "Willst du immer noch irgendwo hinfliegen?“ Lumpi hätte fast ‚Irgendwo wo es romantisch ist?' hinzugefügt, konnte es sich aber im letzten Moment noch verkneifen. Lea hat ein merkwürdiges freies Gefühl. Sie stellt sich ganz nahe vor ihn hin und sieht ihn tief in die Augen. Von ihm geht eine Anziehungskraft aus, die ihr Herzklopfen bereitet: "Ja, das will ich, aber nimm mich wieder bei der Hand bitte." Und ohne eine Antwort abzuwarten, greift sie wieder nach seiner Hand. Lumpi nimmt zärtlich ihre und fliegt mit ihr los in Richtung See. Dort landet er mit ihr: "Ist es nicht schön hier?" Lea schaut sich auch um und bemerkt in weiterer Entfernung eine Menschenmasse. "Was ist denn dort los, warum sind hier so viele Menschen?" Lumpi ist ein wenig enttäuscht darüber, dass sie nicht die Romantik an diesem Platz spürt, sieht dann aber ebenfalls den Menschenauflauf. Sein Gesicht wird ernst: "Oje... Komm, wir schauen mal was los ist... aber wir dürfen uns nicht sehen lassen... Vampire müssen meistens unerkannt bleiben..." Er schleicht sich mit ihr näher heran und schaut in einiger Entfernung auf das Geschehen: "Da ist irgendwas passiert..." Lea zieht den Umhang aus und gibt ihn ihm: "Ich geh nachschauen, bleib du da." Er nickt, blickt aber sorgenvoll drein. Lea lächelt ihn an und rennt hinüber. Sie stellt sich zu den anderen und versucht sich einen Überblick zu verschaffen. Schließlich werden alle Schaulustige von der Polizei weggeschickt. Sie folgt erst der Menschenmasse, biegt dann aber unbemerkt ab um zu Lumpi zu gelangen. Ohne ein Wort zu sagen, packt sie ihn am Umhang und zerrt ihn zwischen die Bäume. Lea ist äußerst nervös und durcheinander. Lumpi gibt ihr den Umhang zurück und meint: „Lass uns fliegen!“ - "Nein, nicht fliegen! Hier sind überall Polizisten. Und wenn jemand uns fliegen sieht, wird vielleicht doch jeder hier an Vampire glauben,..." Sie rennt weiter und zerrt ihn am Umhang hinter sich her. Lumpi nickt und lässt sich von ihr mitziehen. Als sie nach langem Rennen endlich auf der anderen Seite des Waldes heraus kommen, bleibt Lea endlich stehen. Sie stütz ihre Arme auf ihre Oberschenkel um wieder zu Luft zu kommen. Von unten schaut sie Lumpi angsterfüllt an. Auch er ist außer Atem und jappst: "Was ist da passiert...?" Lea begreift plötzlich, dass Lumpi kein lieber Junge ist, in den man sich verlieben kann, sondern ein Vampir, ein Blut trinkendes Monster, eine Bestie. Sie beginnt zu weinen. Lumpi ist ein wenig überfordert mit der Situation. Normalerweise amüsiert es ihn, wenn Menschen in seiner Gegenwart vor Angst und Schmerz weinen, aber dass dieses süße Mädchen weint, will er nicht. Etwas unsicher nimmt er sie in den Arm, weil er nicht weiß, was er sonst tun soll. "Ist schon gut... du musst es nicht erzählen..." spricht er beruhigend auf sie ein. Sie aber reißt sich von ihm los und geht ein paar Schritte rückwärts. Als sie stehen bleibt, blickt sie ihn wütend an. Lumpi ist darüber etwas geschockt. "Was habe ich denn getan...?" Tränen fließen über Leas Wangen. Sie schreit ihn wütend an: "Ich bin nicht dumm! Ich kann eins und eins zusammen zählen und im Gegensatz zu der Polizei weiß ich, dass der tote Junge dort nicht von einem Menschen getötet wurde!" - "Du meinst.....da ist ein Toter? Und das ist jemand aus meiner Familie gewesen? Aber... das kann ich mir nicht vorstellen, schließlich töten wir nicht..." Lumpi ist völlig aufgelöst, zum einen über die Tatsache, dass dort ein Toter liegt, zum anderen, dass Lea glaubt er oder einer seiner Familienmitglieder wäre es gewesen. Sie hält ihn jetzt sicher für ein Monster. Lea wird noch wütender: "Und das soll ich glauben. Das war eindeutig ein Vampir. Blutleer aber nirgends ein Tropfen Blut, nur eine kleine Wunde am Hals. Ihr seit doch eindeutig nichts weiter als Monster.“ Mit diesen Worten schmeißt sie ihm den Umhang vor die Füße, dreht sich um und geht heulend langsam weiter. "Aber wir töten nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen“, versucht Lumpi verzweifelt sie umzustimmen, aber sie geht weiter. Lumpi beginnt nun selbst zu weinen: "Lea, bitte warte doch... geh nicht weg!" Lea dreht sich noch mal verheult um und sieht ihn an. Ganz ruhig und mit Überzeugung meint sie: "Das war ein Vampir, ganz eindeutig. Außerdem haben die, die die Leiche fanden eine Gruppe weglaufen gesehen, die in schwarze Mäntel ... oder Umhänge gehüllt waren. Irgendwie dachte ich, du wärst nicht anders als ein Mensch, aber nachdem ich das gesehen hab, ist mir klar, du hast nicht das Geringste von einem Menschen." Schnell dreht sie sich wieder weg und läuft nach Hause. Verzweifelt ruft er ihr hinterher: „ABER ICH HABE NIEMANDEN GETÖTET, NIEMALS...!" Verzweifelt bricht er an der Stelle zusammen. In ihrer Gegenwart hat er sich wie ein Mensch gefühlt. Er war glücklich und hat fast vergessen, was er ist. Schließlich steht er auf und fliegt herum. Er hofft sie irgendwo zu sehen.
Lumpi fliegt über die Stadt und erkennt plötzlich Lea, die auf einen Wohnblock zuläuft. Als sie vor einem Haus stehen bleibt und in ihrer Tasche kramt, denkt er plötzlich nicht mehr und schießt auf sie zu. Er packt sie und fliegt kerzengerade hoch, knapp an der Hauswand entlang. Lea, erschrocken über den plötzlichen Überfall, schreit, doch vor lauter Schreck, dass sie sich plötzlich in die Höhe bewegt, erstickt ihr Schrei und sie jappst nach Luft. Lumpi wird langsamer und landet behutsam auf dem Flachdach des Hauses. Er setzt Lea ab und sieht sie an. Lea starrt ihn entsetzt an. Sie bekommt kein Wort heraus. „Ich… ich“, fängt Lumpi an es zu erklären. „Ich konnte dich nicht so gehen lassen. Ich will das du mir zuhörst und wenn du mich dann immer noch hasst, ist das dein gutes Recht, aber jetzt hör mir einfach mal zu.“ Ihr Gesicht zeigt wieder Wut: „Du hast mich eben überfallen und entführt und erwartest jetzt, dass ich mich hinsetze und deiner Geschichte lausche. Geht's dir noch ganz gut da oben?“ Lea hält ihren Zeigefinger hoch zu ihrem Kopf und dreht ihn, um zu demonstrieren, dass sie der Meinung ist, er spinnt. Dann geht sie ein Stück weg von ihm. Ihr ist klar, dass sie hier nicht weg kann und für einen kurzen Moment bekommt sie Angst, hier oben kann er mit ihr machen, was er will, ohne das es jemand merken würde oder ihr helfen könnte. Beunruhigt über diese Tatsache setzt sie sich an einen der Rauchfänge gelehnt auf den Boden und befürchtet das Schlimmste. Lumpi hockt sich vor sie hin, schaut sie traurig, entschuldigend und beruhigend zugleich an. Leise und ruhig beginnt er zu sprechen: "Ich schwöre dir, ich habe noch nie einen Menschen getötet... und aus meiner Familie auch niemand... wenn das wer von meiner Familie war, dann werde ich herausfinden wer es gewesen ist... und denjenigen fertig machen... ihm meine Meinung sagen...versprochen..." Lea sieht, dass er geweint hat und wundert sich darüber. Es berührt sie. Vielleicht ist es ja ein Zeichen dafür, dass er die Wahrheit sagt: "Diese Vampirsache ist noch schwieriger, als ich dachte." Ihre Wut ist verflogen. Sie sieht ihn nur noch traurig an. "Verstehe...aber ich will dass du weißt, dass wir für die Nahrungsbeschaffung niemals töten müssen und es auch nicht tun... ich kann mir den Grund nicht vorstellen, warum jemand das getan hat... aber ich werde es raus finden“, erklärt Lumpi weiter ruhig und leise, während er sie tiefgründig und deprimiert ansieht. "Mir kam der Gedanke“, meint da Lea mit zitternder Stimme. „dass du vielleicht nichts anderes vor hast, als mich tot zusaugen und du vorher nur mit mir spielst, wie Katzen mit einer Maus, die sie fangen." Sie senkt den Kopf und hofft inständig, dass sie falsch liegt. Eigentlich weniger, weil sie Angst vor dem Tod hat, sondern eher, weil sie, als sie Lumpi sah, dieses Gefühl von Glück und Zufriedenheit verspürte und es ihr weh tun würde, wenn sie sich geirrt hätte. "Ich mache dir keinen Vorwurf... das würden wohl alle nach diesem Vorfall denken... aber glaube mir ich würde dir niemals was tun. Wenn ich dich sehe, dann verspüre ich keinen Hunger und keinen Durst, ich habe den ganzen Abend noch keine Lust auf Blut gehabt." Lea sieht ihn skeptisch an. Lumpi versinkt in ihren Augen. Seine Stimme klingt ungewöhnlich weich und lieb und außerdem verträumt: „Seit ich dich das erste mal sah, hab ich nur einen Wunsch, in deiner Nähe zu sein,…“ Er würde ihr jetzt gerne sagen, dass er außerdem sie berühren möchte, aber er glaubt nicht, dass das klug wäre. „Ich habe so ein unbeschreibliches Gefühl in mir…“ Er denkt darüber nach, wie er beschreiben kann, was er fühlt. „Es ist wie der Drang einen Sonnenaufgang sehen zu wollen, obwohl ich weiß, dass es mich töten würde.“ Lea kapiert nicht ganz was er damit meint und sieht ihn fragend an. Aber wie sollte ihr Lumpi das erklären. Er würde sie gerne küssen, also nicht beißen, aber wenn sie ihn wegstößt, würde ihn das umbringen und wenn seine Familie wüsste, dass er eben dabei ist, sich in einen Menschen zu verlieben, würde die ihn umbringen. Anstatt ihr eine Erklärung zu geben, setzt er sich vor sie und fragt: "Sag mal... Kannst du mir einen Gefallen tun? Kannst du mir erzählen wie ein Sonnenaufgang aussieht? Ich weiß es nicht mehr...ich habe schon so lange keinen mehr gesehen." Lea sieht ihn an und bekommt Tränen in die Augen und weiß eigentlich nicht genau warum. Aber die Einsicht, dass Lumpi seit, wer weiß wie lange, nur die Nacht und die Dunkelheit kennt, rührt sie. Sie denkt eine Weile nach: "Ein Sonnenaufgang? Ich weiß nicht? Wie soll man das beschreiben? Wunderschönes Licht, die Geräusche der Nacht sind verstummt und die des Tages noch nicht da. es ist wie..." Sie schaut hinauf in den Sternenhimmel. "Es ist wie die Berührung eines wunderbaren Menschen, wie eine Umarmung." Dann sieht sie wieder zu ihm. Lumpis Herz beginnt stark zu klopfen, bei diesen Worten. Er zittert fast. Dann setzt er sich neben sie, hebt langsam seinen Arm und legt ihn um sie. "Meinst du...so?" fragt er zaghaft und erwartet etwas Schlimmes. Aber Lea schließt nur kurz die Augen und atmet tief durch. Auch ihr Herz klopft stark. Doch sie hat keine Angst. Sie findet diese Berührung wunderschön. “Ja, ungefähr so", haucht sie und nähert sich ihm ein wenig. Lumpi blickt in die Augen von Lea und meint verträumt: "Deine Augen sind so wunderschön...sie sind geheimnisvoll und interessant...dieses moosgrün...so schön..." Sein Gesicht nähert sich ihrem. Lea schaut ihm auch in die Augen. Dann öffnet sie den Mund um was zu sagen, bekommt aber nichts heraus. Lumpi hofft, dass er jetzt nichts Falsches tut. Er küsst sie ganz sanft und flüchtig auf den Mund. Lea schließt ihre Augen. Als seine Lippen ihre berühren, ergreift sie seine Hand. Sein Herz ist am rasen, alles ist vergessen in diesem Moment. Er genießt die Berührung ihrer Hand und drückt ihre leicht. Dann küsst er sie noch einmal, diesmal etwas länger und nicht ganz so flüchtig. Lea wünscht sich, dass der Kuss nie endet. Sie lässt seine Hand los und streicht stattdessen seinen Arm hinauf, bis sie bei seinem Nacken ankommt. Sanft zieht sie ihn zu sich. Der Kuss lässt Lumpi alles um ihn herum vergessen. Er vergisst sogar, dass er ein Vampir ist und sie ein Mensch und was das für Konsequenzen bedeuten könnte. Er küsst sie weiter und streichelt dabei mit seiner Hand über ihre Haare. Lea konzentriert sich auf das was sie fühlt. Dieser Kuss war nicht nur schön, er war magisch und sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl mehr zu wollen. Nach einiger Zeit löst Lumpi den Kuss und sieht sie an. Diese ganze Sache überwältigt ihn so sehr. Er kann gar nicht glauben, dass es so etwas Schönes gibt. Er hat plötzlich das Gefühl all die vielen Jahre vergeudet zu haben, bis ihm klar wird, das dieses Mädchen ja erst seit 15, 16 oder 17 Jahren auf der Welt sein kann. Dann fällt Lumpis Blick auf den Horizont. „O nein...“ ruft er erschrocken. „die Sonne...sie...sie wird aufgehen!" Er sieht Lea traurig an: "Aber ich will noch nicht gehen...ich will bei dir bleiben..." - "Ich will auch nicht das du gehst..." – „Wollen wir uns nach Einbruch der Dunkelheit wieder treffen?" Lumpi lächelt sie leicht an. Lea nickt. Als Lumpi sich erhebt, fällt ihr plötzlich was ein und sie springt auf: „Warte, wie komm ich denn jetzt von dem Dach wieder runter?“ Lumpi grinst, das hatte er auch ganz vergessen. Dann holt er den zweiten Umhang wieder unter seinem hervor und reicht ihn ihr. „Hier, ich sagte doch, den gebe ich dir. Ich werde morgen gleich nach Sonnenuntergang hier her kommen.“ – „Ich werde hier sein.“ Lea lächelt ihn an und Lumpi lehnt sich noch einmal zu ihr hinunter um sie zu küssen. Nachdem er abgeflogen ist, streift Lea sich den Umhang über und fliegt ängstlich, schließlich ist sie noch nie ganz alleine geflogen, runter vors Haus.
Die kommenden 2 Nächte verbrachte Lea von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang mit Lumpi. Er zeigte ihr ein verlassenes Wirthaus im Jammertal, wo er immer mit seinem Haufen Kegeln ist. Und er brach mit ihr in die Turnhalle ein, weil er dort immer mit seiner ehemaligen Band probte. Beide Nächte endeten damit, dass die beiden in Leas Bett lagen, sich knutschten und streichelten, bis Lea in Lumpis Arm einschlief. Lea geht es gut, so gut wie seit Monaten nicht mehr, vielleicht sogar besser, als es ihr jemals ging. Am Donnerstag geht sie lachend und singend in den Sportunterricht. Vor lauter Tatendrang läuft sie von der Gardarobe zum Eingang der Halle. Kurz vor der Tür rennt sie unabsichtlich in Anton hinein, der gerade aus der Jungengardarobe gekommen ist. Er ist immer noch beleidigt und gekränkt, weil Lea am Montag einfach mit Lumpi weggegangen ist. Als er Lea aber sieht, sie ihn freudestrahlend anlächelt, ist seine Laune gleich wieder gebessert, weil er denkt, dass sie seinetwegen so strahlt. „Hi Anton“, begrüßt sie ihn weiter lächelnd. Anton beginnt nun auch fröhlicher zu schauen und begrüßt sie seinerseits. „Kommst du am Samstag nun mit zu der Party“, fragt er sie etwas schüchtern, weil er Angst hat, dass sie es sich nach einem Abend mit Lumpi anders überlegt hat. Ihre Antwort „Ja klar, ich werde mit Lumpi hinkommen“ enttäuscht ihn aber noch mehr und macht ihn wieder sauer. „Mit Lumpi?“ fragt er und schaut sie dabei grimmig an. Lea lächelt weiter und hüpft herum: „Jaaaa, Lumpi ist mein Freund!“ Nach dieser Aussage macht er sich nur noch Sorgen um sie: „Lea, bitte glaub jemanden, der schon seit Jahren mit Vampiren befreundet ist. Eine Freundschaft mit ihnen ist alles andere als einfach. Sie sind egoistisch und drehen sich alles so, wie sie es gerade brauchen. Sie entschuldigen sich nicht und sagen niemals ‚bitte' und ‚danke'. Sie halten keine Versprechen und ihre Auffassung von ausleihen ist auch eine andere. Ich weiß, ich bezeichne Rüdiger auch als meinen besten Freund, aber nur, weil ich mit den Leuten in der Schule nichts anfangen kann, außer mit dir, und weil er anders ist, als die anderen Vampire. Aber Lumpi ist unberechenbar. Er tut so als wäre er dein Freund und ist nett, aber er ist meistens nur auf das eine aus. Ich will gar nicht aufzählen, wie oft er schon versucht hat sich an mir zu vergreifen. Und du kannst nie wissen, ob nicht etwas, was du sagst ihn beleidigt und er sofort aufbrausend wird. Du solltest echt aufpassen, so jemanden als Freund zu bezeichnen. Du weißt nicht, was er vor hat und wann er seine Zähne in dich bohrt.“ Lea ist während dieser Worte auch ernst geworden. Sie kann nicht verstehen, warum gerade Anton so redet. Und sie will Lumpi auf jeden Fall verteidigen: „Vielleicht war er früher so. Vielleicht ist er auch heute noch so in Gegenwart von anderen Menschen. Aber bei mir ist er anders.“ Anton seufzt, lässt aber Lea mal weiter reden. „Er hatte in den letzten Nächten genug Möglichkeiten mich zu beißen und hat es nicht gemacht. Und jedes Mal, wenn seine Lippen meinen Hals berührten hatte ich nicht die Angst oder das Gefühl, dass er gleich seine Zähne ausfährt und sie mir rein rammt.“ Anton ist über diese Worte geschockt. Die letzten Nächte? Nie hätte er geglaubt, dass sie sich noch mal mit Lumpi getroffen hat. Und was war das mit seinen Lippen? „Seine… Lippen… an deinem Hals?“ Anton stottert leicht, weil er nicht weiß, was er davon halten soll. Das kann doch nicht das bedeuten was er denkt. „Was machen seine Lippen an deinem Hals?“ – „Ich sagte doch, er ist mein Freund.“ Anton schluckt. „Dein… dein.. Freund? Du… du meintest er ist nicht EIN Freund, sondern… DER Freund?“ Lea nickt nur. Anton würde am liebsten irgendjemanden eine rein hauen. Zum einen, weil er nicht versteht, wie so ein liebes und intelligentes Mädchen mit einem übel riechenden, ungepflegten und unsympathischen Vampir zusammen sein kann, statt mit ihm und zum anderen, weil er sich wirklich Sorgen um Lea macht. Er traut Lumpi nicht über den Weg. Anton spürt wieder, wie die Wut in ihm aufsteigt: „Ja bist du denn verrückt?“ schreit er. Da gerade jemand an ihnen vorbei geht, zieht Anton Lea ein Stück von der Eingangstür zur Halle weg und spricht wieder leiser: „Lumpi ist ein Vampir!“ – „Danke, das weiß ich schon.“ Anton schnauft. „Du kannst doch nicht mit einem Vampir zusammen sein. Die sind menschenfressende Ungeheuer.“ Lea lacht: „Jetzt übertreibst du aber echt. Ganz abgesehen davon… Du bist doch mit Anna schon seit Jahren quasi verlobt.“ Anton wollte eigentlich weiter auf die Tatsache eingehen, dass Lumpi ein Vampir ist, aber die Erwähnung von Anna trifft ihn wie eine Faust im Gesicht. „Woher…?“ Anton schaut sie leicht geschockt an, doch dann fängt er sich langsam wieder. „Das… das ist doch etwas anderes.“ Lea kommt nun langsam richtig in Fahrt: „Ach, das ist also was anderes, und warum, weil du ein Mann bist und ich ein armes, schwaches Mädchen?“ – „Nein, weil…“ Wie soll er ihr denn das nun erklären? Die Wahrheit wäre, dass Anna ein Kind ist und es immer sein wird und dass das zwischen ihnen nichts weiter ist als Schwärmerei ohne Zukunft. Aber das kann er Lea nicht sagen, weil er sich das selbst noch nicht so eingestehen will. Tatsache ist, dass er Anna liebt, aber Lea… Sie macht ihn an, wie soll man es anders ausdrücken? Wenn er beim Sprechen ihre Lippen beobachtet, würde er sie am liebsten küssen. Wenn sie nach dem Aufwärmen ihr T-Shirt auszieht und nur noch im hautengen Top in der Halle steht, kann er seine Augen nicht von ihrem Oberkörper lassen. Was täte er dafür einmal über diese Rundungen zu streichen. Schon bei dem Gedanken an sie, merkt er wie seine Hose eng wird. Und nur mit ihr zu reden, macht ihn zum glücklichsten Menschen auf der Welt. Nur jetzt nicht, weil dieses Gespräch ihn aus mehreren Gründen Magenkrämpfe verursacht. „Weil…“ versucht er weiter nach einer passenden Antwort zu suchen, „weil Anna ganz anders ist, als die anderen Vampire. Sie ist viel menschlicher. Sie hat früher sogar noch Milch getrunken und wollte auch nie richtig ein Vampir werden für mich.“ – „Aber sie ist einer und sie wird es immer bleiben, wie Lumpi. Also ich sehe da keinen Unterschied.“ Sie sieht ihn traurig an. „Wenn du mein Freund wärst, würdest du dich für mich freuen. Du wärst froh darüber, dass ich jetzt jemanden habe in dessen Gegenwart ich mich gut fühle und mit dem ich jede Minute genieße und nicht einfach nur vor mich hin vegetiere.“ Das kränkt Anton und beleidigt meint er: „Und was war mit mir? War meine Gegenwart etwa so schrecklich? Bist du nur zu mir gekommen, weil du grad nichts Besseres vorhattest oder wie?“ Lea schaut ihn eine zeitlang nachdenklich an. Anton wird ungeduldig und nervös bei diesem Blick: „Was? Bin ich jetzt nicht mal mehr eine Antwort wert?“ Lea sieh ihn weiter an und meint dann leicht lächelnd und leise: „Du bist eifersüchtig.“ – „WAS? Wie kommst du denn auf die Idee? Ich und eifersüchtig, das ist doch lächerlich.“ Anton versucht krampfhaft überzeugend zu klingen, aber er merkt selber, dass das nicht klappt. Lea geht auf ihn zu und stellt sich ganz dich vor ihn. Langsam hebt sie ihre Hand und streicht ihm langsam und zart eine Haarsträhne von der Stirn. Anton hält den Atem an. „Tut mir leid“, haucht sie dann leise. „Ich war so dumm. Ich hab nicht gemerkt, dass du scheinbar mehr für mich empfindest.“ Sie sieht ihm immer noch in die Augen und Anton senkt unbewusst leicht seinen Kopf zu ihrem. Lea reagiert darauf, indem sie langsam ihre Hand über seine Wange streichen lässt und bei seinem Mund stoppt. Sie legt ihre Finger auf seine Lippen. „Ich war echt so dumm“, erklärt sie weiter leise. „Ich hab nie daran gedacht, dass du mehr willst, als ein platonischer Freund zu sein. Ich dachte du ladest mich nur zum Fernsehen ein, weil wir beide auf dieselbe Art von Büchern und Filme stehen. Ach Anton… Vielleicht hätte ich eines Tages gemerkt, was du wirklich fühlst und hätte auch zugegeben, was ich für dich empfinde. Aber… Ich weiß nicht. Du bist lieb und nett und siehst zum Anbeißen aus. Ja glaub mir, und dieser Meinung bin nicht nur ich. Ich höre doch ständig in der Gardarobe was die Mädchen über dich reden. Wenn ich dich jetzt abschleppe, wäre ich sicher der Star. Aber irgendwie stimmt etwas nicht mit mir. Ich will zurzeit nicht den lieben, süßen, gut aussehenden Jungen. Ich will den bösen, angsteinflößenden,… Kerl.“ Lea ist den Tränen nahe, als sie Anton wieder in die Augen sieht. Anton hat durch ihre Nähe und ihre Berührung das Gefühl, das Herz bliebe ihm stehen, doch in Wahrheit pumpert es wie verrückt. Er ist froh, dass er eine weite Trainingshose anhat. Lea senkt langsam den Arm und dreht sich um zum Gehen. Anton hat plötzlich das Gefühl, dass das nun der richtige Augenblick ist, um sie zu kämpfen und packt sie daher am Arm. „Lea, warte!“ Er zieht sie zu sich, aber Lea löst sich und bleibt mit Abstand vor ihm stehen. „Lea, bitte glaub mir. Lumpi ist nicht der richtige für dich. Du solltest mit ihm wirklich keine Beziehung führen. Er ist ein Vampir. Er ist wie eine tickende Zeitbombe die jeden Moment explodieren kann und ich will mir gar nicht vorstellen, was er dann mit dir macht. Ich mach mir echt Sorgen um dich. Ich will nicht, dass dir was passiert. Bitte, bitte vergiss den Kerl.“ ‚und nimm mich' fügt er in Gedanken dazu. Lea sieht ihn an: „Anton ich brauch keinen Bodygard. Ich kann schon selber auf mich aufpassen. Und wenn das der größte Fehler ist, den ich machen kann, so werde ich mich von dir nicht aufhalten lassen, ihn zu tun. Weißt du aber, was ich brauche? Einen Freund. Jemanden zu dem ich gehen kann, wenn ich was Großartiges zu erzählen habe. Dem ich beschreiben kann, wie ich mich fühle, wenn er mich küsst oder berührt. Und zu dem ich gehen kann, wenn es mir schlecht geht. Der mir zuhört und hilft, wenn er kann.“ Die Frage ‚Kannst du das sein?' braucht sie gar nicht mehr zu stellen, Anton hat es schon verstanden. Er lässt ihren Arm los. Er will auf keinen Fall ihr sagen, dass sie nicht mehr befreundet sein können, aber er weiß auch, dass er es nicht verkraften wird, wenn sie ihm erzählt, wo sie Lumpi überall hin geküsst hat, oder was sie sonst so alles miteinander treiben. Lea kann sich denken, was in Antons Kopf vor sich geht. Sie sagt daher nur: „Wir müssen rein. Es hat schon längst begonnen.“ Anton nickt und beide gehen schweigend nebeneinander in die Turnhalle.
Am Abend, als Lumpi mit Lea einen Schaufensterbummel in der Stadt macht, ist Lea immer wieder mit den Gedanken bei Anton und bei dem was er sagte. Lumpi merkt, dass sie irgendwie abwesend ist und fragt sie mehrmals nach dem Grund, aber sie antwortet immer nur, dass sie müde sei, was ja auch irgendwie stimmte und so flogen sie bald zu Lea nach Hause und legten sich in ihr Bett. Lea schlief in seinem Arm ein.
Am Freitag im Biologieunterricht, als sie gerade über genetische Vererbung und Gameten reden, schweifen Leas Gedanken unweigerlich zu Sex und somit zu Lumpi ab. Den ganzen Tag denkt sie an ihn und so ist sie wieder glücklich und erfreut, als Lumpi endlich an ihr Fenster klopft. Er küsst sie zur Begrüßung und fragt, was sie machen will, aber sie lächelt ihn nur an, nimmt seine Hand und ein Bündel das auf ihrem Bett liegt und zieht ihn mit sich durch die Wohnung, durchs Stiegenhaus und über die Luke aufs Dach. Dort breitet sie die Picknickdecke, die sie mitgebracht hat aus und legt sich darauf. Lumpi legt sich neben sie und sie sehen sich die Sterne an, bis Lea nicht mehr anders kann und ihn küsst. Sie küsst ihn erst sanft und vorsichtig, aber schließlich innig und wild. Lumpi wird von der Situation überrumpelt, erwidert ihre Küsse dann aber auf dieselbe Weise. Schließlich klettert sie auf ihn und hält mit ihren Händen seinen Nacken fest. Sie spielt mit seinen Haaren und küsst ihn weiter heftig. Lumpi hat die Augen geschlossen und gibt sich ganz dem Augenblick hin. Seine Hände streichen auf ihrem Rücken auf und ab. Lea gibt sich ganz ihren Gefühlen hin und denkt nicht mehr. Auch Lumpi lässt sich treiben und schwebt ohne Umhang auf Wolke 7. Sie drückt ihren Oberkörper an seinen und hält seinen Kopf fest. Ihre Küsse werden immer leidenschaftlicher und fordernder. Lumpi spürt wie sie diese heftige Erregung. Er seufzt leise und genießerisch. Lea betet innerlich, dass er mit der Hand unter ihr Gewand rutscht und ihren nackten Rücken streichelt. Sie würde auch gern seine nackte Haut unter ihren Händen spüren, kommt mit seinem Gewand aber nicht klar. So steht sie plötzlich auf und hält ihm die Hand hin: „Komm!“ Lumpi steht verwundert auf und reicht ihr die Hand. "Wohin willst du?" fragt er gespannt. Lea antwortet nicht sondern sieht ihn nur verführerisch an. Lumpi versteht aber auch so, kein Wunder bei diesem tollen Blick. Er lächelt verlegen und lässt sich von ihr hinunter in ihr Zimmer führen. Sie setzen dich beide auf ihr Bett. Lea legt ihre Hand auf seine Wange und küsst ihn. Lumpi legt seine Arme um sie und erwidert leidenschaftlich ihre Küsse. „Bitte, “ unterbricht Lea plötzlich, „zieh den Umhang aus und dieses Teil." Dabei deutet sie auf sein Oberteil. "Ich würd's ja selber machen, aber ich kann das nicht." Lumpi zieht lächelnd den Umhang und sein ledernes Oberteil aus. Sie haucht leise „danke“ während sich ihre Lippen wieder seinen nähern und sie mit ihrer Hand unter sein T-Shirt fährt. Lumpi schiebt seine Hand ebenfalls unter ihr T-Shirt und streichelt ihre nackte Haut. Lea beginnt zu zittern, als seine kalten Hände ihren Körper berühren, aber nicht aus Kälte. Lumpi blickt sie dann lächelnd und leicht auffordernd an, als Zeichen dafür, dass sie das Oberteil auszuziehen soll. Lea lächelt und hebt kurz ihre Augenbrauen, um ihm anzudeuten, dass er nur machen soll. Er zieht ihr das T-Shirt aus und auch seines landet kurz darauf auf dem Boden. Lumpi küsst dann sanft ihren Hals. Als seine Lippen ihren Hals berühren, fällt ihr plötzlich wieder Anton ein und sie bekommt ein wenig Angst, doch dann redet sie sich innerlich beruhigende Worte zu. Sie beginnt leise zu seufzen bei seinen Küssen und Berührungen und streicht wie er über seine Brust. Gekonnt öffnet Lumpi dann ihren BH. Lea zittert und beginnt wieder zu seufzen, als Lumpi ihre gerade frei gewordenen Brüste vorsichtig und behutsam streichelt. Lumpi freut es zu hören, dass ihr seine Berührungen gefallen und macht daher weiter. Leas Hand wandert inzwischen langsam über seinen Rücken bis zu seiner Hose. Lea hat nun keine Angst mehr, er könnte sie beißen. Sie stöhnt immer wieder leise, wenn seine Lippen und manchmal seine Zähne über ihren Hals wandern. Schließlich lässt sie sich zurück auf das Bett fallen und zieht ihn auf sich. Lumpi küsst sie wieder leidenschaftlich und versucht mit der Hand unter den Bund ihrer Hose zu gelangen, was nicht funktioniert. Lea öffnet daher die Knöpfe und hebt das Becken, damit die Hose leicht zum runterschieben geht. Dabei öffnet sie auch seine Hose und fährt mit den Fingerspitzen hinein so weit sie kann. Lumpi beginnt nun auch leise zu stöhnen, weil sich ihre Finger so gut anfühlen. Er stützt sich auf einen Arm und schiebt mit dem anderen ihre Hose runter. Lea löst ihre Lippen von seinen und hilft ihm, danach zieht sie mit seiner Hilfe auf seine aus. Lumpi legt sich wieder auf sie und küsst sie innig. Lea schiebt ihn zur Seite und rollt sich dann auf ihn. Sie setzt sich praktisch auf ihn und lehnt ihren Oberkörper zu ihm runter, damit sie ihn wieder küssen kann. Sie küsst ihn heftig und bewegt sich dabei. Lumpi stöhnt leise und spürt immer mehr Lust in sich aufsteigen. Ihre Beckenbewegungen auf ihm machen ihn fast verrückt. Schließlich umfasst er ihr Hinterteil und drückt ihr Becken gegen seins. Lea spürt seine Erregung, als er ihr Becken nach unten drückt und durchfährt dabei eine Welle der Lust. Ihre Küsse werden immer leidenschaftlicher. Schließlich sieht Lumpi Lea an und meint leise: "Du bist so wunderschön..." - "Bin ich gar nicht", erwidert sie lächelnd und küsst ihn auf neue. Lumpi lächelt beim Küssen und antwortet: „Doch bist du." Lea löst kurz ihre Lippen von seinen und schaut ihn lächelnd an: "Willst du mit mir streiten? Wenn ich sag, dass ich hässlich bin, bin ich das auch." Lumpi erwidert nichts, sondern küsst sie nur. „Kluger Mann“, nuschelt Lea während ihre Lippen an seinen kleben. Leas Hände kraulen seinen Nacken, während seine Hände über ihren Oberkörper streichen und langsam in ihre Hose. Lea fühlt, dass sie mehr will und bekommt gleichzeitig Angst. Sie kennt Lumpi noch nicht mal eine Woche und außerdem ist sie nicht eine von denen, die mit jedem sofort ins Bett steigen. Aber irgendwas in ihr drängt sie dazu. Lumpi bemerkt die Angst und fragt daher lieb: "Ist alles okay?" Lea setzt sich auf und seufzt: "Darf ich dich mal was fragen?" – „Klar darfst du..." - "Also eigentlich hab ich zwei Fragen. Also..." Lea wird nervös und ein wenig rot. "Also hast du, als du noch ein Mensch warst einmal... weißt du was ich meine?" Nun wird sie ganz rot, was man in der Dunkelheit Gott sei Dank nicht sieht. Lumpi schüttelt den Kopf. "Nein... habe ich nicht... es ist das erste Mal in meinen ganzen über 150 Jahren." Dabei wird auch er rot. „Also“, meint sie weiter, „brauch ich meine 2. Frage gar nicht mehr stellen, oder? Ich meine, obwohl du ein Vampir bist, kannst du das, hab ich das richtig verstanden?" Lumpi nickt und grinst: "Ja... nehm' ich doch an." Sicherheitshalber sieht er noch an sich herunter und stellt fest, dass alles wunderbar funktioniert. Lea muss bei diesem Anblick lachen. Lumpi lacht auch: „So kenn ich mich gar nicht.“ Lea lacht noch mehr: "Ähm, das nennt man erregt, würd' ich sagen." - "Ja, aber ich meinte, dass ich über mich selbst lachen kann... das habe ich noch nie getan vorher." Lea lehnt sich nun wieder über ihn und küsst ihn stürmisch. Lumpi schlingt seine Arme um sie.Eine ganze Weile später sitzt Lumpi angezogen auf Leas Bett. "Du bist noch wunderschöner wenn du lächelst", bemerkt er da. "So einen Blödsinn hab ich ja noch nie gehört", meint Lea lächelnd. "Doch doch, glaub mir..." Lumpi muss grinsen. "Ich glaub das fehlende Blut in deinem kopf hat erheblichen Schaden verursacht", lacht Lea. „Erheblicher Schaden...? Nein...den hab ich ganz sicher nicht. Du glaubst mir zwar nicht, aber ich find du bist das schönste Mädchen auf der Welt. Aber jetzt muss ich leider los, schönes Mädchen. Morgen Abend hol ich dich ab und wir fliegen zusammen ins Jammertal zu der Party.“ – „Ok“, sie küsst ihn noch mal innig und sieht dann zu, wie er durchs Fenster in die Nacht hinaus verschwindet.
Am Samstag kommt Lumpi schon sehr früh zu Lea. Lea trägt eine enge schwarze elegante Hose, die unten ausgestellt ist. Oben hat sie ein anliegendes schwarzes Shirt an, dessen Stoff ein wenig seidig aussieht. Die Ärmel gehen bis zu ihren Fingerknöchel und sind ebenfalls ausgestellt. Sie hat den ganzen Nachmittag gebraucht um sich für dieses Outfit zu entscheiden. Wenigstens zehn Mal hat sie sich umgezogen. Lumpi gefällt das Ergebnis. Unter seiner Anleitung schminkt sich Lea im Bad und toupiert sich die Haare auf. Anschließend fliegen sie zusammen los. Lea erkennt während dem Flug ihre Begeisterung fürs Fliegen und schießt nur so durch die Gegend, dass selbst Lumpi staunen muss. Völlig high fliegt Lea mit Lumpi über das Jammertal. "Da ist es..." ruft Lumpi ihr zu. Lea ist enttäuscht, sie fliegt einen großen Bogen zu Lumpi, dann fliegt sie wild hin und her, rauf und runter und das alles in atemberaubender Geschwindigkeit. Schließlich landet sie mit Lumpi im verwilderten Garten vor der Ruine. Olga sitzt mit dem Wesen, das ihr am meisten was bedeutet, also sich selbst, im Garten und wartet auf die anderen Vampire. Lumpi sieht sie und flüstert zu Lea: „"Da unten auf der Mauer, da sitzt ein Vampir, siehst du den? Das ist die Nichte von meiner Tante, Olga... sie ist... etwas hochnäsig, also mach dir nichts draus, wenn sie etwas komisch ist..." Er geht mit ihr auf Olga zu. In diesem Moment landet auch Anna naserümpfend, weil man an Olga nicht ungesehen vorbei in die Ruine kommt. Lea zittert leicht bei dem Anblick der beiden kleinen Vampirmädchen. „Hallo Lumpi, wer ist deine Begleitung?“ fragt Anna freundlich. Lumpi grinst Olga und seine Schwester an: „Hi Olga, hi Anna! Das ist... Lea... von Rabenstein... die äh... Windschnittige! Und Lea...das ist Olga Fräulein von Seifenschwein, die Nichte meiner Tante Dorothee... und das ist Anna, meine Schwester…" "Willkommen bei mir zu hause", erwidert Olga „Auch wenn ich dich noch nie gesehen habe.“ – „Kannst ja deine Augen nicht überall haben“, fällt Anna schnippisch dazwischen. Lumpi ist etwas genervt davon, dass Anna und Olga wieder mal streiten müssen. Lea aber strafft ihre Schultern, drückt die Brust heraus, hält die Nase etwas höher und redet so eingebildet wie Olga: "Ja, ich bin Leandra von Rabenstein, wir sind ein altes österreichisches Adelsgeschlecht.“ - "Und wie alt ist euer Geschlecht“, fragt Olga scheinbar freundlich.
"meine Eltern waren zu Lebzeiten oft am Hofe des österreichischen Kaisers. Ich selbst durfte auch ein paar Mal zu Bällen dorthin gehen. Mein Vater wollte mich damals den jungen heiratsfähigen Männern vorstellen, aber ich war schon immer eigenwillig. Ich wollte wie auch der Kaiser, lieber meinen Partner aus Liebe heiraten", erzählt Lea einfach drauf los. „Und um welchen Kaiser von Österreich handelte es sich da. Da gab es doch mehrere?“ hackt Olga nach. "Also du kennst dich scheinbar wirklich nicht aus. Unser geliebter Kaiser Franz Joseph und seine Frau Kaiserin Elisabeth, haben aus Liebe geheiratet, eigentlich war ja ihre Schwester dem Kaiser versprochen", erwidert Lea und ist insgeheim dankbar, doch ein wenig aus dem Geschichtsunterricht noch zu wissen. Lumpi blickt Lea unauffällig mit einem bewundernden Blick an. Er ist erstaunt über das, was sie so plötzlich erzählen kann. "Kaiser Franz Josef liegt ja noch nicht lange hinter uns“, meint Olga hochnäsig. „Es dauert wohl noch, bis Du mein Alter erreichst." - "Das ist wohl war, aber was macht das schon", erwidert Lea noch hochnäsiger. Sabine kommt gerade angeflogen und landet bei den Personen, die sie leider aus der Ferne nicht erkennen kann, weil die wieder mal ihre Brille nicht findet. Da sie nun direkt vor ihnen steht, erkennt sie ihre Enkelkinder und diese, ihrer Meinung nach, ekelhafte Nichte ihrer Tochter, und noch ein fremdes Wesen. Freundlich grüßt sie die Kinder. "Hi Omi...“, grüßt Lumpi sie, nicht sehr vampirhaft. „Hier, das ist meine Freundin, Lea von Rabenstein, die Windschnittige!" „Guten Abend Lumpi! Es freut mich dich kennen zu lernen Lea von Rabenstein!“ Da sie die Unterhaltung mitbekommen hat, fragt sie: „Du kommst also aus Österreich? Und was treibt dich dann hierher in diese Gegend?" Lea wird langsam ein wenig nervös, weil ihr die Antworten ausgehen. "Wir lebten auf einem wunderschönen Friedhof außerhalb von Wien. Und dann wurde eines Tages unsere wunderschöne Gruft renoviert!" Bei diesen Worten versucht sie traurig auszusehen. "Und wir mussten sie verlassen...", fügt sie dann noch hinzu. Olga hat sich währenddessen dazu entschieden, Lea nicht leiden zu können - sie hält wenig von jungem Adel, der sich als alter Adel ausgeben will. "Lasst doch die ewige Fragerei... ist es denn nicht viel wichtiger was jetzt ist und nicht was vergangen ist?" versucht Lumpi das unangenehme Verhör von Olga und Sabine zu beenden. Sabine aber hört ihn gar nicht. Sie geht auf Lea zu und legt ihr den Arm über die Schulter: "Ach du armes Kind! Ja wir mussten auch mal unsere Gruft verlassen, aber wir hatten Glück und konnten zurückkehren. Vielleicht könnt ihr das auch eines Tages." Dann geht sie mit Lea im Arm in die Ruine. „Das Fest hat sicher schon begonnen.“ Lumpi wird etwas nervös und hastet seiner Großmutter hinterher in der Hoffnung Lea von ihr loseisen zu können. „Wohl kaum, es spielt ja keine Musik. Omi spielst du denn nicht die Orgel?“ Lea fühlt sich mehr als nur unwohl, ist aber froh, dass Sabine sie führt, weil sie nichts sehen kann. Als sie zu den Türstehern kommen, geht Sabine mit dem Mädchen einfach vorbei und nickt ihnen nur zu, schließlich kennen diese das Familienoberhaupt der Schlottersteins. Lumpi ist insgeheim dafür dankbar, hofft trotzdem Lea bald befreien zu können. Als sie in die Halle kommen und Lea wieder was sehen kann, weil hier Kerzen brennen, lässt Sabine Lea los: „Ja richtig, ich spiele ja die Orgel, wie war das noch mal, wenn ich das Register ziehe, werden die Töne dann höher oder tiefer?“ Damit entfernt sich Sabine grußlos und hat wieder mal den Eindruck erweckt seniler und verwirrter zu sein, als sie ist. Lea fällt Lumpi dankbar in die Arme und beruhigt sich etwas, bis die schaurigschöne Orgelmusik beginnt und Lea ein Schauer über den Rücken läuft. Lumpi und Lea halten sich im Hintergrund, weil Lea die ganzen Vampire doch etwas nervös machen. Schließlich stoßen aber Rüdiger und Anton auf sie. Lea ist froh endlich wieder bekannte Gesichter zu sehen. Anton aber fragt sich, ob er nicht besser daheim geblieben wäre, als er Lea mit Lumpi sieht. Lumpi grinst Anton an: „Na wie geht's uns denn heute?“ Anton versucht nicht ganz so grimmig drein zu sehen, wie er ist. Seiner Meinung nach sagt Lumpis Grinsen: ‚Tja, Pech gehabt. Ich hab das schöne Mädchen bekommen, nicht du, hehe'. Trotzdem muss er was antworten und so sagt er: "Gut. Wie soll es mir auch sonst gehen, wenn ich auf einer Feier bin, wo man dich trifft." Er hoffte, dass Lumpi die Ironie seiner Worte überhören oder ignorieren wird. Lumpi lächelt, stellt aber fest: "Irgendwie machst du ein Gesicht wie drei Nächte Regenwetter! Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen...?" Lumpi denkt, dass es um Anna geht und blickt kurz zu ihr rüber, die ganz verloren dasteht. "Aber du musst es mir nicht erklären wenn du nicht willst...aber denk immer daran, halt dich an Lumpi den Starken, dann wird dir nie was passieren!" Er kichert wieder und drückt Lea lächelnd an sich. "Ich werde daran denken", verkündet Anton und bemüht sich zu lächeln. Da zerrt Rüdiger Anton auf die Tanzfläche und tanzt mit ihm. Lea sieht etwas unsicher zu Anton, sie erkennt sehr gut, dass es ihm in seiner Haut momentan nicht gefällt. "Können wir bitte kurz an die frische Luft gehen“, bittet sie dann Lumpi. „Mir wird hier irgendwie schlecht." Lumpi nickt und stiehlt sich leise mit ihr davon in den Garten. Dort lehnt sich Lumpi an eine Mauer und umarmt Lea. Diese atmet eine Zeit lang die frische Luft ein und beginnt ihn dann leidenschaftlich zu küssen. Lumpi erwidert ihren Kuss innig. Anton und Rüdiger kommen zufällig auch in den Garten. Als Anton sieht was Lumpi und Lea gerade machen, steigt in ihm die Galle hoch und er muss laut husten. Rüdiger sieht Anton ein wenig verwirrt an: "Was hast du denn?" Lea hat Anton gehört und blickt zu ihm. Es ist ihr unangenehm, dass er sie beim Knutschen erwischt hat. „Nichts“, antwortet Anton grimmig, als er endlich zu husten aufhören kann. Lumpi hat nun ebenfalls die beiden Störenfrieden bemerkt und seufzt: "Rüdi, Anton, was macht ihr da oben?" Rüdiger steht plötzlich neben Lumpi und grinst: "Na, ihr?" Lumpi sieht ihn sauer an: „Merkt ihr nicht, dass wir… beschäftigt sind?“ – „Anton fühlt sich in der Ruine genauso schlecht wie Lea“, erklärt Rüdiger entschuldigend. Anton ist erleichtert, dass Lumpi nun seine Finger von Lea genommen hat. Ohne genau zu wissen, warum er das macht, oder darüber nachzudenken, welche Konsequenzen das haben wird, geht Anton auf Lumpi zu und flüstert: „Wenn du ihr nur ein Haar krümmst, dann pfähle ich dich.“ Lumpis Blick wird noch sauerer: "Anton... ANTONIO... jetzt hör mir genau zu..." Mit diesen Worten packt er Anton an den Schulter und sieht ihm tief in die Augen: "Ich habe mich verändert... und was immer du auch für einen Verdacht hast... wirf ihn über Bord, ich liebe Lea, und ich tue weder ihr, noch dir was... hast du das jetzt verstanden? Ja?" Anton muss innerlich grinsen. Lumpi hat eben bewiesen, dass er sich nicht verändert hat und Lea wird ihm das wohl jetzt auch glauben. Als er aber Lea sieht, die sich langsam ein paar Schritte nach hinten bewegt und dabei entsetzt und mit Tränen in den Augen dasteht, bekommt er ein schlechtes Gewissen. Lumpi wirft Anton auf den Boden: „Lea und ich haben uns nur geküsst. Und du, du... du denkst gleich wieder das schlimmste von mir... Anton, geh mir bitte aus den Augen, verschwinde!" Dann dreht er sich zu Lea um. Als sie sein Gesicht sieht, geht sie noch mehr Schritte zurück. Sie kann nicht glauben, was sie da eben gesehen hat. Sie sieht ängstlich zu Anton, und hofft, dass er sich nicht verletzt hat und dann traurig und entsetzt auf Lumpi. Rüdiger kann Lumpis Ausbruch auch nicht fassen. "Jetzt beruhig dich aber mal!“ fährt er ihn an. Anton rappelt sich langsam auf, zum Glück hat er sich nichts getan. Er weiß nicht, ob er jetzt erleichtert, traurig, voller Schuldgefühle oder sonst wie sein soll. Lumpi atmet tief durch uns seufzt: “Ich... ich war nur ziemlich gekränkt, dass Anton so etwas von mir glaubt.“ Er sieht Lea entschuldigend an und meint leise: "Es tut mir leid, dass ich eben so... furchterregend aussah... mir ist bewusst wie das ausgesehen haben muss... ich habe nichts böses getan und habe Anton nur gesagt, was ich ihm sagen musste... bitte sei mir nicht böse..." Lea ist unschlüssig was sie denken, oder fühlen soll und schaut daher zu Anton. Lumpi geht langsam auf Lea zu und sagt so leise, dass es die anderen nicht hören können: "Ich liebe dich." In diesem Moment landen Ludwig und Hildegard im Garten und entschuldigen sich für ihre Verspätung (gut, dass keines der Kinder weiß, warum sie zu spät sind, das würde ihnen sicher Übelkeit bereiten J ). Lea ist durch das plötzliche Auftauchen der fremden Vampire ein wenig überfordert und kann nicht mehr klar denken. Sie sieht wieder zu Lumpi und das einzige was ihr durch den Kopf schießt ist: "Ich dich auch." Im selben Moment fragt sie sich, wie sie das jetzt sagen konnte, schließlich müsste sie doch eigentlich darüber nachdenken, ob Liebe alle Hindernisse überwinden kann, und ob sie ihm wirklich trauen kann. "Komm mit..." Lumpi packt Lea und zieht sie ein gutes Stück von den anderen weg. "Lea... ich weiß ich kann manchmal furchterregend sein zu anderen... aber ich will, dass du weißt, dass das nichts zu bedeuten hat... ich tue niemandem was, das schwöre ich dir... es tut mir leid, dass ich mich heute nicht von meiner guten Seite gezeigt habe." Er sieht sie zerknirscht an. Lea schaut ihn traurig an, kann aber nichts sagen. Lumpi ist fast am weinen: "Ich bin nicht perfekt und es tut mir alles so leid... bitte vergib mir Lea." Lea sieht ihn an und hört auf zu denken. Sie fühlt einfach nur in sich hinein und ihr Herz sagt nur eines. Sie küsst ihn. Lumpi erwidert ihren Kuss und legt die Arme um sie. Sein Herz schlägt Purzelbäume. Lea beginnt sein Oberteil zu öffnen und mit der Hand über sein dünnes Shirt zu fahren. Lumpi geniest das und streichelt ihren Rücken. Hildegard spaziert inzwischen etwas im Garten herum und riecht plötzlich den süßlichen Duft eines Menschen. Angezogen von dem Geruch und undefinierten Geräuschen schleicht sie näher an Lumpi und Lea heran. Lumpi hört sie, sieht sich daher um und flüstert: "Da ist jemand... da ist..." – „…nichts“, beendet Lea den Satz, weil sie nichts hört und vor allem nichts sieht. „Da ist nichts“, wiederholt sie und küsst ihn weiter. Lumpi löst seine Lippen von ihren und wird panisch. „Doch... doch da ist jemand aus meiner Familie." - "Und? Ist das nicht egal?" Lea hat absolut keine Lust, jetzt von irgendwas gestört zu werden. Doch da springt Hildegard aus dem Gebüsch, und stürzt mit offenem Mund, Zähne voran, auf Lea. "Mutter!“ schreit Lumpi. „Was tust du da?" Lea schaut entsetzt auf Hilde und vor allem auf ihre Zähne. Hildegard ist etwas verwirrt nachdem Lumpi sie aus ihrem Rausch geholt hat. "Darf ich vorstellen, das ist Lea von Rabenstein“, erklärt Lumpi seiner Mutter lächelnd. Lea kuschelt sich ganz an Lumpi, weil sie zu zittern beginnt vor Angst. "Also Mutter... du hast uns leider etwas... gestört... würdest du uns jetzt entschuldigen bzw. wieder...alleine lassen?" Hildegard beginnt zu grinsen: „Oh, das tut mir leid. Dann werde ich euch mal alleine lassen. Auf bald!“ Und genauso schnell, wie sie erschienen ist, verschwindet sie auch wieder. Lea kann sich nun nicht mehr zurück halten und beginnt zu weinen. Lumpi nimmt sie in die Arme und Lea weint in seine Brust. "Soll...ich dich nach hause bringen?" fragt Lumpi sie schließlich leise. Lea küsst ihn und sagt: „Ich lieb dich.“ Lumpi versteht diese Antwort, nimmt ihre Hand und fliegt los. In ihrem Zimmer beginnt Lea sich langsam zu beruhigen.
Die nächsten Wochen verbringt Lea jede Nacht mit Lumpi. Sobald sie aus der Schule nach Hause kommt, legt sie sich für einige Stunden schlafen. Was dazu führt, dass sie immer öfter ihre Hausübungen vergisst zu machen und in der Schule immer schlechter wird. Außerdem schläft sie regelmäßig im Unterricht ein, weil sie viel zu wenig Schlaf bekommt und kaum was isst. Irgendwie wird ihr bei dem Gedanken an Essen ständig schlecht. Die Lehrer schreiben ihrem Vater immer wieder Mitteilungen, aber er ignoriert sie. Auch die Information, dass Lea in der Pause im Gang plötzlich unmächtig geworden ist, unterschreibt er nur und kümmert sich nicht weiter darum. Als Lea 2 Tage später erneut in der Schule in Ohnmacht fällt, ruft die Schulleitung die Rettung, die Lea ins Krankenhaus bringt. Leas Vater kommt völlig aufgelöst hin, nachdem man ihn verständigt hat, und ist plötzlich nur noch besorgt, was Lea mehr als nur nervt. Ihre Sorge gilt alleine der Frage, wie sie Lumpi sagen kann, wo sie ist, weil sie Angst hat, dass er, wenn sie die Nacht hier verbringt und ihm nicht das Fenster öffnen kann, sich Sorgen macht oder gar denkt, sie würde von ihm nichts mehr wissen wollen. Schließlich hat sie eine Idee. Mit der Schere aus ihrem Federpennal ritzt sie sich in den Finger. Dann träufelt sie das Blut in Form eines Herzens auf ihren Rucksack, der mit Sprüchen wie ‚Ich denke, also bin ich hier falsch' vollgekritzelt ist. Darüber schreibt sie mit Edding ‚ der Vampir soll tief in mir die antwort suchen'. Dann bittet sie ihren Vater den Rucksack mit nach Hause zu nehmen und ihn auf ihr Bett zu legen. Weiters meint sie, dass er ihr Fenster kippen müsste, damit die Luft nicht beginnt zu stehen. Als er gegangen ist, betet Lea darum, dass Lumpi, angezogen von ihrem Blut, in ihr Zimmer steigen wird und den Hinweis auf ihrem Rucksack versteht, denn im Rucksack in ein Brief für ihn, der ihm sagt, wo sie ist. Als nachts Lumpi an ihr Krankenzimmerfenster klopft, weiß sie, dass alles so funktioniert hat, wie sie sich das vorgestellt hat. Sie schleicht sich aus dem Zimmer und trifft Lumpi beim Gangfenster. Leider können sie nicht lange reden, weil Lea in ihr Zimmer zurück muss, bevor die Schrecken verbreitende Nachtschwester merkt, dass sie weg ist. Außerdem stören sie Rüdiger und Dorothee, die gerade vorbei kommen und neugierig wissen wollen was los ist.
Am nächsten Tag wird Lea, nachdem man schon am Vortag alle möglichen Tests mit ihr gemacht hat, zu einer gynäkologischen Untersuchung gebracht. Lea ist davon ziemlich genervt. Als sie das Behandlungszimmer betritt ist ihr die ganze Sache noch unangenehmer, weil sie sich nicht ihre Intimzone von so einem süßen Arzt untersuchen lassen will. Der junge, gutaussehende Arzt fragt sie erst mal, wann sie ihre erste Periode hatte, wie ihr Zyklus verläuft, ob sie schon mal Geschlechtsverkehr hatte und ob sie die Pille nimmt. Als er sie dann abtastet, sieht er sie etwas verwirrt an. Lea traut sich nicht zu fragen was los ist. Er nimmt ein Ultraschallgerät, das er ihr einführt und meint dann lächelnd: „Ich weiß jetzt, was dir fehlt. Du bist schwanger.“ Lea fährt entsetzt hoch: „Was? Das kann nicht sein.“ Lea hat irgendwie gedacht, dass Vampire keine Kinder zeugen können. An die Tatsache, dass sie von Lumpi schwanger werden könnte, hat sie irgendwie keinen Gedanken verschwendet. Der Arzt sieht Lea an und kommt zu der Überzeugung, dass sie nicht naiv und dumm ist, und sehr gut weiß, wie man schwanger wird und wie man sich schützen kann, daher meint er freundlich, während sie sich wieder anzieht: „Kein Verhütungsmittel ist perfekt. Die Statistik sagt uns zum Beispiel, dass eine von hundert Frauen im Jahr die mit Kondomen verhüten, schwanger wird.“ Lea wusste das schon. „Das Beste ist, du redest erst mal mit deinen Eltern und dann mit deinem Freund. Du hast doch einen Freund?“ Lea nickt nur. „Und dann entscheidet ihr zusammen, was das beste ist. Du hast noch einige Wochen Zeit dich zu entscheiden.“ Lea sieht ihn verwirrt an: „Sie meinen, ich soll abtreiben?“ – „Das ist das Naheliegenste.“ – „Aber nicht unbedingt das Beste.“ – „Nein, das sicher nicht.“ Der Arzt hat in der kurzen Zeit, die er seinen Beruf erst ausübt schon so einige Mädchen und Frauen gesehen, sie eine Abtreibung nicht verkraftet haben und ist daher gegen diese Maßnahme, aber als Arzt muss er seine Meinung für sich behalten. „Rede mit deinen Eltern!“ – „Können nicht sie es meinem Vater sagen?“ – „Hast du Angst vor ihm?“ – „Weiß nicht… Ja?“ Der Arzt lächelt ihr freundlich zu und verspricht ihr, mit ihrem Vater zu reden. Lea geht etwas erleichtert aus dem Behandlungszimmer. Als sie wieder im Bett liegt, versucht sie sich klar zu werden, was das heißt ‚schwanger sein'.
Lea ist aus dem Krankenhaus entlassen worden. Obwohl sie sich vor dem Augenblick, da sie Lumpi die Neuigkeit erzählen muss, fürchtet, sehnt sich Lea nach ihm, doch dieser hat seit Tagen nichts von sich hören lassen. Sie zweifelt langsam daran, dass er sie noch liebt. Da Leas Vater, wie schon die letzen Abende, zu Hause ist, sitzt Lea an ihrem Schreibtisch und macht Hausübungen nach. Plötzlich bemerkt sie einen Schatten vor dem Fenster und zieht den Vorhang beiseite. Als sie Lumpi erkennt, öffnet sie das Fenster. „Du bist da... ich hab die ganze Zeit versucht dich zu finden... immer wenn ich da war warst du nicht hier..." freut sich Lumpi und fällt ihr in die Arme. Lea lässt sich umarmen, doch Lumpi merkt das etwas nicht stimmt: "Du siehst so traurig aus..." - "Ich sitze seit Tagen hier rum." - "Es tut mir leid, wirklich, ich war wohl immer zu ungünstigen Zeiten hier, wo du grade nicht im Zimmer warst. Ich war so unglücklich, dass ich dich die ganze Zeit nicht sehen konnte... und jetzt hab ich auch noch Stress mit meiner Familie... alles ist nicht grade gut verlaufen für uns beide, aber... aber jetzt wird alles wieder gut... ja?" Lea sieht ihn an: "Nichts wird gut!" - "Warum glaubst du, dass jetzt nichts gut wird? Sag mir doch, was los ist. Ich...ich liebe dich, Lea." - "Nichts ist los, vergiss es", grummelt Lea, geht zu ihrem Bett und legt sich hin. Sie legt ihren Arm über das Gesicht, damit Lumpi nicht ihre Tränen sieht. Lumpi bekommt das Gefühl, dass Lea nichts mehr von ihm wissen will. "Ich kann so was aber nicht vergessen... ich mach mir sorgen um dich... um uns..." - "Bitte, lass uns nicht jetzt darüber reden!" Lumpi seufzt: "Okay, wie du willst. Es gibt noch ein Problem... ein großes. .du musst in die Gruft kommen... jetzt... meine Familie besteht darauf, dich JETZT kennen zulernen... wir müssen dich schminken..." Lea hebt ihren Arm und sieht ihn ausdruckslos an. "Ich kann nicht weg, mein Vater ist hier", antwortet sie und hofft, dass die Sache damit erledigt ist, da sie überhaupt keine Lust darauf hat, jetzt Lumpis Verwandten zu begegnen. Lumpi gefällt es gar nicht, dass Lea so ausdruckslos und abweisend ist. "Okay", sagt er und fliegt aus dem Fenster. Lea steht verwundert auf und weiß nicht ob sie weinen oder toben soll, weil Lumpi einfach so weg ist. Da läutet es an der Tür. Lea hört wie ihr Vater die Tür öffnet und nach ihr ruft. Lumpi steht in der Tür und fragt, ob Lea nicht mit ihm auf ein Kostümfest gehen könnte, zu den sie schon vor Wochen eine Einladung bekommen hätte. Leas Vater stimmt zu, wenn auch grimmig. Lea schminkt sich und zieht sich eine schwarze sportliche weitere Hose und einen dicken schwarzen Pullover an. Sie schaut noch mal zu ihrem Vater ins Zimmer und hofft, dass er sie doch nicht gehen lässt, aber er sagt nichts dergleichen, weshalb Lea schließlich mit Lumpi das Haus verlässt. Lumpi bleibt vor dem Haus stehen und sieht Lea an: "Bevor wir fliegen... bitte rede mit mir... warum bist du so abweisend zu mir?" Lea bekommt Tränen in die Augen. "Ich... ich bin... schwanger", spuckt sie es endlich heraus. "Schwanger? Ist das das Wort das man benutzt... wenn man ein Kind bekommt?" Lea nickt. „Heißt das, ich werde Vater?“ Lumpi beginnt zu grinsen. Dann packt er Lea und wirbelt sie herum. „Ich werde Vater, das ist ja großartig!“ – „Großartig? Ich bin 16, ich geh noch zur Schule und ich bin SCHWANGER! Wie kann überhaupt ein Toter, und entschuldige bitte, aber du bist tot, ein Kind zeugen?“ Lumpi grinst immer noch: „Weiß nicht, aber sichtlich kann ich das.“ Mit diesen Worten fasst er mit seinen Händen an ihren Bauch. Lea stößt die Hände weg und grummelt: „Lass das!“ Lumpi versteht Leas Problem nicht ganz: „Meine Tante bekommt auch ein Kind. Stell dir vor, die könnten dann miteinander spielen.“ Lea schaut ihn entsetzt an. Ihr Kind mit einem Vampirkind spielen? Doch dann wird ihr klar, dass ihr Kind auch ein Vampirkind ist. „Lumpi“, fragt sie entsetzt. „Was wächst da eigentlich in mir? Ist das ein halber Vampir, oder was für ein Monster wird das?“ Lumpi lächelt sie an. „Ein Mensch, ich kann noch mal Doro fragen, aber ich bin mir eigentlich sicher, dass auch Vampire lebende und älter werdende Menschen bekommen.“ Lea ist ein wenig erleichtert: „Na, wenigstens etwas.“ Lumpi nimmt ihre Hand: „So und jetzt fliegen wir. Ach ich bin so aufgeregt, ich würde am liebsten Rüdiger und Doro gleich die frohe Botschaft erzählen.“ Lea lässt sich mitziehen und fliegt mit ihm los, dabei murmelt sie: „Muss das denn sein?“
In der Gruft wird Lea erst mal von Sabine begrüßt. "Hallo Lea!" grüßt auch Rüdiger, der sieht, dass etwas nicht mit ihr stimmt. Wilhelm steig aus seinem Sarg und geht auf Lea zu: "Guten Abend, hübsches Fräulein!" Lea findet die Art, wie er das gesagt hat, irgendwie widerlich. Unter anderen Umständen hätte sie gedacht, er will sie beißen, aber da er ja denken muss sie ist ein Vampir, wird er sich wohl anders an ihr vergreifen wollen. Ludwig kommt mit einem breiten Lächeln auf Lea zu und gibt ihre einen Handkuss: „Guten Abend, Lea! Es ist mir eine Freude, dich endlich einmal persönlich kennen zu lernen.“ Lea ist von dem Handkuss ein wenig geschockt und bringt daher kein Wort heraus. Lea bekommt Herzklopfen, bringt dann aber endlich ein „Guten Abend“ heraus, allerdings klingt ihre Stimme etwas zittrig. In diesem Moment betritt auch Olga die Gruft. Sabine bittet alle Platz zu nehmen und beginnt dann mit dem Verhör: "Vielleicht erzählst du uns einmal ein wenig von dir. Woher kommst du? Wer sind deine Eltern?" Lea versucht sich zu erinnern, was die das letzte Mal erzählte: "Also, mein Vater ist Karl von Rabenstein, er stammt von einem kleineren Adelsgeschlecht in Österreich ab, wo wir auch bis vor kurzem wohnten." Sie entschließt sich so nah an der Wahrheit zu bleiben wie möglich. Trotzdem erzählt sie dann aber etwas anderes als bei der Party: "Wir sind dann hier hergezogen, weil es Streit innerhalb der Familie gab." Scheinbar bemerkt das aber keiner. Ludwig aber vertraut Lea nicht ganz, vor allem weil er ständig ein Herzklopfen im Ohr hat. „Ähm, Lea? Wo liegt denn ihre jetzige Heimatgruft? Weit von hier?“ fragt er daher und sieht sie interessiert an. Auch Sabine beobachtet Lea interessiert. Olga, die in ihrem Sarg sitzt und mit einem glänzenden Schmuckstück spielt, durchzuckt es plötzlich. Eben hat sie Lea in dem Anhänger gesehen. Sie hat sich gespiegelt, das heißt… Lea fällt keine passende Antwort ein. Sie kennt außer diesem Friedhof keinen anderen in der Nähe. Lumpi antwortet daher für sie: "Ähm... ja... also... sie... sie haben keine Gruft... sie haben... nur eine... ähem... vorübergehende Unterkunft gefunden..." - "Ja, es ist etwas peinlich. Mein Vater sieht sich nach einer angemessenen Unterkunft um, aber das ist nicht so einfach“, fährt Lea nun fort. Ludwig will aber noch keine Ruhe geben: „Na das ist ja eine sehr ungenaue Angabe. Wo denn? In einem... KELLER etwa?“ Er schaut dabei sehr angewidert. „Sie könnte ja hier nebenan in die kleine Gruft ziehen...“ schlägt er daher vor und Sabine pflichtet ihm gleich bei. Lea schluckt und kommt ins schwitzen: "Sehr nett von ihnen, aber mein Vater ist sehr stolz. Er möchte selber das passende finden und keine Hilfe annehmen." – „Aaaah! Ein TRADITIONSBEWUSSTER Vampir, wunderbar!“ ruft Ludwig freudestrahlend und klopft seinem Sohn auf die Schulter. „Lumpi, Kompliment! Da hast du einen... ähm... guten ‚Fang' gemacht!“ Da fällt Sabine was ein und sie erkundigt sich, warum Leas Eltern denn nicht mitgekommen sind. „Also“, stottert Lea herum. „Sie waren bereits unterwegs, als Lumpi kam und ich wollte nicht unhöflich erscheinen und auf sie warten. Möglicherweise kommen sie erst kurz vor Sonnenaufgang wieder..." Lea wird langsam mächtig übel. Lumpi merkt, dass es Lea nicht gut geht und blickt hilfesuchend zu Doro. Diese hat aber eben Leas Spiegelbild in Olgas Schmuckstück gesehen und versucht daher ihre Nichte mitsamt dem glitzernden Ding aus der Gruft zu locken. Lea geht es immer schlechter und so flüstert sie Lumpi zu: "Mir ist schlecht." - "Soll ich versuchen, dass wir gehen können?" flüstert er zurück. Lea nickt leicht. Da fragt Ludwig sie: „Wie bist du eigentlich zu einem Vampir geworden?“ - "Ja also..." beginnt Lea, doch dann muss sie den Kopf senken und schütteln, weil ihr langsam schwarz vor Augen wird. Sie beginnt zu zittern und ist den Tränen nahe. "Ähm... Lea hat heute noch nichts gegessen... sie ist... immer so wackelig auf den Beinen und bricht leicht zusammen... deshalb... würde ich vorschlagen, dass wir das Gespräch ein anderes Mal fortsetzen, damit sie... etwas essen kann..." erklärt Lumpi hastig und blickt Sabine bittend an. Ludwig stutzt und sieht Lea genauer an: „Sie scheint wirklich etwas blasser zu sein...Mutter?“ Sabine ist derselben Meinung, hat aber das Gefühl, dass das nicht vom fehlenden Essen kommt. Trotzdem meint sie: "Also Lea, ich hoffe du kommst bald wieder. In Zukunft ist wohl keine offizielle Einladung bzw. Ankündigung mehr nötig. Ich finde Lumpi hat das erste Mal in seinem Leben etwas richtig gemacht und es würde mich freuen dich in Zukunft regelmäßig hier zu sehen. Also gute morgen, ich werde mich hinlegen." Mit diesen Worten geht Sabine zu ihrem Sarg und legt sich hinein. Lea wird, als sie das sieht, noch übler und kann sich kaum mehr halten. Lumpi packt sie, verabschiedet sich hastig und steigt mit Lea nach draußen. Am Friedhof stürmt Lea gleich los zu einem Busch und übergibt sich ausgiebig. Dann geht sie langsam auf Lumpi zu und lässt sich in der nähe gegen einen Baum gelehnt auf den Boden fallen. Lumpi kniet sie zu ihr und nimmt sie in den Arm: „Ich bring dich nach hause... okay?" Doro, die das beobachtet hat, kommt auf die beiden zu und fragt was los sei. Lea beginnt panisch zu zittern. "Ihr ist nur etwas schlecht, nichts weiter. Es wird schon wieder, glaub mir..." erklärt Lumpi seiner Tante ausweichend. Dorothee glaubt Lumpi nicht ganz. Sie kniet sich neben Lea, hebt ihren Kopf vorsichtig am Kinn an und blickt ihr in die Augen. Dann schaut sie zu Lumpi: "Das ist doch nicht euer Ernst??" - "Bitte...lass uns morgen darüber reden..." erwidert Lumpi und wendet sich dann wieder an Lea: "Kannst du jetzt wieder fliegen?" - "Ja wird schon gehen, denk ich." Lumpi nimmt Leas Hand, nickt seiner Tante grüßend zu und fliegt Lea nach Hause.
Am Montag betritt Anton die Sporthalle und fragt sich wo Lea ist. Scheinbar wollen das noch andere wissen, denn in diesem Moment fragt ein Mädchen: „Was ist denn mit Lea? Die war die letzten beiden Male ja auch schon nicht da.“ – „Ösi? Die ist doch letzte Woche mit einem Krankenwagen abtransportiert worden“, antwortet da ein männliches Pickelgesicht. ‚WAS?' Anton hätte das beinahe laut gefragt, aber kann sich noch zusammenreißen. Er hat davon gehört, dass ein Krankenwagen da war, aber er hat nicht mitbekommen, dass es um Lea ging. Schnell, bevor der Sportlehrer kommt, verlässt er die Halle. Im Gang weiß er allerdings nicht was er tun soll und steht daher herum. Soll er sie anrufen, oder zu ihr fahren? Vielleicht liegt sie noch im Krankenhaus, vielleicht ist sie auch tot. Es kommen ihm plötzlich Bilder in den Kopf, wie Lumpi sie aussaugt, oder gar zum Vampir macht. Panisch versucht er einen klaren Gedanken zu fassen. In diesem Moment kommt Lea aus dem Lehrerkammerl heraus. Anton kann sein Glück nicht fassen. Freudestrahlend rennt er auf sie zu: „Oh Gott Lea, bin ich froh dich zu sehen, ich dachte schon dir ist was passiert. Was war denn?“ – „Nichts. Mir geht's gut.“ Lea geht, ohne Anton anzusehen an ihm vorbei. Ihre Stimme klang müde, fertig und traurig. Anton überhört das nicht und geht ihr nach: „Hat Lumpi dir was getan? Hat er dich etwa… Ich bring ihn um!“ Anton ist so richtig in Fahrt. Er ist sich sicher, dass Lumpi was damit zu tun hat. Lea bleibt stehen und sieht Anton an. Sie ist blass und sieht kaputt aus: „Nein, Lumpi hat mir nichts getan. Also lass bitte solche Aussagen.“ Dann dreht sie sich wieder um und geht durch die Tür aus dem Sporthallentrakt nach draußen. Anton rennt ebenfalls nach draußen und schlingt sofort die Arme um seinen Körper, weil er entsetzlich friert, schließlich trägt er nur eine kurze Sporthose und ein T-Shirt. „He! Wo willst du hin? Wir haben doch jetzt Sport!“ ruft er ihr nach. Lea bleibt wieder stehen und sieht ihn an: „Ich war nur hier um zu sagen, dass ich nicht mehr kommen werde.“ – „Und warum? Im Gegensatz zu mir, liebst du doch Sport und bist gerne hier?“ Anton kann das nun wirklich nicht verstehen und bekommt wieder den Verdacht, dass Lumpi ihr was getan hat. Lea bekommt Tränen in die Augen: „Ich kann nicht… ich darf nicht… ich komm einfach nicht mehr.“ Mit diesen Worten dreht sie sich um und will weglaufen. Anton packt sie am Arm. Irgendwie wird er langsam sauer. Als sie sich jedoch umdreht und weinend vor ihm steht, ist seine Wut wieder verflogen. Er macht sich plötzlich große Sorgen, dass sie vielleicht unheilbar krank ist. Anstatt sie anzufahren, ihm endlich zu erzählen, was los ist, zieht er sie zu sich und nimmt sie in den Arm: „Ok, du musst mir nichts sagen.“ Lea vergräbt ihr Gesicht in seiner Brust und weint leise. „Ich… ich…“, beginnt sie schließlich mit leiser und zitternder Stimme, „ich bin schwanger.“ – „WAS? Du bist schwanger? Von Lumpi?“ – „Von wem denn sonst?“ Anton stellt sich eben vor, dass Leas Kind ein halber Vampir ist. Wer weiß, was das wird. Es kann sicher an die Sonne und tagsüber sich seine Opfer suchen. Möglicherweise wird das Kind schon im Mutterleib beginnen sich von Blut zu ernähren. Vielleicht wird es gar nicht geboren, sondern frisst sich durch Leas Bauchdecke, so dass sie für dieses Kind stirbt. Anton hat plötzlich alle möglichen Bilder von Monstern aus den Filmen vor seinem inneren Auge. Instinktiv lässt er Lea los und schiebt sie von sich. Erschrocken, angewidert und traurig sieht er sie an. Lea deutet seinen Blick falsch. Sie denkt, dass ihn die Tatsache, dass sie mit Lumpi geschlafen hat, so aufregt. Weil sie das kränkt und auch wütend macht, dreht sie sich einfach um und läuft davon. Anton will zuerst ihr nachlaufen, aber dann wird ihm klar, dass, wenn Lea mit Lumpi geschlafen hat, wenn sie sogar zusammen ein Kind bekommen, diese Beziehung wohl doch ernster ist, als er dachte und sie sich sicher nicht so schnell trennen werden. Er muss Lea also endgültig abschreiben. Das schmerzt ihn so sehr, dass er sie am liebsten nie wieder sehen will. Das alles hat ihn so fertig gemacht, dass er statt zum Sport zu gehen, sich anzieht und in der Gegend rumläuft.
Lea geht es nach der Begegnung mit Anton noch schlechter. Nachdem ihr Vater den Lehrern gesagt hat, was los ist, ist die Schule für Lea noch mehr Qual als zuvor. Die Lehrer sprechen sie offen darauf an, so dass am Ende des Schultages die ganze Schule bescheid weiß und Lea sich eine dumme Meldung nach der anderen anhören muss. Hin und wieder sieht sie Anton am Gang, aber er tut immer so als sehe er sie nicht, oder geht absichtlich in eine andere Richtung. Und obwohl Lumpi jeden Abend vorbei kommt und ihr ständig versichert, dass er für sie da ist und alles gut wird, fühlt sich Lea einsam und unverstanden. Sie wartet darauf, dass ihr Vater endlich etwas dazu sagt, aber er schweigt und erkundigt sich lediglich, ob es ihr eh gut geht. Lea wünschte sich, dass er sie wenigstens mal anschreien würde, weil sie so dumm war, schwanger zu werden, aber nichts. Eines Abends kommt ihre Klassenlehrerin vorbei und versucht Leas Vater dazu zu überreden, dass Lea abtreibt. Lea begreift in diesem Moment, dass es ihr Kind ist, das in ihr heranwächst und das sie es liebt und um keinen Preis hergeben will. Als sie dieses der Lehrerin sagt, lächelt sie Lea nur weiter sch…freundlich an und meint: „Zum Glück ist es ja nicht deine Entscheidung, sondern die deines Vaters.“ Lea rastet darauf hin aus, die schreit, sie tobt, sie schlägt um sich. Leas Vater ist von dieser Reaktion schockiert. Lea war immer sein Halt. Sie war die starke, die weiter gemacht hat, die sich nicht von der Situation plötzlich ohne Mutter zu sein unterbringen lies, sondern einfach versucht hat, alles auf die Reihe zu bringen. Sie hat ihm die Lebensversicherungspolizze rausgesucht, sie hat ganz selbstverständlich angefangen Wäsche zu waschen, Bad zu putzen,… Sie ist weiter jeden morgen in die Schule gegangen und hat sich mit ihren Lehrern arrangiert,… Obwohl er sie immer beschimpft hat, sie sei wie ihre Mutter, hatte er insgeheim immer hohe Achtung davor, das Lea so stark wie ihre Mutter war und scheinbar alles besser händelte als er. Als Lea nun heulend und schreiend vor ihm auf dem Boden saß, wurde ihm plötzlich klar, dass es nun an ihm liegt, einmal für sie da zu sein. Als Lea beginnt sich vor Schmerzen den Bauch zu halten, lächelt die Lehrerin und meint: "Vielleicht hast du damit die Entscheidung schon gefällt." Leas Vater wird darauf stinksauer: "Halten sie den Mund! Meine Tochter hat Recht, das alles geht sie nichts an. Ich werde mit ihr sprechen, aber ich werde nichts gegen ihren Willen unternehmen." Und bevor die schreckliche Frau noch etwas erwidern kann, fügt er hinzu: "Verschwinden sie und kommen sie ja nie wieder!" Anschließend fährt er mit Lea ins Krankenhaus. Es stellt sich heraus, dass alles in Ordnung ist, aber Lea wird Bettruhe verordnet. Doch zur Ruhe kommt sie nicht. Denn wenige Tage später sucht sich Ludwig, Lumpis Vater, genau ihren Balkon zum Landen aus und will sich Leas Vater als Abendessen gönnen. Dorothee und Lumpi, die beide zufällig da waren, können es zwar verhindern, aber Lea wird wieder ins Krankenhaus eingeliefert und muss diesmal sogar dort bleiben. Lumpi bleibt noch ein bisschen bei ihr. „Lumpi“, fängt Lea an. „Ich hab Angst. Ich wollte kein Kind, aber ich glaub, ich würd' sterben, wenn ich es verlier.“ – „Du wirst es nicht verlieren… das lassen die Ärzte nicht zu“, tröstet er sie. „Aber ich denke, die Ärzte können nichts mehr machen, wenn das Kind nicht bleiben will, dann kann es keiner mehr aufhalten. Und wer will schon bei mir bleiben?“ Lea beginnt zu weinen. „Ich zum Beispiel… und das Kind auch, das weiß ich einfach… ich spüre genau, dass es uns nicht verlassen will und wird.“ Lumpi wischt ihr die Träne weg. Lea denkt eine Weile nach. „Ich würd' dem Ding in meinem Bauch gern einen Namen geben, es muss ja nicht der endgültige sein, einfach nur ein Wort, mit dem ich es ansprechen kann.“ Lumpi setzt sich zu ihr und denkt nach. „Etwas, das am Nachthimmel steht, vielleicht… Sternchen?“ – „Ja, das klingt schön.“ Lea kuschelt sich an ihn und schiebt ihr Pyjamaoberteil hoch, so dass ihr Bauch frei liegt. Während sie ihren Bauch streichelt, meint sie: „Sternchen? Ich mach jetzt sicher nichts mehr, was dir weh tut, ok? Ich lieb dich.“ Lumpi streicht mit den Fingerkuppen ebenfalls über den Bauch: „Ich liebe dich auch… ich liebe euch beide.“ Lea ist in diesem Moment zum ersten Mal, seit sie erfahren hat, dass sie schwanger ist, wieder richtig glücklich. Leider hält das nicht lange an. Bald wird sie wieder schmerzlich daran erinnert, dass Lumpi und seine Familie keine Menschen sind. Lea scheint für die Vampire das zu sein, was der Magnet für Eisen ist. Zwei Tage später, als Lea noch im Krankenhaus liegt, werden Lumpi und sie von Hildegard überrascht. Diese ist wegen Blutkonserven ins Krankenhaus gekommen, hatte Lumpi gerochen und ist dem Geruch gefolgt. Gott sei Dank küsst Lumpi gerade Leas Hals, so dass seine Mutter denkt, er würde sich hier sein Abendessen suchen. Lea wird durch diesen Vorfall wieder in eine leichte Krise gestürzt, die sich verstärkt, als sie eines Abends, durch das Geräusch von brechendem Glas angezogen, ins Wohnzimmer eilt. Ein Bild ihrer Mutter, das auf der Kommode gestanden ist, ist heruntergefallen und ein Bild von Lea liegt am Boden vor der offenen Balkontür. Lea ist klar, dass hier ein Vampir gewesen sein muss, der Leas Bild entdeckt hat und nun weiß, wer sie ist und wo sie wohnt. Lea ist panisch. Lumpi meint zwar, es sei vermutlich seine Großmutter Sabine gewesen, die sehr wahrscheinlich schon die Wahrheit kennt, aber Lea beruhigt das kein bisschen. Von da an hat sie nachts Angst ein Fenster zu öffnen und allein aus dem Haus zu gehen. Sie schleicht im Dunkeln durch die Wohnung, damit man von draußen nicht erkennt, dass sie zu Hause ist. Immer wieder glaubt sie Schatten beim Fenster zu sehen. Und eines Abends hat sie Recht. Lumpi liegt gerade bei ihr im Bett und da es eine warme Sommernacht ist, hat Lumpi beim Kommen, das Fenster offen gelassen. Plötzlich sitzt Hildegard auf dem Fensterbrett. „Hallo, Lumpi...“, grüßt Hildegard lächelnd, allerdings mit eiskaltem Blick. Lumpi fährt hoch und rennt zum Fenster. „Und du musst Leandra sein... Kompliment, sogar Sabine hat dich nicht erkannt...“ fährt sie fort. Lea setzt sich auf und zieht instinktiv die decke über ihren nackten Körper. Sie bekommt kein Wort heraus, vor lauter schreck. "Mom... aber... aber... Warst du nie verliebt? Mir ist es egal was ihr sagt verdammt... ich mach was ich will..." Hildegard lacht höhnisch auf: „Erzähl mir nichts, Lumpi! Du machst was du willst? Du VERRÄTST UNSERE SIPPE, UNSERE GANZE ART! Menschen sind entweder NAHRUNG oder FEIND... Und nun wirst du tun, was getan werden muss, oder ich werde es an deiner stelle tun...“ Dabei deutet sie auf Lea und bleckt die Zähne. Lea hat plötzlich die Schnauze voll von diesen ganzen Vampiren. Sie springt auf: „Ach echt? Sie wollen mich beißen, mich zum Vampir machen. Und was ist mit dem Kind? Wenn ich sterbe, wird es das Kind auch. Wollen sie echt Schuld daran sein, dass ihr Enkel TOT ist? Da werden einige in ihrer Sippe aber sauer werden. „Der Ausländerhass ist echt a Schaas gegen euch Blutsauger!" Hildegard explodiert innerlich und zeigt knurrend ihre Zähne. Doch dann rutscht sie plötzlich mit dem Fuß auf der glatten Fensterbank aus. Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde ist sie weg. Ohne etwas dagegen tun zu können, fällt sie in die tiefe und landet rücklings auf dem Rasen. Lumpi und Lea hasten zum Fenster und starren hinunter: „Ist… ist die jetzt… tot?“ fragt Lea. "Ne... Vampire können doch nicht sterben... ich nehm' an, die ist ohnmächtig und hat sich was gebrochen... aber vielleicht hat sie dadurch vergessen was sie gesehen hat. Ich muss sie in ihren Sarg tragen." Lumpi zieht sich an, küsst Lea zum Abschied und verlässt sie dann, um seine Mutter vor dem Sonnenlicht zu retten.
Tagsüber geht es Lea auch nicht viel besser. Sie braucht zwar keine Angst vor Vampiren zu haben, aber desto größer ihr Bauch wird, desto häufiger und gemeiner werden die Sprüche der Mitschüler. Lea hat beschlossen, sie zu ignorieren, was aber nicht heißt, dass sie ihr nicht wehtun. An einem Freitagvormittag geht sie wieder mal mit gesenktem Kopf durch den Gang und tut so, als würde sie nicht hören, was man ihr nachruft. Sie kämpft mit den Tränen, aber die Freude, in der Schule loszuheulen, will sie den anderen sicher nicht machen. Als sie nun um die Ecke biegt, prallt sie plötzliche gegen jemanden. Sie blickt auf und erkennt Anton. „Tschuldigung“, stammelt sie leise und will weiter, weil sie merkt, dass sie die Tränen nicht mehr lange halten kann. Anton bemerkt das und tut etwas, was er schon seit längerem wieder machen will, er redet mit ihr: „Lea, hör nicht auf das. Die sind doch alle Vollidioten.“ Lea nickt nur, weil sei nichts sagen kann, ohne loszuheulen. Anton sieht, wie eine Träne über Leas Wange läuft, und wischt sie weg. „Nimm dir die Sprüche bitte nicht so zu Herzen. Diese Idioten brauchen doch nur etwas über das sie herziehen können, damit sie nicht über ihre Probleme nachdenken müssen“, meint Anton weiter. Lea nickt erneut und will gehen. Anton atmet tief durch, hält sie leicht am Arm fest und sagt endlich, was er schon so lange sagen wollte: „Es tut mir leid.“ – „Kannst ja nix dafür“, antwortet Lea, weil sie denkt, er spricht von den Typen in der Schule. „Nein,… das… das meinte ich nicht… ich… ich… ich meinte, es tut mir leid, wie ich mich benommen habe.“ Lea stellt sich vor ihn hin und sieht ihn an. Anton ist nervös. Er hat Angst sie könnte ihm nicht verzeihen, oder dass er ihr egal ist. „Als Freund hätte ich nicht so reagieren dürfen“, versucht er es weiter. „Es tut mir leid, ich will mit dir wieder befreundet sein, bitte.“ Anton sieht richtig verzweifelt drein. Lea erkennt, dass er seine Entschuldigung ernst meint und sie glaubt ihm auch, dass er wirklich mit ihr befreundet sein will, sie zweifelt nur etwas daran, ob er es auch kann. Anton gehen ähnliche Gedanken durch den Kopf, aber er hat während der letzten Monate erkannt, dass es weniger weh tut, mit ihr nur befreundet sein zu können, als sie gar nicht mehr sehen und sprechen zu können. „Ich hab dich vermisst“, sagt er mit treuherzigem Blick. Lea hat das Gefühl, als würde in diesem Moment eine Riesenlast von ihr fallen. Der Gedanke, dass es doch jemanden gibt, der mir ihr befreundet sein möchte, gibt ihr ein so gutes Gefühl. Sie beginnt zu lächeln. „Du solltest so was hier nicht so laut sagen, sonst glaubt noch jemand, du seist der Vater meines Kindes“, flüstert sie ihm zu. Tatsächlich gehen gerade ein paar Schüler vorbei, die Anton und Lea anstarren und zu tuscheln beginnen. Anton sieht ihnen nach und grinst. Ihm gefällt der Gedanke, dass die anderen glauben könnten, er hätte mit Lea geschlafen, er hätte tatsächlich eine Chance bei dem schönsten und süßesten und nettesten Mädchen der ganzen Schule. Es würde ihn stolz machen. Anton beginnt zu grinsen: „Macht mir nix.“ – „Dir gefällt das wohl“, sagt Lea in leicht anklagendem Ton, muss jetzt aber auch grinsen. „Ja“, meint Anton frech und grinst die vorbeikommenden Schüler und Lehrer an. „Das wird sich sicher ändern, wenn deine Mutter so was zu hören bekommt“, versucht Lea Anton wieder ein wenig zu bändigen, denn ihr ist das alles ein wenig unangenehm. „Probieren wir es aus“, grinst er sie an. „Bitte was? Willst du jetzt deiner Mutter erzählen, du seist mit mir im Bett gewesen oder was?“ Anton lacht: „Nein, aber selbst wenn. Ich bin alt genug für Sex und ich lass mir sicher nicht von meiner Mutter vorschreiben, mit wem ich schlafen darf. Nein, ich meinte eigentlich, du kommst morgen zu mir. Wir stopfen uns mit Junk-Food voll, schauen uns einen schlechten Gruselfilm an, plaudern, hören Musik,… keine Ahnung… Uns was meine Mutter dann glaubt, werden wir sehen, wobei es mir eigentlich egal ist.“ Lea sieht Anton an. Der Gedanke mit einem Menschen, der nicht ihr Vater ist, einen ganz normalen Nachmittag oder Abend zu verbringen, klingt zu verlockend, das ist das, wonach sie sich in letzter Zeit so sehr gesehnt hat. „Das würde ich sehr gerne tun“, sagt sie leise und schüchtern, weil sie sich nicht sicher ist, ob Anton das Angebot ernst meinte. Anton lächelt erfreut: „Schön. Was hältst du davon, wenn wir uns am späteren Nachmittag treffen, spazieren gehen, ein Eis essen oder so, dann isst du bei uns Abendbrot und wenn meine Eltern dann weggehen, ins Theater glaub ich, machen wir es uns gemütlich.“ Lea schaut ihn skeptisch an: „Du willst dich mit mir in der Öffentlichkeit zeigen und deiner Mutter meinen Bauch unter die Nase halten?“ – „Du bist ja nicht leprakrank, sonder nur schwanger.“ – „Aber wenn uns wer sieht, dann wird wieder geredet.“ – „Die reden doch so oder so.“ Dann sieht er sie lieb an: „Ich will wirklich wieder etwas mit dir unternehmen und was irgendwer denken könnte oder sagen könnte, ist mir egal.“ Er meint es wirklich ernst. Er hat so lange Lea gemieden und es ging ihm dreckig in der Zeit. So schlimm kann es nicht werden, wenn er dafür mit ihr zusammen sein kann. Lea lächelt ihn an: „Ok.“ – „Dann hol ich dich morgen ab, ich schreib dir noch eine Sms, wann genau, weil meine Mutter will morgen Vormittag mit mir einkaufen gehen.“ Anton verzieht angewidert das Gesicht. „Du holst mich ab?“ Lea macht große Augen. Anton grinst: „Klar, muss ja dafür sorgen, dass du dich nicht verletzt.“ – „Ich mich verletzen? Warum sollte ich mich auf dem Weg von mir bis in die Fußgängerzone zum Eisgeschäft verletzen?“ Anton grinst immer noch: „Du könntest stolpern, oder wo dagegen rennen. Du könntest dich auch vor einem vorbeifahrenden Auto so schrecken, dass du fällst…“ – „Ist ja reizend, wie viel Vertrauen du in meine motorischen und geistigen Fähigkeiten hast.“ – „Ich bin nur vorsichtig, oder glaubst du ich will einen wütenden Vampir zum Feind haben? Wenn dir was passiert und Lumpi erfährt, dass du zu mir wolltest, dann bin ich doch meines Lebens nicht mehr sicher.“ Jetzt muss Lea auch grinsen: „Ach, es geht dir nur um deine Haut, ich bin unwichtig?“ – „Im Grunde ja.“ Antons wird nun wieder ernster: „Ich dachte, du willst vielleicht nicht allein in die Fußgängerzone gehen, dort hängen am Wochenende oft ein paar deiner ‚Freunde' von hier rum.“ – „Und du meinst, wenn du dabei bist, dann halten sie ihren Mund?“ – „Nein, das denk ich nicht, aber wenn ich dabei bin, bist du wenigstens nicht allein.“ Lea nickt nur, denn sie hat Angst das auszusprechen, was ihr gerade durch den Kopf geht: ‚Anton du bist so süß, so lieb, am liebsten würd ich dich küssen. Wenn ich nicht mit Lumpi zusammen wär, würde ich mich glatt in dich verlieben…' Da klingelt plötzlich die Pausenglocke. „Oje, ich muss ja runter in den Biologiesaal!“ ruft Lea entsetzt. „Und ich rauf in den PC-Raum“, erwidert Anton nicht ganz so aufgeregt. „Ich meld mich bei dir!“ ruft er ihr noch zu, während sie beide in die entgegengesetzte Richtung laufen.
Am späten Nachmittag des nächsten Tages holt Anton Lea ab und sie gehen gemeinsam in die Innenstadt zur Eisdiele. Mit dem Eis in der Hand gehen sie in den Park und spazieren dort ein wenig rum. Dann geht Anton mit Lea nach Hause. Als er die Wohnungstür aufschließt, kommt seine Mutter aus der Küche: „Hallo Anton! Hallo …“ Als Frau Bohnsack Lea erblickt und ihren Bauch, schaut sie sehr geschockt. “..Lea!” stammelt sie. “A… Anton… kommst du bitte in die Küche, du… musst mir helfen.” Sie dreht sich um und geht, man kann ihr den Schrecken und die Verwirrtheit ansehen. Anton grinst Lea zu, weil er sich schon vorstellen kann, was jetzt kommt. Dann folgt er seiner Mutter in die Küche. „Was soll ich denn machen?“ fragt Anton, obwohl er genau weiß, dass er nichts helfen muss. Seine Mutter dreht sich langsam zu ihm und sieht ihn erschrocken, fertig, müde, ungläubig,… an. „Lea…“, bringt sie schließlich heraus, aber ihre Stimme klingt zittrig. „Lea… ist sie…?“ Sie kann das Wort gar nicht aussprechen. „Schwanger?“ hilft ihr daher Anton. „Ja, ist sie.“ Anton geniest es seine Mutter zu quälen und grinst in sich hinein. Frau Bohnsack setzt sich auf den Hocker und sackt zusammen. Nun macht sich Anton doch ein wenig Sorgen. „Mutti? Geht es dir nicht gut?“ – „Das ist schon ein gewaltiger Schock.“ Anton amüsiert sich zwar immer noch über seine Mutter, aber ihr Anblick ist doch etwas herzerweichend. „Mutti!? Falls du es nicht gemerkt hast, ich habe Lea seit Monaten nicht mehr eingeladen.“ Schaut ihn dann verwirrt an: „Ja und?“ – „Ich wollte dir damit nur sagen, dass ich nicht der Vater bin, falls du das dachtest“, Anton lächelt sie jetzt halb grinsend an. Seine Mutter wirkt zwar etwas erleichtert, aber noch nicht überzeugt: „Nur weil sie nicht hier war, heißt das ja nicht, dass ihr nicht…“ Sie stockt erneut, das will sie wirklich nicht aussprechen. „Er könntet euch ja heimlich getroffen habe. Woher soll ich wissen, dass du auch immer dort bist, wo du mir sagst, dass du bist? Oder ihr habt auf der Schultoilette…“ – „Mutti? Was hältst du denn von mir? Glaubst du echt, dass ich auf einem öffentlichen WC Sex habe?“ – „Naja…“ – „Also echt…“ Anton ist nun doch etwas beleidigt, das seine Mutter echt so etwas glaubt. Antons Mutter steht auf, hält Anton bei den Schultern fest und sieht ihn tief in die Augen: „Schwörst du mir, dass du nicht der Vater bist?“ – „Ja Mutti, ich schwöre es dir. Wenn ich es wäre, dann hätte ich sicher früher was gesagt.“
Als Lea so allein im Vorraum steht, kommt Antons Vater aus dem Wohnzimmer. „Hallo Lea!“ grüßt er, dann sieht er sie an und erkennt den Bauch. „Anton?“ fragt er nur. Lea schüttelt den Kopf: „Nein, Anton hat nichts damit zu tun.“ Sie beginnt ihren Bauch zu streicheln. „Ok“, meint Herr Bohnsack und nickt leicht. Lea steht etwas unsicher herum und weiß nicht was sie sagen soll. „Wir können dich doch nicht allein im Flur stehen lassen“, bricht dann Antons Vater das Schweigen. „Komm doch rein und setzt dich. Was gibt es denn neues bei dir, abgesehen vom Offensichtlichen.“ Kurz darauf kommen Anton und seine Mutter mit dem Essen ins Wohnzimmer zu den anderen beiden. Das Essen verläuft recht schweigsam, hauptsächlich deshalb, weil Antons Mutter sehr distanziert ist. Sie hat sich mittlerweile die Fragen gestellt: ‚Welche Art von Mädchen wird mit 16 schwanger? Sind solche Mädchen der richtige Umgang für meinen Sohn?...' Obwohl sie nicht unfreundlich ist und auch kein böses Wort sagt, spüren die anderen trotzdem ihre negative Ausstrahlung. Vor allem Lea bemerkt, dass Antons Mutter sie alles andere als ins Herz geschlossen hat. Als die Eltern das Haus verlassen haben, zieht Anton Lea in sein Zimmer. Lea kauert sich auf sein Bett. „Ist was? Geht es dir nicht gut?“ fragt Anton besorgt und setzt sich zu ihr. „Deine Mutter kann mich nicht leiden.“ Anton lächelt: „Mach dir nichts draus. Meine Mutter kann keinen meiner Freunde leiden. Ihre Vorstellung von dem perfekten Freund, der perfekten Freundin, der perfekten Frau für mich, decken sich nicht im Geringsten mit meinen Vorstellungen.“ Lea sieht ihn an und weil er so süß lächelt, kann sie nicht anders als ihn auch anzulächeln. Anton steht wieder auf: „So, ich hol uns jetzt was zum Knabbern und eine Cola und du suchst dir inzwischen eine DVD aus, die wir uns ansehen.“ Anton hat eine große Sammlung an Horrorfilmen und Lea findet darunter einen, den sie noch nicht kennt und der sehr viel versprechend klingt. Gemeinsam setzen sie sich auf sein Bett und sehen fern. Danach kommen sie ins Plaudern. Sie reden über die Schule, ziehen über die schreckliche Kleidung von Frau Ludwigs her, diskutieren über den sexistischen Physikprofessor Herr Bartoldy, tauschen sich aus, was sie über die Gerüchte von Frau Reichhard und Herrn Mandarin wissen, und stänkern dann noch über so manche Schüler, die aufgrund ihres Auftretens oder Benehmens die ganze Schule kennt. Irgendwann kommen sie auch auf das Thema Freunde. Im Zimmer brennt nur noch ein kleines Licht. Lea liegt auf Antons Bett. Er selbst liegt am Boden vor seinem Bett. Er traut sich irgendwie nicht neben ihr im Bett zu liegen. Beide starren an die Decke. „Seit wann kennst du eigentlich die Vampire“, fragt Lea ihn schließlich. „Hm… Ich glaub ich war 10, als Rüdiger eines Abends in mein Zimmer kam. Beim nächsten oder übernächsten Mal brachte er Anna mit.“ – „Und seitdem seit ihr ein Paar?“ – „Ich weiß nicht, ob man sagen kann, wir sind ein Paar. Sie hat sich bei unsere ersten Begegnung in mich verliebt und nie ein Geheimnis daraus gemacht und ich… Ich kann mir ein Leben ohne sie irgendwie nicht vorstellen, aber… ich weiß nicht… langsam hab ich das Gefühl es fehlt etwas…“ – „Falls du von Sex redest, das wird überbewertet. Ganz ehrlich, es ist grauenvoll, das schlimmste was es auf der Welt gibt und es kommt auch nichts Gutes dabei raus“, versucht Lea Anton zu trösten. Anton grinst, weil er sich nicht denken kann, dass sie das wirklich ernst meint: „Vielleicht liegt das daran, dass du mit einem Vampir geschlafen hast?“ – „Durchaus möglich…“ Lea muss nun auch grinsen. „Anna ist ein Kind und wird es immer bleiben“, fängt Anton nach einer Pause wieder an. „So wie Lumpi ein Teenager bleibt“, erwidert Lea. „Ja, aber Lumpi ist doch schon fast erwachsen. Wenn du ihn küsst, kommst du dir wenigstens nicht wie ein Pädophiler vor.“ – „Ja, jetzt, aber was ist in 5 oder 10 Jahren. Ich kann doch mit Mitte 20 nicht mit einem 16jährigen zusammen sein. Stell dir mal vor, in 16 Jahren ist mein Kind so alt wie sein Vater und ich doppelt so alt wie die beiden…“ – „Hm… Aber bis dahin ist ja noch lange Zeit. Du hast noch ein paar Jahre, in denen du mit Lumpi eine ‚Erwachsenenbeziehung' führen kannst.“ – „Ich weiß nicht… Bei uns prallen 2 Welten aufeinander. Und wir reden hier nicht von dem Prinz, der das Aschenputtel heiratet. Mal ganz abgesehen von Lumpis Familie, seinen blutrünstigen Eltern…“ Bei dem Gedanken an Hildegard, schüttelt es Lea leicht. „… und seinen Essgewohnheiten. Lumpi kann nur bei Nacht raus. Wir können uns immer nur im Dunkeln treffen, wenn normale Menschen schlafen.“ Es entsteht ein kurzes Schweigen. „Ich habe als kleines Mädchen ganz genaue Vorstellungen davon gehabt, wie mein Leben als Erwachsene aussieht.“ – „Und zwar?“ fragt Anton neugierig. Lea ist es ein wenig peinlich, aber schließlich entscheidet sie sich doch, es ihm zu erzählen: „Ich habe immer davon geträumt in einem Einfamilienhaus mit Garten zu wohnen. Vor der Türe stehen 2 Autos, ein Minivan mit dem ich immer fahre und ein Kleinwagen für meinen Mann. Vielleicht auch ein Mercedes Mittelklassewagen, den er als Firmenwagen besitzt. Und wir haben 3 Kinder, vielleicht kommt noch ein viertes als Nachzügler. Am Wochenende machen wir Ausflüge, oder sind einfach in unserem Garten und toben. Klingt kitschig ich weiß.“ – „Nein, warum?“ – „Wie hast du dir deine Zukunft ausgemalt?“ – „Ich? Also ich würde am liebsten ein berühmter Rockmusiker werden, der mit seiner Band umherzieht.“ Bei dieser Bemerkung grinst Anton und auch Lea muss grinsen. „Aber wenn ich realistisch bleiben möchte“, erklärt er dann weiter. „Dann stell ich mir in etwa so was wie du vor. Naja, ich will eigentlich nur 2 Kinder, ein Mädchen und einen Buben, aber notfalls kann ich mich auch mit 3 oder 4 anfreunden.“ Anton lächelt, weil er sich insgeheim gerade vorstellt, wie ein Leben mit Lea aussehen würde. Lea denkt gerade an dasselbe. Ein Leben mit Anton wäre doch um so viel unkomplizierter und normaler. Lea schüttelt leicht den Kopf, weil sie diese Gedanken vertreiben will und fragt sich selbst, wie sie nur auf die Idee kommt mit Anton zu leben. Während Lea so ihren Gedanken nachhängt, kommen plötzlich die Tränen. Sie ist froh, dass Anton sie nicht sehen kann. Doch dann muss sie leicht schniefen und als das Anton hört, fragt er: „Lea was ist denn?“ – „Nichts“, antwortet sie, doch an ihrer Stimme hört man, dass es nicht so ist. Anton richtet sich etwas auf und späht über die Bettkante, kann aber im schwachen Licht nur Leas Umrisse erkennen. „Warum weinst du?“ fragt er schüchtern. Lea antwortet etwas zu heftig, wie sie selbst feststellt: „Ich weine nicht.“ Anton ist unschlüssig, was er nun tun oder sagen soll. Während er noch darüber nachdenkt, fängt Lea plötzlich wieder an zu reden, ihre Stimme klingt verheult: „Ich kann nicht mehr. Ich will wieder ein normales Leben führen und Träume wie diese haben. Ich hasse Deutschland, ich will nach Hause zu meinen Freunden und zu meiner Familie. Ich hasse es schwanger zu sein. Ich will wider ein normaler Teenager sein, um den man sich manchmal noch kümmern muss und der nicht verantwortungsbewußt und erwachsen sein muss. Ich vermiss meine Mama so sehr. Ich wünschte sie wär hier und könnte nachts zu ihr ins Bett kriechen und mit ihr kuscheln, wenn ich mich fürchte und in letzter Zeit habe ich eigentlich immer Angst, wenn es dunkel ist. Wenn Lumpi da ist, geht es, aber er kann ja nicht immer bei mir sein… Warum bin ich nur hier hergekommen? Warum hab ich die Vampire kennen gelernt? Warum hab ich mit einem was angefangen? Warum hab ich mir selbst mein Leben derartig verschissen? Ich halt das alles nicht mehr aus. Ich will, dass es ein Ende hat.“ Anton hat plötzlich ein schlechtes Gewissen, schließlich war er es, der ihr die Vampire vorgestellt hat. Und jetzt ist sie deshalb so unglücklich und liegt in seinem Bett und weint. Langsam klettert er auf sein Bett und legt sich ganz an die Kante seitlich hin, damit noch ein wenig Abstand zwischen ihnen ist. „Aber du liebst doch Lumpi.“ Obwohl es wie eine Feststellung klingt, ist sich Anton in diesem Moment nicht so sicher. Lea dreht seich zur Seite und sieht ihn an. „Ich weiß nicht… Aber eigentlich ist das auch nicht wichtig. Ich bin schwanger, da kann ich nicht einfach zu ihm hingehen und sagen: ‚Ich glaub wir sollten uns trennen, ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich dich liebe.'“ Anton geht der Gedanke durch den Kopf, dass man das wohl besser nie einem Vampir, und schon gar nicht Lumpi, sagen sollte, wenn man an seinem Leben hängt. „Willst du denn mit ihm Schluss machen?“ fragt er Lea vorsichtig, weil er Angst davor hat, was Lumpi mit ihr, ihm oder dem Rest der Welt anstellt, wenn sie ihm das Herz bricht. „Ich weiß es nicht. Ich vermisse ihn, wenn er nicht da ist. ich weiß, ich könnte ohne ihn nicht leben. Aber ich weiß nicht ob das ausreicht. Vielleicht es noch nicht mal, wenn ich hundertprozentig wüsste, dass er die Liebe meines Lebens ist, mit ihm länger eine Beziehung zu führen.“ Anton versteht, was Lea meint, es geht ihm mit Anna ähnlich. Selbst wenn sie die große Liebe seines Lebens ist, muss er doch irgendwann einmal eine normale Beziehung zu einem menschlichen Mädchen aufbauen. Vor einem Jahr noch, hätte er nie gedacht, dass es einen Menschen geben könnte, in den er sich verlieben könnte, für den er annähernd so große Gefühle haben könnte, wie für Anna. Doch nun, wo er Lea gegenüber liegt und sie ansieht, ist er sich nicht mal mehr sicher, dass er das nicht schon hat. Er sieht Lea an und fühlt sein Herz wild schlagen. Langsam schiebt er seine Hand nach vor und berührt mit zitternden Fingern ihren nackten Unterarm. Er atmet schneller als er beginnt ihren Arm mit den Fingerkuppen zu streicheln. Lea bekommt eine Gänsehaut und zuckt instinktiv mit ihrem Arm. Anton zieht darauf hastig seine hand weg. Lea reagiert darauf, indem sie seine Hand mit ihrer festhält. Die beiden sehen sich an. Anton würde am liebsten weglaufen, weil es so schön ist, sie zu spüren. Lea spürt seine warme Hand. Sie riecht sein Deo. Sie fühlt die Wärme, die sein Körper ausstrahlt. Es ist so anders als bei Lumpi. Sie merkt, wie sich der Wunsch in ihr breit macht, sich an Anton ranzukuscheln, ihn zu spüren, ihn zu küssen. Sie lässt daher seine Hand langsam los und flüstert, weil ihre Stimme versagt: „Ich sollte langsam nach Hause gehen, es ist schon spät.“ Anton würde am liebsten lauf aufschreien: ‚Nein, nicht, geh nicht, bitte, bitte, bleib bei mir.' Aber er weiß, dass es besser ist, wenn sie geht. Wäre sie nicht mit Lumpi zusammen, wäre sie nicht schwanger, dann würde er alles tun, um sie zum Bleiben zu überreden. Sie stehen beide auf und gehen ins Vorzimmer, wo Lea ihre Schuhe anzieht. „Soll ich dich nicht lieber begleiten, damit dir nichts passiert und damit du keine Angst zu haben brauchst?“ Lea denkt über dieses Angebot nach. Sie hat tatsächlich Angst allein durch die Nacht zu wandern. Aber sie weiß, dass es jetzt in jedem Fall besser ist, nicht länger in Antons Nähe zu sein. Sie hat Angst es könnte sonst noch was passieren, was falsch ist, komplett falsch. Sie lehnt daher dankend ab und verlässt die Wohnung hastig. Als Lea weg ist, bemerkt Anton, wie sehr er sich ihre Gegenwart wünscht. Plötzlich spürt er dieses Gefühl der Leere, das ihm die Tränen in die Augen treibt.
Am nächsten Abend, kurz nach Sonnenuntergang, pocht Lumpi an Leas Fenster. Lea öffnet ihm. „Dracula sei Dank, dir geht es gut“, ruft Lumpi erleichtert, hüpft in ihr Zimmer und umarmt sie. Lea wird in diesem Moment schlagartig klar, dass sie am Vortag nicht an Lumpi gedacht hat. Sie hätte ihm einen Zettel ins Fenster hängen sollen, damit er weiß wo sie ist. Sie hat am Freitag ja auch mit keinem Wort erwähnt, dass sie sich am Samstag mit Anton treffen will. Sie fragt sich, warum sie das eigentlich nicht getan hat. Gerade als sie sich entschuldigen will, schaut Lumpi sie wütend an: „Wo warst du?“ – „Tut mir leid, ich hab vergessen einen Zettel ins Fenster zu hängen. Ich wusste auch nicht, dass ich so lange weg bleib“, versucht sich Lea zu entschuldigen. „Wo warst du?“ fragt Lumpi noch mal, von Leas Worten wenig beeindruckt. „Ich… ich war am Nachmittag ein Eis essen und nachher bei Anton fernsehen und plaudern, was normale Teenager so machen.“ Lumpi schmerzt diese Aussage, weil sie ihn wieder einmal daran erinnert, dass er kein normaler menschlicher Teenager ist. Aber anstatt ihr das zu zeigen, wird sein Gesichtsausdruck noch furchteinflößender: „Was normale Teenager so machen! Sehr interessant und warum gerade mit Anton?“ – „Warum denn nicht? Er ist mein Freund. Mit wem sollte ich mich denn sonst treffen?“ – „Oh, ich weiß nicht“, tut er freundlich, doch im selben Augenblick wird sein Gesicht wieder wutverzerrt. „Vielleicht mit einem Mädchen. Dann könntet ihr so ein Frauending durchziehen, oder mit einem fetten pickeligen Jungen.“ Lea lacht auf: „Bist du etwa eifersüchtig? Es ist nichts passiert.“ – „Das kann ich glauben oder nicht“, fahrt er sie an. Lea wird nun auch sauer: „Vertraust du mir etwa nicht?“ – „Dir vielleicht schon, aber Anton nicht. Jedenfalls muss ich mich doch fragen, warum du mir nicht davon erzählst.“ – „Tu ich doch, eben…“ – „Und warum nicht vorher?“ – „Ich hab's vergessen!“ Mittlerweile schreit Lea nur noch. „Vergessen? Vielleicht wolltest du es ja vergessen mir zu sagen?“ Lea lässt einen Schrei ertönen: „Was soll das? Ich hab's vergessen, einfach so. Ich wusste ja auch nicht, dass ich jetzt immer Rechenschaft darüber ablegen muss, wo ich bin. Wenn ich weiß, dass ich kontrolliert werde, dann denk ich vielleicht eher daran…“ Lumpi ist innerlich am heulen, aber das würde er ihr nie zeigen, stattdessen schreit er sie weiter an: „Ich kann dich gar nicht kontrollieren. Ich liege tagsüber in meinem Sarg, falls du das vergessen hast.“ – „Wie sollte ich DAS vergessen.“ – „Du tust ja grade so, als würde ich das absichtlich machen, ich hab mir das nicht ausgesucht.“ Lea stehen auch schon die Tränen in den Augen, sie weiß aber nicht, ob aus Verzweiflung, Traurigkeit oder Wut. „Das hab ich nie gesagt, aber du gibst mir das Gefühl, als müsste ich mich schuldig dafür fühlen, dass ich das nicht tue.“ – „Ja, vielleicht solltest du das!“ Lumpi schreit das in seiner Wut raus, obwohl er selbst weiß, dass es das nicht so meint. Lea ist für einen Augenblick völlig perplex und weiß nicht was sie sagen soll. Doch da brüllt Lumpi sie eh schon weiter an: „Ich habe keine Ahnung davon was du am Tag machst, ich kann es nicht kontrolieren und ich kann es nicht verhindern.“ Lea hat nun ihre Sprache wieder gefunden und brüllt mindestens ebenso laut: „Das geht dich auch nicht das geringste an.“ Wenn Lea eines hasst, dann ständige Kontrolle. Wenn sie in diesem Moment normal denken hätte können, hätte sie ihm sicher gesagt, dass sie auch lieber hätte, er könnte die Tage mit ihr verbringen, und das sie ihm gerne erzählt, was sie so treibt, während er schläft, aber sie denkt in momentan nicht richtig, sie schreit einfach nur rum. Lumpis Gesicht ist mittlerweile wirklich zum Fürchten: „Und ob mich das was angeht. Schließlich trägst du MEIN Kind immer bei dir.“ Lea hat nun schreckliche Angst vor ihm, aber statt klein beizugeben reizt sie ihn noch mehr: „Ach, und denkst du das macht mir Freude?“ – „Ekelt es dich etwa an einen Teil von mir, ein Kind von mir in dir zu haben?“ – „Nein, es ekelt mich einfach nur Gedanke an, ein Kind in meinem Bauch zu haben!“ In diesem Moment wird Lumpis Blick traurig und schockiert, leiser und langsamer meint er: „So ist das also… Und ich dachte du liebst Sternchen…“ Mit diesen Worten dreht er sich hastig um und springt aus dem Fenster. Leas Stimmung schlägt nun auch um, sie rennt zum Fenster und schreit hinaus: „Das du ich doch, wirklich… Lumpi! Bleib da, bitte, es tut mir leid…“ Aber Lumpi hört sie nicht mehr. Er fliegt direkt zu Anton.
Lea sieht hinaus in die Nacht, in der Hoffnung Lumpi würde zurückkommen, aber nichts geschieht. Lea schließt das Fenster und schaut sich in ihrem Zimmer um, als würde sie es zum ersten Mal sehen. Sie ist wie betäubt, völlig weggetreten. Das wollte sie nicht. Sie wollte nicht ihren ganzen Frust an Lumpi abladen. Aber als sie mal damit begonnen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Sie setzt sich auf ihre Bettkante, starrt einen Moment den Boden an, als plötzlich über sie hereinbricht. Laut schreiend beginnt sie zu heulen. Völlig verzweifelt und hysterisch brüllt und schlägt sie herum. Sie kann gar nicht sagen, was sie ist, traurig, wütend, verzweifelt, schuldbewusst, … Vielleicht von allem etwas. Lea kann nicht aufhören zu brüllen und zu weinen. Sie bekommt nicht mehr richtig Luft, aber beruhigen kann sie sich deshalb trotzdem nicht. In ihrer Brust hat sich alles zusammengezogen. Sie hat das Gefühl, die Wände kommen immer näher und eine Stimme in ihrem Kopf sagt ständig leise: „Er hasst dich. Er will dich zerfleischen. Du solltest davon laufen, so lange du es noch kannst.“ Lea rennt aus ihrem Zimmer, zieht sich rasch die Schuhe an und verlässt hastig das Haus. Sie rennt los ohne Ziel. Sie rennt einfach, obwohl ihr das Atmen immer noch schwer fällt. Die kühle Nachtluft lässt sie ein wenig klarer Denken. Schließlich kann sie nicht mehr. Ihre Lungen brennen, sie hat Seitenstechen, ihr Bauch schmerzt und das Kind tritt wild herum. Sie wird langsamer und bleibt schließlich stehen. Lea sieht sich um. Sie ist in der Näher der Schule. Obwohl kein Mensch auf der Straße ist, fühlt sie sich beobachtet. „Lumpi?“ ruft sie in die Nacht, aber wie erwartet kommt keine Antwort. Lea bekommt plötzlich eine Gänsehaut. Die Stimme spricht wieder: „Er sucht dich. Er lauert dir auf. Er will dich vernichten.“ Lea setzt sich wieder in Bewegung. Mit schnellen Schritten geht sie auf das Schulgebäude zu. Sie umrundet es und begibt sich auf den Sportplatz. Dort bleibt sie stehen und atmet tief durch. Der Sportplatz gibt ihr Sicherheit. Hier fühlt sie sich wohl. Wenn sie sich früher körperlich anstrengte, konnte sie immer alles um sie herum vergessen. Und wenn sie richtig ausgepowert war, fühlte sie sich frei und glücklich, ganz egal was davor passiert war oder wie sie sich gefühlt hatte. Lea sieht auf ihren Bauch und legt ihre Hände darauf. In den letzten Monaten hatte sie diese Möglichkeit zum Ausgleichen nicht. Vermutlich hat sich deshalb so viel in ihre aufgestaut, was sie vorhin an Lumpi rausgelassen an. Mit einem Mal denkt sie wieder an den Streit und beginnt zu weinen. Sie setzt sich an die Hauswand gelehnt hin. Nach einiger zeit läutet ihr Handy. Auf dem Display steht „Anton“. Lea überlegt kurz, ob sie wirklich rangehen soll, aber sie will jetzt nicht alleine sein und Anton ist schließlich der einzige Freund den sie hat. “Ja?“ fragt sie mit verweinter Stimme, als sie abhebt. „Lea, wo bist du denn? Ich war gerade bei dir zu hause, aber dein Vater wusste nicht wo du bist.“ – „Ich bin am Sportplatz der Schule.“ – „Ok, bleib wo du bist, ich komm so schnell ich kann.“ Dann legt er auf. Lea wundert sich ein wenig. Er hat gar nicht gefragt, warum sie hier ist. Und warum hat er es so eilig sie zu sehen? Ist was passiert? Plötzlich bekommt sie wieder Panik. Wer weiß, was Lumpi getan hat oder tun wird. Ein wütender Vampir ist wie eine tickende Zeitbombe. Warum nur hat sie mit ihm gestritten? Warum ist sie nicht ruhig geblieben und hat ihm erklärt, dass er keine Angst zu haben braucht, weil sie ihn liebt. Weinend kauert sie sich zusammen.
So findet sie Anton, als er auf seinem Fahrrad um die Ecke schießt. Er lässt sein Rad fallen und setzt sich erschöpft neben sie. Während er noch nach Atem ringt und kein Wort herausbringt, lehnt sich Lea an seine Schulter. Anton weiß im ersten Moment nicht was er machen soll, doch dann legt er seinen rechten Arm um sie. „Lu…m…pi…u…und…ich…ha…“ stammelt Lea. „Ich weiß was passiert ist, du brauchst es mir nicht zu erzählen. Lumpi war bei mir“, erklärt Anton. Lea sieht ihn entsetzt an. Dann nimmt sie sein Kinn in die rechte Hand und dreht sein Gesicht, damit sie seinen ganzen Hals sehen kann. „Er hat mir nichts getan.“ Anton nimmt ihre Hand und schiebt sie wieder hinunter. Auf seiner Brust stoppt er. Er will die Hand nicht loslassen und da Lea ihre auch nicht weg zieht, lässt er seine Hand auf ihrer liegen. „Er kam sauer zu mir“, erzählt Anton dann ausführlicher. „Er wollte wissen, was wir getan haben und warum wir uns getroffen haben. Als ich ihm scheinbar dasselbe sagte wie du, hat er sich beruhigt. Das heißt beruhigt hat er sich nicht, er ist heulend zusammengebrochen.“ Lea sieht ihn erstaunt an. „Ja, er meinte, es tut ihm so leid, was er alles gesagt hat und dass du ihn jetzt sicher nicht mehr liebst. Ich soll dir sagen, dass es sich entschuldigen will. Er liegt jetzt in meinem Bett, weil er sich vor Schmerzen nicht mehr bewegen kann, wie er sagt. Tu mir bitte den Gefallen und verzeih ihm. Ich will nämlich nicht mein Zimmer in Zukunft mit Lumpi teilen.“ Er grinst Lea an. Lea lächelt ein wenig. „Aber warum entschuldigt er sich bei mir. Ich sollte mich doch bei ihm entschuldigen.“ – „Ich glaube, ihr solltet euch einfach beide entschuldigen.“ – „Ja.“ Lea lehnt sich wieder gegen Antons Schulter. Ihre Hand liegt immer noch auf seiner Brust und seine darauf. Anton geniest das. Er legt seinen Kopf zurück und schließ die Augen. Am liebsten würde er für immer hier sitzen bleiben. „He!“ ruft Lea nach einiger Zeit. Anton sieht sie entsetzt an: „Was ist los?“ Lea lächelt ihn an: „Nichts, das Baby hat mich nur getreten und das hat ein bisschen weh getan.“ Lea richtet sich etwas auf und lehnt sich wieder mit den Rücken an die Wand. Antons Arm liegt aber immer noch auf ihren Schultern. Ihre Hand auf seiner Brust hat sie allerdings weggezogen, was ihn ein wenig traurig stimmt. Lea legt ihre Hände auf den Bauch. Anton sieht fasziniert hin. Irgendwie kann er sich das noch nicht so richtig vorstellen, dass da wirklich ein Kind drinnen ist. „Willst du mal fühlen?“ fragt ihn dann Lea. Anton schaut etwas schüchtern. Er weiß nicht genau ob er das soll oder nicht. Lea nimmt schließlich einfach mit ihrer Linken seine und legt sie auf den nackten Bauch, nachdem sie ihr T-Shirt hochgezogen hat. Antons Herz fängt wild an zu klopfen, zum einen weil er gespannt ist, ob er das Kind auch fühlen kann, zum anderen weil er Leas nackten Bauch berührt. Plötzlich tritt das Kind wieder. Anton will instinktiv die Hand wegziehen, aber Lea drückt sie sanft auf ihren Bauch. „Es mag dich“, stellt sie fest. Anton schaut sie ungläubig an. „Ja, wenn normalerweise jemand seine Hand da drauf legt, dann bleibt es still, bis die Hand weg ist, aber dich mag es sichtlich.“ Anton glaubt das nicht: „Ich glaube eher, dass es tritt, weil ich weggehen soll.“ Lea schüttelt den Kopf und lächelt ihn an. Anton senkt seinen Blick wieder zu ihrem Bauch. Es fasziniert ihn, wie das Kind sich da drinnen manchmal bewegt. Er hat so was noch nie erlebt. In seiner Umgebung hat auch noch nie jemand ein Kind bekommen, außer Kolleginnen seiner Mutter und wenn die mit dem sabbernden Schreihals zu besuch kamen und seine Mutter immer erfreut rief ‚Anton schau mal wie süß', hat er schnell das Weite gesucht. Schließlich nimmt Anton seinen Arm von Leas Schultern weg und rutsch etwas nach vorne, damit er zwischen ihren aufgestellten Beinen zum Knien kommt. Er legt beide Hände auf ihren Bauch und wartet wieder, dass sich das Kind bewegt. Als er wieder einen leichten Tritt spürt, sieht er lächelnd zu Lea. Lea lächelt ihn auch an. Ihr Gesicht ist nur von der kleinen Lampe in der Nähe beleuchtet. Anton kann nicht den Blick von ihr lassen. Er hört langsam zu lächeln auf und fragt sie leise: „Weißt du eigentlich, dass du wunderschön bist?“ Lea lacht: „Anton, bist du blind? Ich bin ur fett.“ Anton sieht sie immer noch ernst an: „Du bist nicht fett, du bist schwanger. Und die Schwangerschaft hat nichts an deiner Schönheit geändert.“ Lea sieht ihn nun auch ernst an. Sie spürt eine Spannung zwischen ihnen. „Wenn Lumpi nicht wäre“, sagt er schließlich ganz leise. „Dann würde ich dich jetzt küssen.“ Lea spürt das Knistern zwischen ihnen. Sie will ‚ich dich auch' antworten, aber stattdessen springt sie auf und atmet tief durch. Anton springt ebenfalls auf: „Tut mir leid, wenn ich etwas falsches gesagt oder getan habe…“ – „Nein“, sagt Lea lieb. „ich muss nur weg von hier.“ Lumpi, die Vampire, die Schwangerschaft und Anton, das alles ist ihr zu viel. Sie muss weg von hier und wieder einen klaren Gedanken fassen. „Ok“, antwortet Anton. „Du kannst mit zu mir kommen, da wartet Lumpi…“ – „Nein, ich meinte, ich muss weg von all dem. Ich fahr nach Hause und versuche herauszufinden, was ich will und was mir fehlt und was ich tun soll.“ – „Gut, dann sag ich das Lumpi…“ – „Ich meinte, ich fahr nach Hause nach Wien.“ Anton sieht sie nun etwas verwirrt an: „Nach Wien? Aber… aber was sag ich denn jetzt Lumpi? Und wann kommst du wieder?“ Lea lächelt ihn an: „Ich bleib nicht lange, das würde mein Vater gar nicht erlauben. Ein paar Tage vielleicht. Und sag Lumpi, dass ich ihm verzeihe und das ich hoffe, dass er auch mir verzeiht, und das ich ihn liebe.“ Anton wird ein wenig nervös. Er hat Lumpi versprochen mit Lea zu reden und sie mitzubringen. Wie wird Lumpi reagieren, wenn Anton nun mit dieser Nachricht kommt? „Willst du ihm das nicht lieber selber sagen?“ fragt er daher ängstlich. „Nein, weil sonst komm ich hier nie weg. Sag Lumpi was ich dir gerade sagte und, dass er dir kein Haar krümmen darf, sonst kommen ich und Sternchen nicht wieder.“ Anton ist sich immer noch unsicher. „Tschüss Anton!“ Lea haucht ihm einen Kuss auf die Wange und geht nach Hause. Anton ist so erstarrt, dass er ihr nur nachsieht, während er sich mit der Hand die Wange hält, die sie gerade geküsst hat.
Lea kommt in die Wohnung. Ihr Vater schläft bereits. Sie packt leise ein paar Sachen in eine kleine Reisetasche, nimmt ihren Rucksack, schreibt ihren Vater einen Zettel und verlässt das Haus genauso leise wie sie gekommen ist. Sie geht Richtung Bahnhof. Immer wieder dreht sie sich um, weil sie das Gefühl hat, jemand beobachtet und verfolgt sie. Sie kann auch ein flüstern in ihrem Kopf hören, aber was es sagt, versteht sie nicht. Sie geht schnellen Schrittes und fühlt sich erst sicher, als sie am Bahnhof angekommen ist. Am Schalter kauft sie sich ein Ticket für den nächsten Zug in die nächste größere Stadt, von wo aus sie dann einen Zug nach Wien nehmen kann. Mit ihrem Rucksack und der Tasche betritt sie den Bahnsteig und geht den dunklen Weg nach vorne, bis fast ans Ende. Sie setzt sich auf eine Bank über der eine Lampe angebracht ist und kramt ein Buch aus dem Rucksack. Es ist kein Mensch auf dem Bahnsteig, aber das ist nicht verwunderlich, denn um diese Zeit fahren fast keine Züge und auch Lea muss noch eine ganze Weile warten, bis ihrer kommt. Lea vertieft sich in ihr Buch, als plötzlich 5 Männer vor ihr stehen. Lea hat sie weder kommen gesehen noch gehört. Sie bemerkt sie erst, als sie zu ihr sprechen. „Guten Abend kleines Fräulein. So spät noch allein unterwegs?“ – „Darfst du um diese Zeit überhaupt noch draußen sein?“ fragt ein anderer. „Was liest du denn da?“ fragt ein dritter. Lea blickt auf. Die Männer sind alle schwarz gekleidet, aber das ist auch das einzige, was sie verbindet, denn sonst sind sie alles verschiedene Typen. Einer hat langes verfilztes Haar und sieht aus wie ein drogensüchtiger Rocksänger. Der Typ neben ihm hat eine Punkfrisur und Unmengen an Pircings im Gesicht. Daneben steht einer, der aussieht als wäre er Jurastudent. Er trägt einen Anzug und dazu wie die anderen auch, feste Stiefel, wie Lea verwundert feststellt. Der vierte ist ein Skinhead, wie er im Buche steht und der letzte passt am wenigsten zu den anderen. Er ist um einiges älter und erinnert Lea an Lucius Malvoy aus den Harry Potter Filmen. Lea schaut wieder auf ihr Buch. Sie ist der Meinung, die Typen zu ignorieren wäre wohl das Beste. Doch da reißt ihr der Punk das Buch aus der Hand und wirft es auf die Gleise: „Wir haben dich was gefragt? Kannst du nicht sprechen?“ – „He!“ schreit Lea auf und springt auf. „Was soll das? Lasst mich in Ruhe.“ Sie versucht an den Typen vorbei zu kommen und ihr Buch wieder zu holen, doch da packt sie einer und schleudert sie auf den Boden. Lea schreit vor Schmerz auf. Sie starrt die Männer an. Sie versteht nicht, was die von ihr wollen. „Lasst mich in Ruhe“, bittet sie ängstlich. „Ich hab doch nichts getan.“ – „Das glauben wir dir vielleicht sogar“, meint der Jurastudent, „aber wir müssen verhindern, dass du noch etwas tust.“ Mit diesen Worten holt der junge Mann mit seinem Fuß aus und tritt sie ins Gesicht. Lea schreit erneut vor Schmerzen auf. Ein anderer tritt sie in die Brust. Lea krümmt sich zusammen und versucht ihren Bauch zu schützen, aber da tritt schon ein dritter ihr in den Rücken. Lea weiß nicht wie ihr geschieht. Sie schreit laut, solange sie kann, dann liegt sie nur noch wimmernd am Boden und lässt die Tritte über sich ergehen. Nach kurzer Zeit betritt ein Mann den Bahnsteig. Von der Ferne erkennt er, dass dort etwas nicht stimmt. Schnell, bevor die Männer ihn entdecken und ihm vielleicht auch etwas antun, rennt er zurück in den Bahnhof und alarmiert die Bahnhofsaufsicht. Keine Minute später kommen 2 uniformierte Männer auf den Bahnsteig gerannt. Einer der schwarzen Typen sieht sie und schreit: „Da kommt wer, los weg!“ Die fünf lassen Lea liegen und fliehen in alle Richtungen davon. Als die Männer von der Bahnhofsaufsicht bei Lea ankommen, ist von den Männern nichts mehr zu sehen. Sie haben sich in Luft aufgelöst. Einer der beiden ruft über sein Funkgerät einen Notarztwagen, der andere kniet sich zu Lea und redet beruhigend auf sie ein.
Im Krankenhaus stellen die Ärzte fest, das Lea Glück hatte. Sie hat nur eine Gehirnerschütterung, mehrere Hämatome und 2 gebrochene Rippen. Doch eine schlechte Nachricht haben sie, das Kind in ihrem Bauch ist tot. Als Lea das erfährt, reagiert sie nicht. Sie nickt nur und lässt alles Weitere über sich ergehen. Die Ärzte leiten die Geburt ein. Die von den Medikamenten erzeugten Wehen, sind nicht zum aushalten. Einmal so stark, dass Lea meint, jetzt müsse das alles endlich ein Ende haben und dann wieder weg. Zudem kommt, dass Lea wegen ihrer Verletzungen nicht richtig liegen und sich erholen kann. Fast 36 Stunden dauert es bis das kleine tote Kind endlich geboren ist. Lea legt sich zurück und schließt die Augen. ‚Endlich vorbei' denkt sie sich, doch da kommt die Hebamme mit dem Kind im Arm zu Lea. Lea dreht sich weg. Die ältere Frau bleibt stehen und sagt leise: „Du solltest dir deine Tochter ansehen. Du hast nur jetzt die Möglichkeit dazu. Auch wenn du es mir nicht glaubst, aber wenn du es nicht tust, wirst du es eines Tages bereuen.“ Lea starrt eine Weile noch in die andere Richtung und denkt nach. Schließlich dreht sie doch den Kopf zur Hebamme und dem Kind. Die Frau legt ihr das Kind in den Arm. Lea betrachtet das viel zu kleine, blaue Mädchen. Sie streichelt ihr den Kopf und die Hände. Plötzlich wird ihr klar, dass sie vor nicht mal 2 Tagen zu Lumpi gesagt hat, dass sie es anekelt ein Kind in ihrem Bauch zu haben und jetzt hat sie es nicht mehr. Es ist das Kind, das noch vor wenigen Stunden sie getreten hat und dessen Bewegungen Anton spürte, als er seine Hand auf ihren Bauch legte. Lea kommen die Tränen. Sie drückt das leblose Bündel fest an sich. Ihr Weinen wird immer lauter und schließlich schreit sie den Schmerz heraus. Als die Hebamme kommt und sie beruhigen will, schlägt Lea um sich. Sie tritt nach der Frau, zieht die Infusion aus dem Arm und will davon laufen. Es brauch vier Erwachsene um Lea das Kind abzunehmen und sie so lange ruhig zu halten, dass man ihr eine Beruhigungsspritze geben kann. Lea schläft schließlich ein. Als es draußen schon dunkel ist, wacht sie auf. Ganz benommen und desorientiert steht sie auf und geht zum Fenster. „Ich muss zu Lumpi. Ich brauch meinen Umhang und muss zu ihm fliegen“, lallt sie unter dem Drogeneinfluss. Ihre Zimmernachbarin wacht auf und drückt den Notknopf, als Lea das Fenster öffnet und sie auf das Fensterbrett stellt. Die Schwester kommt ins Zimmer geeilt und hält Lea davon ab, sich aus dem Fenster zu werfen, weil sie unbedingt zu Lumpi fliegen will. Lea kommt auf die Psychiatrie, wegen Suizidgefahr.
Fast zwei Monate später läutet Lea nachmittags bei Bohnsacks an der Tür. Anton öffnet die Tür und grinst vor Freude, als er Lea sieht. Er hat sich in den ganzen Wochen nicht eingestanden, wie sehr er Lea vermisst. Aber wie sie da nun wieder vor ihm steht, merkt er plötzlich wie es ihm ums Herz wieder leichter wird. „Hallo Lea“, ruft er erfreut und muss sich zurückhalten, um ihr nicht um den Hals zu fallen. „Hi“, sagt sie nur leise und geht an ihm vorbei in sein Zimmer. Sie stellt sich an seinen Schreibtisch und schaut aus dem Fenster. Anton kommt auch ins Zimmer und schließt die Türe. Er merkt, dass irgendetwas nicht stimmt, will sie aber nicht direkt fragen. „Wie war's in Wien?“ fragt er daher. „Ich war nicht in Wien“, antwortet sie leise. „Ich bin nur bis zum Bahnhof gekommen. Dort wurde ich von ein paar Kerlen überfallen und verprügelt. Zumindest hat man mir das erzählt, ich kann mich an nichts mehr erinnern. Selbst unser Gespräch am Sportplatz ist ein wenig verschwommen. Ich weiß erst wieder, dass ich ins Krankenhaus kam.“ Lea dreht sich nun um und sieht Anton traurig an. Da weiß Anton endlich, was ihn vorher gestört hat. Ihr Bauch ist geschrumpft, aber eigentlich hätte er ja noch größer werden müssen. Er bekommt plötzlich einen Klos im Hals: „Und das Baby? ... Ist das… im Krankenhaus?“ Anton geht ein wenig auf sie zu. Lea bekommt Tränen in die Augen, dreht sich weg und geht auf Antons Bücherregal zu. Sie nimmt einen Teddy aus dem Regal, der dort sitzt und streichelt ihn. „Es ist tot. Sie haben es tot getreten.“ Sie beginnt bitterlich zu weinen und sackt in sich zusammen. Sie drückt den Teddy an sich und sieht wie ein kleines Kind aus. Anton schluckt. Ihm kommt wieder der Abend am Sportplatz ins Gedächtnis, wo er seine Hände auf ihren Bauch legte und das Baby spürte. Irgendwie kann er nicht begreifen, dass dieses Baby jetzt nicht mehr da ist. Er muss selbst mit den Tränen kämpfen. Anton geht auf sie zu und hockt sich vor sie. Er würde sie gern in den Arm nehmen, traut sich aber nicht. Lea sieht ihn durch die Tränen hindurch an. Dann legt sie den Teddy auf die Seite, rutsch näher an Anton heran und legt schließlich ihren Kopf auf seine Schulter. Anton legt nun seine Arme um sie. Er bekommt ein flaues Gefühl im Bauch. Er kann nicht sagen, ob das daher kommt, dass das Baby tot ist, oder weil Lea ihm so nah ist. Lea legt ihre Hände auf seine Beine und würde ihn am liebsten fest an sich drücken. Nach einiger Zeit rutscht sie von ihm weg und wischt sich die Tränen ab. Anton sieht ihr kurz in die Augen. Er würde sie so gern küssen, aber das kann er nicht tun, Lumpi würde ihn umbringen. Um sich von seinen Gefühlen etwas abzulenken, fragt er: „Wo warst du eigentlich dann die letzten Wochen, wenn du nicht in Wien warst?“ Lea lacht gequält: „In der Psychiatrie. Nachdem sie Timea weggebracht haben, wollte ich zu Lumpi, dummerweise stand ich unter Medikamenteneinfluss und wollte ohne Umhang aus dem Fenster fliegen…“ Anton grinst leicht. „Naja, sie dachten, dass ich mich umbringen wollte und verlegten mich auf die geschlossene Abteilung. Heute Morgen haben sie mich endlich in ambulante Behandlung entlassen.“ Nachdem sie Anton eine Weile angesehen hat, meint sie dann: „Ich muss heute Abend mit Lumpi sprechen. Ich weiß nur noch nicht, wie ich ihn finden soll." - "Naja... die sind sicher noch in der Villa... wir könnten ihm eine Nachricht in den Sarg legen. Wenn du willst geh ich mit dir zur Villa..." Anton lächelt sie an. Lea lächelt zurück: „Ja, bitte…“ Der Gedanke Lumpi wieder tot zu sehen, bereitet ihr doch eine Gänsehaut. Anton ist auch etwas mulmig bei dem Gedanken, aber er will für Lea da sein. Er hält ihr die Hand hin: „Na dann komm.“ Lea muss grinsen, weil er sie so süß anschaut. Etwas zittrig nimmt sie seine Hand und gemeinsam spazieren sie zur Villa. Während Anton Lumpis Sargdeckel offen hält, legt Lea Lumpi einen Brief hinein, indem sie ihm sagt, dass sie wieder da ist und sie sich um 23.00 Uhr beim Friedhofseingang mit ihm treffen will. Nach dem verlassen der Villa geht Lea nach Hause. Anton hätte sie gern begleitet, aber sie hat abgelehnt.
Lea fliegt gegen 23.00 Uhr zum Eingang des Friedhofs. Lumpi ist schon da und will ihr freudestrahlend um den Hals fallen. „Ich hab dich so vermisst!“ ruft er überglücklich sie zu sehen. Lea wehrt seine Umarmung ab und geht einen Schritt zurück: „Warte, lass mich erst erzählen was passiert ist, bevor du dich freust mich zu sehen.“ Lumpis Gesichtausdruck verändert sich. Er sieht sie verwirrt, traurig, fragend, ängstlich,… an. Lea holt tief Luft und redet schnell in einem Fluss, damit sie es hinter sich hat und Lumpi sie nicht unterbrechen kann: „Ich wurde überfallen, an dem Abend, als ich nach Wien fahren wollte. Ich war am Bahnhof und wartete auf den Zug, als ein paar Kerle einfach über mich herfielen und mich zusammenschlugen. Im Krankenhaus haben sie dann festgestellt, dass Sternchen tot ist. Sie kam tot zur Welt. Ich wollte zu dir, ich wollte es dir sagen, aber stattdessen wurde ich in die Psychiatrie verlegt, weil sie dachten, ich hätte einen Nervenzusammenbruch und wäre verrückt, weil ich von Vampiren und fliegen sprach.“ Lea hat ihn während dieses kurzen Berichts nicht angesehen. Als sie fertig ist, wartet sie keine Reaktion ab, sondern geht an ihm vorbei auf den Friedhof. Mit schnellen Schritten eilt sie davon. Lumpi starrt ihr ungläubig nach. ‚Das kann nicht sein, das ist ein Traum', geht es ihm durch den Kopf. Schließlich rennt er ihr nach und ruft: "Lea! W-Warte... geh nicht weg, noch nicht... ich... und das ist... alles wahr...? Kein...Traum...?" Lea antwortet ihm nicht, sie könnte es auch gar nicht, selbst wenn sie es wollen würde, weil sie mit den Tränen zu kämpfen hat. Sie geht schnell und zielstrebig weiter. Lumpi holt sie irgendwann ein: „Jetzt bleib doch mal stehen… Wo willst du denn hinlaufen?“ Doch Lea wird erst langsamer, als sie im neuen Teil des Friedhofs in eine Sackgasse biegt. Langsam und zögernd geht sie bis ans Ende des Weges, dort bleibt sie dann stehen. Lumpi stellt sich neben sie und fragt sie wieder: „Warum läufst du davon, was willst du hier?“ Nachdem Lea immer noch nicht antwortet, folgt er ihrem Blick, der auf ein neues Grab fällt. Das Grab besteht nur aus einem Erdhaufen und einem Holzkreuz, auf dem steht: „Timea Rabens“ Lea bekreuzigt sich und betet leise. Lumpi muss schlucken, weil ihm plötzlich klar wird, was das ist, und das alles kein Traum ist. Ihm wird das alles zu viel. Er geht einige Schritte zurück: „Entschuldige mich… ich… ich will allein sein… möglicherweise sogar für immer…“ Mit diesen Worten erhebt er sich in die Luft und verschwindet. Lea dreht sich zu ihm um, aber da ist er schon weg. Obwohl sie eigentlich froh ist, dass sie Lumpi jetzt nicht trösten muss, weil sie mit ihrem eigenen Schmerz schon genug zu tun hat, treffen sie diese Worte hart. Alles bricht über sie herein. Laut schluchzend erhebt sie sich schließlich in die Luft und fliegt zu Antons Wohnhaus.
Lea landet auf Antons Fensterbrett. Sie zögert einen Moment, bevor sie and die Scheibe klopft. Während sie noch darüber nachdenkt, ob es so klug war, hier her zu kommen, öffnet Anton das Fenster. Er war sichtlich schon im Bett, denn er trägt nur eine Boxershorts und ein T-Shirt. „Oh, hallo Lea“, Anton hatte Rüdiger oder Anna erwartet, vielleicht auch Dorothee, aber sicher nicht Lea. Lea sieht ihn heulend an und bekommt nur ein leises „Hi“ heraus. Anton macht Platz und bitte Lea herein. Lea springt in Antons Zimmer. Wie ein kleines Kind sieht sie ihn an. „Was ist denn passiert?“ fragt Anton zaghaft. „Er hasst mich!“ bringt sie nur heraus, bevor sie wieder zu weinen beginnt. „Lumpi?“ Lea nickt und lässt sich auf den Boden sinken. Mit angezogenen Beinen sitzt sie da und vergräbt ihr Gesicht zwischen ihren Armen. Anton weiß nicht genau, was er tun soll. Er hockt sich vor sie auf den Boden. „Hat er das denn gesagt?“ Anton spürt Ärger in sich hochkommen. „Er… er…“, schnieft Lea. „Er… sagte, er will allein sein, vielleicht sogar für immer und ließ mich einfach stehen.“ – „Ich glaube nicht, dass er das so meint hat.“ Anton setzt sich neben sie und legt seinen Arm um sie. „Er hasst mich, garantiert. Und ich kann es ihm auch nicht verübeln. Ich hab schließlich seine Tochter getötet.“ Anton atmet tief durch. „Du hast sie nicht…“ Er kann den Satz gar nicht beenden, bevor Lea dazwischen schreit: „Ich hab nicht auf sie aufgepasst. Ich bin nachts aus einer Laune heraus zum Bahnhof gegangen und hab mich und sie in Gefahr gebracht. Ich hätte zaus bleiben sollen, dann wär das alles nicht passiert…“ Lea vergräbt ihr Gesicht an Antons Schulter. „Psst, meine Eltern… Vielleicht war es dumm nachts zum Bahnhof zu gehen, aber du bist trotzdem nicht an Timeas Tod schuld. Und ich bin sicher, dass Lumpi das auch weiß. Komm, hör auf zu weinen. Du bist so viel hübscher, wenn du lächelst.“ Lea sieht böse zu Anton auf. Anton lächelt sie an und da beginnt auch sie leicht zu lächeln. Nach einer Weile fragt sie leise: „Anton? Kann ich vielleicht hier bleiben? Mein Vater ist übers Wochenende bei einer Konferenz, einer Tagung, einem Seminar, keine Ahnung, irgendwas halt, und ich will nicht allein sein. Ich hab Angst, dass ich was Dummes tu.“ Sie schaut Anton wieder wie ein kleines Kind an. Anton zögert einen Moment. Er sieht zu seiner Zimmertür: „Meine Eltern sind da…“ Dann sieht er wieder zu Lea, die ihn mit traurigen, bittenden Augen ansieht. Anton ist sich noch immer nicht sicher, ob es eine gute Idee ist. Zum einen wegen seiner Eltern, zum anderen, weil ihn der Gedanke mit Lea in einem Bett zu schlafen äußerst nervös macht. Aber er kann sie ja auch nicht heimschicken und allein lassen, also sagt er: „Ja… ok… wenn es dir nichts ausmacht, dass mein Bett nicht frisch überzogen ist.“ Lea lächelt ihn an: „Nein, das ist mir egal. Danke.“ Sie gibt ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, steht auf und zieht den Umhang aus. Dann streift sie ihre Jeans und ihre Socken ab und zieht schließlich zu Antons Verwunderung, weil er nicht kapiert, wie sie das jetzt geschafft hat, ihren BH aus einem Ärmel raus. Nur in Unterhose und engem T-Shirt bekleidet, krabbelt Lea auf Antons Bett und schlüpft unter die Decke. Anton muss bei dem Anblick heftig schlucken. Hastig löscht er das Licht und legt sich an die Kante seines Bettes. Lea dreht sich zu ihm und beobachtet eine Weile seine Umrisse. Schließlich hebt sie die Decke an und fragt leise: „Willst du nicht auch unter die Decke kommen, oder ist dir so warm?“ – „J-J-Ja“, stottert er. „Das heißt… ich meine nein. Also ja zur ersten und nein zur zweiten Frage…“ Lea hört, dass er irgendwie nervös ist und muss lächeln. Anton dreht sich zur Seite, so dass er sich ihr zuwenden und schlüpft teilweise unter die Decke. Er bleibt immer noch mit Sicherheitsabstand zu ihr an der Kante liegen. „G-gute Nacht“, flüstert Anton schließlich, immer noch nervös. „Gute Nacht“, antwortet Lea ebenso leise und kuschelt sich in den Polster. Lange Zeit liegen sie still nebeneinander. Anton bemüht sich regelmäßig und ruhig zu atmen, was nicht so leicht ist, nachdem ihm ständig wieder der Gedanke, was Lea neben ihm trägt in den Sinn kommt. Lea hat die Augen geschlossen, so dass Anton meint, dass sie bereits schläft. Doch Lea liegt wach und kämpft gegen die Traurigkeit an, die sich wieder in ihrem Inneren breit macht. Irgendwann fangen die Tränen wieder an zu fließen und Leas Atem klingt stockender. „Ist… alles in Ordnung?“ flüstert Anton daher ins Dunkel, da er nun doch davon überzeugt ist, das Lea noch nicht schläft. „Nichts“, antwortet Lea hastig, allerdings klingt sie nicht so. Anton schiebt unter der Decke seine Hand zu ihrem Arm und streicht leicht darüber. Lea bekommt eine Gänsehaut bei der Berührung. „Naja“, flüstert Lea dann, weil sie sich ihm anvertrauen will. „Nachts, im Bett, oder wenn ich sonst nicht abgelenkt werde, werde ich immer traurig.“ Statt zu antworten, fährt Anton mit seiner Hand zu ihren und umschließt sie. Lea genießt diese warme Hand zu spüren und rutscht näher an ihn heran. Anton vergisst glatt zu atmen, so nervös macht ihn Leas Nähe. Lea rutscht mit ihrem Kopf ein wenig nach oben so dass sie mit ihrem Gesicht vor seinem ist. Sie spürt seinen schnellen Atem und merkt wie auch ihr Herzschlag schneller wird. Sie hört auf zu denken, schließt ihre Augen und berührt mit ihren Lippen seine. Anton hält den Atem an und schließt nach der ersten Schrecksekunde ebenfalls genussvoll die Augen. Plötzlich aber schießt Lea in die Höhe und stottert: „Tut… tut mir leid… ich sollte besser gehen…“ Dann wirft sie sich über Anton um aus dem Bett zu stürzen, doch dieser reagiert blitzartig. Er dreht sich auf den Rücken und packt sie mit beiden Händen. Mit Schwung und Kraft hält er sie zurück und zieht sie stattdessen auf sich. Lea sieht in verwundert an. Anton schiebt seine linke Hand an ihrem Körper hinauf zu ihrem Nacken. Dann zieht er ihren Kopf sanft zu seinem Gesicht und küsst sie erneut. Er hält immer noch Lea fest an sich gedrückt, aus Angst, sie könnte noch mal versuchen abzuhauen, aber nach kurzem schon merkt er, dass diese Angst wohl unbegründet ist. Lea küsst ihn nun nicht mehr flüchtig und ihre Hände haben sich in seine Haare verkrallt. Anton weiß gar nicht so recht wie ihm geschieht. Das alles ist so… Er atmet schnell und sein Herz klopft bis zum Hals. Lea geht es genauso. Anton lockert den Griff und streichelt stattdessen ihre Rücken. Lea lässt eine Hand an der Seite hinunter gleiten zu Antons Hüfte. Kurze Zeit hält sie den Hüftknochen fest, bis sie langsam mit ihrer Hand unter sein T-Shirt rutscht. Anton seufzt laut bei der Berührung seines nackten Oberkörpers. Lea möchte weiter hinauffahren, aber das geht nicht. Also setzt sie sich nach einer Weile auf und zieht ihn mit hoch. Anton schaut sie verwundert an und fürchtet schon, sie erklärt ihm gleich, dass sie das lassen sollen. Aber Lea lächelt ihn nur an und schiebt mit beiden Händen sein T-Shirt in die Höhe. Als Anton merkt, was sie vorhat, beginnt er auch zu lächeln und hebt die Arme. Lea zieht ihm das Shirt aus und wirft es auf den Boden. Dann drückt sie ihn zurück aufs Bett. Als sie sich gerade wieder zu ihm runter beugen will, hält Anton sie auf: „Halt!“ Nun ist Lea diejenige, die Angst bekommt. Vielleicht will er das alles doch nicht. Doch Anton sieht sie an, grinst und meint: „Ich will, dass du deines auch ausziehst. Das ist auch gerecht.“ Lea sieht ihn etwas ängstlich an. Nachdem er sie aber weiter lieb anschaut, überwindet sie sich doch und zieht ihr T-Shirt aus. Doch als sie es auf den Boden fallen gelassen hat, versteckt sie ihre Brust hinter ihren Armen und sieht Anton schüchtern an. „Was ist?“ fragt dieser verwundert. „Ich bin hässlich. Seit der Schwangerschaft ist die Haut für meine Brüste zu groß und deshalb hängen sie so…“ Anton lächelt sie an. Er fährt mit der einen Hand von ihrem Knie, das neben ihm liegt, den Oberschenkel hinauf zu ihrer Hüfte. Mit der rechten Hand schiebt sie leicht ihre Arme vor der Brust weg. Lea hockt nun entblößt auf Anton und will am liebsten weglaufen. Anton aber streicht mit den Fingerspitzen über ihre Brüste, um die Brustwarzen herum. „Ich finde sie wunderschön“, meint er ernst und sieht ihr dann in die Augen. Ich finde alles an dir wunderschön.“ Langsam zieht er sie wieder zu sich runter und küsst sie. Lea zieht die Decke über die beiden und genießt nur noch seine Nähe, seine Berührungen, seine Küsse, seine Wärme,…
(zensiert)
Lea kann nicht aufhören zu lächeln. Sie drückt Anton an sich und streichelt seinen Rücken. Anton steht plötzlich auf, er zieht sich die Boxershorts an und verlässt das Zimmer. Lea kuschelt sich in seine Decke und wartet. Sie denkt, dass Anton wohl zu Toilette gegangen ist oder was zum trinken holt. Doch die Minuten vergehen und Anton kommt nicht wieder. Lea lauscht angestrengt, aber nichts ist zu hören. Schließlich erhebt sie sich ebenfalls, zieht Antons T-Shirt über und öffnet leise die Zimmertür. Alles ist dunkel und nichts zu hören. „Anton“, flüstert sie, aber es kommt keine Antwort. Lea schleicht leise auf den Gang und fällt fast über Antons Beine. Leise fluchend hockt sie sich hin und zu sehen, was das war. Anton sitzt an die Wand gelehnt und starrt in die Dunkelheit. „Anton? Was machst du hier?“ fragt Lea flüsternd. Als er nicht antwortet, beginnt sie sich Sorgen zu machen. „Ist was?“ – „Das eben war verdammte Scheiße“, antwortet er mit wütenden Ton. Lea schießen die Tränen in die Augen. Sie steht auf und meint: „Ach ja, gut zu wissen, dass du das so siehst. Ich fand es nämlich alles andere als schlecht. Vielleicht war es sogar der beste Sex meines Lebens.“ Heulend rennt Lea in Antons Zimmer, dreht das Nachkästchenlicht auf und sucht nach ihrer Unterhose. Anton kommt ins Zimmer und schließt die Türe: „Das meinte ich doch nicht.“ Er zieht Lea am Arm hoch, so dass sie knapp vor ihm steht. Verheult sieht er sie an: „Es war wunderschön. Ich hätte mir mein erstes Mal nicht schöner vorstellen können.“ Lea schluckt. Sein erstes Mal? Daran hatte sie gar nicht gedacht. Anton sieht sie traurig, verliebt an. Er streicht ihr die Haare aus dem Gesicht und wischt ihre Tränen weg. „Aber…“, fängt Lea leise an, weil sie nicht versteht. „Aber!“ schreit Anton leise. Sein Gesichtsausdruck verwandelt sich in Wut und Enttäuschung. „Aber es war das Beschissenste was ich jemals getan habe. Du bist mit Lumpi zusammen. Und komm jetzt nicht mit, er hat dich einfach stehen gelassen. Er hat sein Kind verloren. Du weißt das schon seit Wochen, aber er hat es eben erst erfahren. Ist doch verständlich, dass er da allein sein will. Aber er wird wieder kommen, weil so blöd kann nicht mal Lumpi sein, dass er dich für immer aufgibt. Er kommt wieder. Vielleicht sitzt er schon auf deinem Fensterbrett und wartet auf dich, vielleicht kommt er auch erst morgen, oder nächste Woche, aber er kommt.“ Anton bemüht sich immer zu flüstern, wegen seiner Eltern, aber man kann die Wut und den Hass trotzdem in seiner Stimme hören. „Und was ist dann? Was ist dann mit mir? Weißt du wie scheisse es sich anfühlt zu wissen, dass das einzige was ich hab, die Erinnerung daran ist.“ Er zeigt auf sein Bett. „Weißt du wie scheisse es sich anfühlt zu wissen, dass ich das nie mehr erleben werde, dass ich dich nie mehr küssen darf, dass ich dich nie mehr berühren darf. Das ich dich nie bekommen kann. Falls du es noch nicht kapiert hast, ich hab mich in dich verliebt. Vermutlich hab ich mir das eben insgeheim immer gewünscht, seit ich dich das erste Mal gesehen hab. Aber nun werde ich jedes Mal wenn ich dich seh', daran erinnert, dass ich nie mehr bekommen werde. Und das ist verdammt scheisse.“ Lea steht da und lässt sich von Anton anbrüllen. Sie hat nie daran gedacht, dass Lumpi zurückkommen könnte. Sie hat nicht daran gedacht, dass das vielleicht das einzige mal sein wird, dass sie mit Anton schläft. Sie hat nicht daran gedacht, wie weh sie ihm damit vielleicht tut. Sie hat gar nicht gedacht und das wird ihr jetzt klar. „Es tut mir leid“, flüstert sie schüchtern. Anton stürzt auf sie zu und schaut sie wütend an: „Es tut dir leid? Und was hab ich davon? Ich hatte dich gern. Wir waren Freunde und jetzt… jetzt kann ich deinen Anblick nicht mehr ertragen. Verschwinde und denk ja nicht daran jemals wieder an mein Fenster zu klopfen.“ Lea schießen die Tränen in die Augen. Sie nimmt hastig ihre Unterhose und ihre Socken und streift sie über. Sie schlüpft in ihre Jeans und in den Umhang und öffnet hastig das Fenster. Als sie auf dem Fensterbrett sitzt, dreht sie sich noch mal um und sieht ihn verheult an. „Verschwinde“, zischt Anton. Lea fliegt weg. Anton bricht zusammen. Natürlich will er nicht, dass sie für immer weg ist, aber er hätte es auch nicht ertragen, wenn sie sich jetzt zu ihm gelegt hätte und er ständig den Gedanken im Kopf gehabt hätte, dass sie Lumpi gehört und dass er sie nie bekommen wird. Anton lässt sich auf sein Bett fallen und heult ausgiebig. Irgendwann, als keine Tränen mehr kommen, erhebt er sich und schließt das Fenster. Als er sich umdreht, sieht er Leas T-Shirt und ihren BH am Boden liegen. Wut steigt wieder in ihm auf. Er hebt sie auf, reißt seinen Kasten auf und will sie ganz nach hinten stopfen. Doch dann hält er inne. Er starrt Leas Kleidung eine Weile an. Dann hebt er langsam den Arm und riecht daran. Tränen kommen wieder. Behutsam legt er den BH ganz nach hinten unter seine Winterpullover, damit seine Mutter ihn nicht findet. Dann schließt er den Kasten wieder. Mit Leas T-Shirt im Arm legt er sich in sein Bett. Er kuschelt sich unter die Decke und hält das Shirt umklammert. Dabei steckt er seine Nase hinein um wenigstens noch ihren Geruch zu haben.
Lea fliegt nach Hause. Sie landet hinter dem Haus und geht nach vorne zur Eingangstür. Da sie das Haus zu Fuß verlassen hat, muss sie es so auch wieder betreten. Sie kommt in die Wohnung und lässt sich hinter der Wohnungstür auf den Boden fallen. Sie ist erleichtert zu Hause zu sein. Trotzdem kauert sie bitterlich weinend am Boden. Da hört sie eine Stimme in ihrem Kopf. „Kleines Mädchen, was hast du nur getan? Du hast dich auf einen Junge eingelassen und warum? Nur weil er ein Mensch ist? Und was hattest du davon? Ein wenig Spaß. Aber was ist, wenn Lumpi das erfährt? Dein Spaß ist ein Wimpernschlag verglichen mit der Zeit, die es ihn schmerzen wird. Und ein Vampir wird sicher nicht so einfach so eine Schmach über sich ergehen lassen. Er wird sich rächen. Er wird sich an dir und an ihm rächen. Sobald er es weiß, bist du deines Lebens nicht mehr sicher… Vielleicht weiß er es schon…“ Lea springt plötzlich auf und rennt in ihr Zimmer. Ihr ist wieder eingefallen, was Anton sagte, dass Lumpi vielleicht schon auf ihrem Fensterbrett sitzt und sich entschuldigen will. Vielleicht ist er in die Wohnung gekommen und wartet jetzt auf sie. Sie dreht das Licht auf. Das Fenster ist verschlossen. Sicherheitshalber sieht sie noch vor dem Fenster nach, ob jemand dort sitzt. Aber nichts. Sie zieht die Vorhänge zu. Dann fällt ihr ein, dass Lumpi durch ein anderes Fenster gekommen sein könnte. Hastig läuft sie durch die Wohnung und prüft alle Fenster. Alle zu. Erleichtert steht sie im Vorzimmer und atmet durch. Doch dann kommt ihr ein neuer Gedanke. Es ist nicht normal, dass alle Fenster zu sind. Ihr Vater hat doch seines immer offen. Vielleicht ist ein Vampir hier drinnen und versteckt sich um ihr auf zulauern. Er könnte das Fenster geschlossen haben, damit sie nicht gleich verdacht schöpft. Denn sie hat dieses Gefühl, dass jemand hier ist, dass sie nicht allein ist. „Wenn man mit einem Vampir befreundet ist, ist man nie allein“, flüstert die Stimme in ihrem Kopf und lacht anschließend. Lea rennt noch mal von Zimmer zu Zimmer. Sie macht überall Festbeleuchtung, sieht in jedem Schrank, unter jedem Bett, in jedem dunklen Winkel nach, ob jemand da ist. Sie findet niemanden, aber ruhiger wird sie dadurch nicht. Im Gegenteil, sie bekommt Panik. Sie beginnt am ganzen Körper zu zittern. Sie dreht sich ständig hastig um, weil sie meint jemand würde hinter ihr stehen. Lea kann nicht mehr klar denken. Sie wimmert und schreit. Ständig hört sie die Stimme, die sagt: „Er kriegt dich. Er kriegt dich. Er wird dich umbringen. Er wird ihn umbringen.“ Irgendwann kann Lea nicht mehr. Sie schnappt sich das Telefon und wählt die Nummer, die ihr ihr Vater daließ. Sie braucht dafür 3 Anläufe, weil sie sich ständig vertippt, weil sie so zittert. Endlich hat sie es geschafft und es läutet. Es kommt ihr vor, als würden Stunden vergehen, bis ihr Vater endlich schlaftrunken abhebt. Ständig blickt sie hinter sich, oder öffnet eine Türe weil sie denkt, da wäre jemand. „Ja, hallo?“ fragt ihr Vater. „Papa! Ich hab Angst… Ich glaub jemand ist hier, aber ich seh niemanden…“ schreit sie panisch in Telefon. „Jetzt beruhig dich mal. Wenn du dich in der Wohnung umgeschaut hast und niemanden gesehen hast, dann ist sicher auch niemand da.“ – „Aber ich zitter am ganzen Körper und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll. Ich hab Angst Papa!“ Ihr Vater schweigt einen Moment, dann seufzt er: „Die Konferenz dauert zwar bis Sonntag, aber ich komm nach Hause, gut. Ich pack nur meine Sachen.“ – „Ja, bitte Papa“, weint sie ins Telefon. Die zweieinhalb Stunden, die es braucht, bis ihr Vater da ist, sind für Lea fast nicht zum ertragen. Als er die Wohnungstür aufschließt, findet er Lea in einem Eck hockend, zitternd, weinend und mit einem Küchenmesser bewaffnet. Obwohl sie seit Jahren nicht mehr bei ihrem Vater im Bett geschlafen hat, klettert sie in dieser Nacht zu ihm. Trotzdem braucht es lange, bis sie sich beruhigt und einschläft, obwohl ihr Vater ihr Beruhigungstropfen gab. Am nächsten Tag schläft Lea lange und bekommt nicht mit, wie ihr Vater mit ihrer Tante und der Therapeutin aus dem Krankenhaus telefoniert. Sie kommen zu der Überzeugung, dass Lea den Überfall nicht verarbeitet hat. Sie braucht eine intensive Therapie und ständige Aufsicht. Ihr Vater weiß, dass er nicht immer gelaufen kommen kann, wenn sie Hilfe braucht und so entscheiden sie, dass Lea nach Wien zu ihren Verwandten fahren soll. Dort sind zumindest ein Onkel, eine Tante, ein Cousin und ein Cousine. Irgendwer hat da immer Zeit.
Bereits am Montagvormittag ist Leas Zeug gepackt und ihr Vater ist mit ihr auf den Weg zum Flughafen. Sie bittet ihn bei Antons Haus kurz zu halten. Sie wirft ihm einen Umschlag in den Postkasten. An Anton schrieb sie:
Lieber Anton!
Ich will dir noch mal sagen, dass es mir Leid tut. Ich habe nicht nachgedacht und das war ein großer Fehler von mir. Ich kann es dir nicht verübeln, dass du mich nicht mehr sehen willst, aber das musst du nun auch nicht mehr. Ich bin auf den Weg zum Flughafen und fliege nach Wien. Das war nicht meine Entscheidung, sondern die meines Vaters. Ich weiß nicht, ob oder wann ich wieder kommen werde. Doch ich hoffe, dass du mir eines Tages verzeihen kannst und wir wieder Freunde sein können.
Liebe Grüße Lea
p.s.: Eine Bitte hätte ich an dich. Kannst du Lumpi diesen Brief irgendwie zukommen lassen. Keine Angst, ich habe nichts von letzter Nacht erwähnt. Ich will mich nur von ihm auch verabschieden.
Im Umschlag lag noch ein zweites Kuvert auf dem Lumpi stand. Darin war folgender Brief:
Lieber Lumpi!
Ich muss weg. Mein Vater schickt mich nach Wien zu meinen Verwandten. Ich weiß nicht ob oder wann ich wieder komme. Ich wollte dir nur noch sagen. Ich lieb dich und ich werde dich nie vergessen.
Kuss Lea
Etwas mehr als 3 Monate später, fliegt Lumpi, als er gerade auf der Jagd ist, zufällig bei Leas Haus vorbei. Wobei so zufällig ist es nicht. Von Zeit zu Zeit steuert er automatisch diese Gegend an, ohne zu wissen warum, bis er zu ihrem Haus kommt und traurig darauf sieht. Diesmal schaut er allerdings verwundert, denn in Leas Fenster brennt Licht. Lumpi fliegt langsam darauf zu, er will sich nicht zu große Hoffnungen machen. Er landet auf dem Fensterbrett und schaut vorsichtig ins Fenster. Der Vorhang ist nur einen Spalt offen, er kann daher nicht viel erkennen, doch plötzlich macht sein Herz einen Sprung. Lea geht eindeutig im Zimmer herum. Lumpi atmet tief durch und klopft dann ans Fenster. Lea kommt ans Fenster und zieht den Vorhang zur Seite und starrt auf Lumpi. Da sie keine Anstalten macht, das Fenster zu öffnen, klopft Lumpi noch mal und ruft ihr zu, dass sie es doch endlich öffnen soll. Lea wacht aus ihrer Erstarrung aus und öffnet das Fenster. Lumpi springt überglücklich ins Zimmer und umarmt sie stürmisch. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist. Ich hab dich so vermisst“, schreit Lumpi fast glücklich und hebt sie hoch. Er dreht sich mit ihr im Kreis, stellt sie dann wieder ab und küsst sie innig. Lea ist etwas reserviert, küsst ihn aber ebenfalls. „Seit wann bist du wieder da?“, will er nun wisse. „Erst seit ein paar Tagen“, antwortet Lea nur kurz. „Warum hast du nicht bescheid gesagt, dass du wieder da bist?“ fragt Lumpi etwas beleidigt. „Stimmt ich hätte anrufen sollen“, meint Lea und grinst leicht. „Ok, du hast recht, aber du hättest ja vorbei kommen können und mir eine Nachricht hinterlassen“, meint Lumpi und ist froh, dass sie endlich wieder freundlich schaut. „Ich weiß ja nicht mal, wo ihr jetzt wohnt“, verteidigt sich Lea. „Ja, du hast Recht, ich wohne jetzt wieder in der Gruft.“ Sieht sich im Zimmer um, das fast so wie früher aussieht, es stehen nur weniger Sachen in den Regalen. „Weißt du was? Es ist das perfekte Timing, das du jetzt wieder da bist“, meint Lumpi etwas geheimnisvoll. Lea antwortet nicht, sondern schaut ihn nur fragend an. Lumpi setzt sich auf Leas Bett und macht es sich bequem. Lea steht immer noch da und schaut ihn an. „Ich feire morgen meinen Vampirtag. Und ich hab mir nicht mehr gewünscht, als ihn mit dir zu feiern. Und jetzt bist du wirklich da“, verkündet er. Lea lächelt ihn an, sagt aber nichts, weil sie nicht wirklich weiß, was sie sagen soll. Lumpi streckt seine Hand nach ihr aus und zieht sie zu sich aufs Bett. „Was ist denn los mit dir, du wirkst überhaupt nicht glücklich?“ fragt Lumpi etwas ängstlich, während er ihr über die Haare streichelt. „Ich bin nur fertig. Mein Vater kam nach Österreich und hat tagelang mit meinem Onkel gestritten, bis er schließlich einfach sagte, ich solle meine Sachen packen und mitkommen. Ich hab jetzt eine neue Therapeutin, die Ärztin hat meine Medikamente neu eingestellt und ich bin noch dabei mich wieder einzuleben. War etwas plötzlich die Abreise“, erzählt Lea, denn die Wahrheit will sie ihm nicht sagen. Sie hat Angst, dass die Stimme in ihrem Kopf zurück kehrt, dass seine Familie nun doch alles heraus findet und das Problem auf ihre Weise löst, und vor allem, dass Lumpi von der Nacht mit Anton erfährt. „Aber jetzt wird alles gut, weil wir wieder zusammen sind, du wirst sehen“, meint Lumpi aufmunternd. Die kommenden 2 Stunden verbringen Lumpi und Lea im Bett. Dann muss Lumpi endlich los und etwas essen. Lea sieht ihm nach, als er fliegt und schließt das Fenster.
Am kommenden Abend klopft Lumpi kurz nach Sonnenuntergang an Leas Fenster. Lea hat bereits schwarze Kleidung an, zum Schminken war sie aber noch nicht gekommen. Lumpi erklärt ihr, dass das nicht nötig sei, da nur die Vampirkinder unter sich feiern und diese sowieso alle wüssten, dass Lea ein Mensch ist. Lea fragt sich beim Abfliegen, ob es eine spannende Party werden kann, wenn nur Lumpi und seine beiden Geschwister daran teilnehmen, da sie noch nichts von den beiden Mädchen wusste, die bereits vor der Turnhalle auf sie warteten. Lea landet hinter Lumpi und ist etwas nervös, da sie nicht weiß, wer die beiden sind. Lumpi geht auf sie zu und strahlt. „Ihr seit schon da! Lea, das sind Sybilla und Maddy“, stellt er die beiden vor. Bei dem letzteren Namen hatte er einen seltsamen Unterton, wie Lea auffällt. Und sein Blick hängt ziemlich lange an Maddy, die ihn freundlich anlächelt, bevor er Leas Hand ergreift und neben sich zieht. Sybilla begrüßt Lea freundlich und auch Maddy lächelt ihr zu, bis Lumpi das Tor öffnet und kurz nicht hinsieht, da wird ihr Blick plötzlich böser und Lea hat das Gefühl, dass Maddy sie aus irgendeinem Grund nicht leiden kann. Vermutlich hat Lumpi die drei Monate ihrer Abwesenheit nicht allein verbracht, denkt Lea und fühlt die Eifersucht in sich hochkommen. Die vier betreten die Turnhalle, in der neben Schlagzeug und Keyboard, Lumpis Gitarre mit Verstärker und ein Mikrofonständer stehen. Lea geht schweigend hinter Lumpi her und steht etwas verloren im Saal herum, als Maddy Lumpi sein Geschenk gibt. Es sind Gedichte, die sie selbst geschrieben hat und die Lumpi vertonen soll. Lumpi zeigt Lea begeistert das Buch und erklärt ihr, dass Maddy in der Band singen wird, während er Gitarre spielt, Dorothee Keyboard, Rüdiger das Schlagzeug und Sybilla den Bass. Lea versucht zu lächeln. „Du musst auch mitmachen. Du könntest doch Saxophon spielen, oder mit Maddy und Doro singen“, meint er zu ihr, doch Lea hat keine Lust dazu, Maddy und Lumpi dabei zuzusehen, wie sie gemeinsam Musik machen und flirten. Zum Glück muss sie Lumpi das nicht sagen, denn in diesem Moment betreten Anna und Dorothee den Raum und Lumpi flitzt erfreut zu ihnen. Kurz darauf kommt auch Rüdiger an. Lea die gerade Dorothee begrüßte und sie über ihre Kinder ausfragte, sieht ihn nur im Augenwinkel. Als er auf sie zukommt, um sie ebenfalls freundlich zu begrüßen, bemerkt sie erst, dass Anton hinter ihm herkommt. Sein Blick ist emotionslos. Wie Lea sagt er nichts, doch als die Vampire mit ihrer Bandplanung beschäftigt sind und die beiden etwas abseits von ihnen alleine stehen, kommt er zu ihr und meint weiter mit emotionsloser Miene: „Du bist also wieder da.“ Lea nickt. „Und immer noch mit Lumpi zusammen?“ – „Scheint so“, erwidert Lea, die sich da selbst nicht so sicher ist, nachdem sie Maddy kennen gelernt hat und sie nun wieder argwöhnisch beobachtet, wie sie Lumpi ständig anfasst, während sie die Notenhefte, die Dorothee ihm geschenkt hat, durchblättern. „Schön für dich“, meint Anton und geht mit ausdrucksloser Miene zu Anna. Lea hatte nicht gedacht, dass Anton sich darüber freuen würde, sie wieder zu sehen, aber dass er sie so kalt behandelt, hätte sie auch nicht gedacht. Lea kommt die Zeit, die sie alleine rum steht und alles beobachtet, wie eine Ewigkeit vor. Sie hat das Gefühl nicht dazu zu gehören und auch Lumpi, der immer wieder strahlend zu ihr springt und ihr von den neuesten Ideen berichtet, kann das nicht ändern, eher im Gegenteil. Irgendjemand kam dann auf die Idee ein Spiel zu spielen ‚Pflicht oder Wahrheit'. Dorothee verlässt die Kinder, da sie meint für solche Spiele schon etwas zu alt zu sein. Lea wäre ebenfalls gerne gegangen, aber Lumpi nahm sie an der Hand und setzte nicht mit ihr auf den Boden. Lea wirft kurz einen Blick zu Anton, doch der schaut demonstrativ weg. Die Flasche wird gedreht und alle rundherum haben Spaß, außer Lea und wie sie feststellen muss auch Anton, der mit starrer Miene dasitzt. Schließlich dreht Sybilla die Flasche und sie bleibt bei Lea stehen. „Wahrheit“, sagt sie, da sie keine Lust hat, wie Anton und Anna zu tanzen oder sonst irgendwas Blödes zu machen. „Ok“, grinst Sybilla. „Mit wie vielen Jungs hast du schon geschlafen?“ Alle anderen grinsen ebenfalls und schauen Lea gespannt an. Lea würde jetzt gerne zu Anton sehen, aber sie lässt es lieber, um keinen Verdacht zu schöpfen. „Mit einem“, erklärt sie, ohne Lumpi dabei anzusehen. Sybilla, Anna und Rüdiger machen enttäuschte „Oh“. Maddy allerdings wirft Lea einen Blick zu, der sagen soll ‚da hatte ich aber mehr'. Lumpi sieht Lea mit ernstem Blick an und sagt schließlich: „Du lügst.“ Plötzlich sehen alle wieder interessiert auf Lea, außer Anton, der vor seine Füße starrt. „WAS?“ springt es aus Lea heraus, ein wenig heftig wie sie selbst feststellen muss. Sie sieht Lumpi mit festem Blick an und fragt mit leicht wackeliger Stimme: „Wie kommst du denn da drauf?“ Lumpis Blick wird ein wenig traurig: „Ich bin ein Vampir. Vampire haben ausgeprägtere Sinne und außerdem kenn ich dich. Ich weiß, dass du lügst, also sag die Wahrheit.“ Lumpis Blick ist immer noch traurig. „Es waren 2“, antwortet daher Lea wahrheitsgemäß. Ihre Stimme ist leise und reumütig. Maddy, Sybilla, Rüdiger und Anna rutschen näher heran, um alles genau mitzubekommen. Lumpi wendet seinen Blick von Lea ab und starrt an die Decke. Lea erkennt, dass er mit den Tränen kämpft. „Und wer war der andere?“ fragt er und in seiner Stimme kann sie die Enttäuschung hören. Lea schluckt. „Du kennst ihn nicht. Es war auch nur einmal und hatte nichts zu bedeuten. Ich empfinde nichts für ihn und es war noch nicht mal gut“, versucht sie Lumpi zu beruhigen ohne daran zu denken, dass Anton hier ist und alles hören kann. Lumpi sieht die anderen böse an, die jetzt schon fast auf Lumpis und Leas Schoß sitzen. Alle stehen sie hastig auf und gehen etwas weg. Während Lumpis Blick noch an ihnen hängt, tun sie alle so, als würden sie sich unterhalten, doch als er Lea ansieht, wandern ihre Blicke wieder auf sie. Nur Anton, der von Leas Worten schwer verletzt wird und mit den Tränen zu kämpfen hat, tut so als würde er auf eine Armbanduhr sehen und meint: „Ich muss gehen.“ Ohne ein weiteres Wort begibt er sich Richtung Ausgang. Lumpi der nun Lea ansieht, ruft Anton nur: „Ist gut!“ zu und winkt, als er Antons Gesicht im Augenwinkel sieht, als dieser an ihnen vorbei geht. Er sieht zu Anton, dann schnell zu Lea und springt schließlich auf. Lumpi hat das Gefühl, dass hier irgendwas los ist. „Moment!“ Er schwebt zu Anton und landet neben ihm. Er packt ihn am Arm und zieht ihn mit sich zu Lea. Lumpi schaut auf Lea, die genau wie Anton auf den Boden starrt. Lumpi betrachtet die beiden abwechselnd und da wird ihm klar, dass er mit seiner Vermutung Recht hat. Plötzlich wird sein Blick furchterregend wütend. „Anton? Du hast mit Anton geschlafen?“ schreit er laut aus und pfaucht dabei. „WAS?“ schreit Anna von weiter hinten und läuft aus der Turnhalle. Sybilla und Rüdiger folgen ihr. Nur Maddy bleibt und beobachtet die drei interessiert. Lea sieht Lumpi an: „Nein“, jammert sie, doch Lumpi packt sie und zerrt sie hoch. „LÜG MICH NICHT AN!!!“ brüllt er sie an. Lea beginnt zu weinen. Lumpi wendet sich Anton zu, dessen Arm er immer noch festhält und den er während dieser Szene immer fester drückt. Er schaut ihn hasserfüllt an. Lea sieht, wie Anton Angst bekommt und obwohl sie ebensolche Angst hat, fleht sie Lumpi an: „Lass Anton in Ruhe, er kann nichts dafür!“ – „Er kann nichts dafür? Soweit ich weiß braucht man 2 dafür, oder hast du ihn vergewaltigt?“ pfaucht Lumpi Lea an. „Nein, aber lass ihn trotzdem, bitte. Ich bin die Böse, bitte lass Anton gehen.“ Ihre Stimme klingt völlig verzweifelt. Lumpi wirft Anton zu Boden. „Verschwinde, aber schnell, bevor ich es mir anders überlege.“ Anton krabbelt rückwärts von Lumpi weg und steht schließlich auf. Er ist sich noch unsicher, ob er Lea wirklich allein mit Lumpi lassen soll, doch als Lumpi ihn anpfaucht und dabei seine spitzen Zähne zeigt, läuft er aus der Halle. Vor der Türe überlegt er, ob er auf Lea warten soll, doch dann denkt er sich, dass Lea nachdem was sie über ihn gesagt hat, sein Mitleid sicher nicht verdient hat und fliegt nach hause. Lumpi schaut Lea inzwischen traurig und verzweifelt an. Lea meint heulend: „Es tut mir leid!“ Lumpi wird darauf wieder wütend und schreit: „Spar dir das!“ Schupst sie unsanft zu Boden und stapft aus der Halle. Maddy läuft ihm hinterher. Lea liegt heulend am Boden. Schließlich rappelt sie sich aber doch auf. Sie ist unsanft gelandet und so tut ihr das Gehen etwas weh. Aber diese Schmerzen sind nichts, gegen das, was sie fühlt, als sie Lumpi vor der Tür in Maddys Armen sieht, wo er sich sichtlich ausheult. Lea steht weinend da und beobachtet sie eine Weile und meint, einen schadenfrohen Blick von Maddy zu erhalten. Lea fliegt ab, weil sie es nicht länger ertragen kann, die beiden Arm in Arm zu sehen.
Als die Turnhalle schon außer sichtweite ist, wird sie plötzlich am Umhang gepackt und in die Tiefe gezerrt. Lea versucht alles um in der Luft zu bleiben, doch schließlich landet sie etwas unsanft auf dem Boden. Bevor sie die Gelegenheit bekommt aufzustehen, oder sich zumindest umzusehen, wird sie gepackt und herumgedreht. Lea, die dachte, Lumpi würde seine Wut nun herauslassen, schaut erstaunt in Annas Gesicht. Anna aber drückt sofort mit ihrer Hand Leas Gurgel zu Boden. Lea bekommt nur wenig Luft und versucht Annas Hand wegzudrücken, aber das kleine dünne Mädchen ist zu stark. Blitzschnell rammt Anna ihre Zähne in Leas Schulter, doch statt ihr das Blut auszusaugen, reißt sie an ihrem Fleisch, wie ein wildes Tier. Lea will schreien, aber da Anna ihr den Hals zudrückt kommt kein Ton heraus und so krümmt sie sich nur vor Schmerzen. Anna richtet sich auf. Lea sieht, wie ihr Blut über Annas Kinn fließ. Mit erschreckend ruhige Stimme meint Anna schließlich: „Ich könnte dich aussaugen, oder zum Vampir machen, damit auch du Anton nicht haben kannst, aber ich finde das verdienst du nicht. Du sollst qualvoll sterben.“ Dann beißt sie noch mal zu und reißt eine neue Wunde. Lea wird langsam schwarz vor Augen, doch da lässt Anna ihren Hals los. Sie sitzt immer noch auf Lea und grinst diese jetzt triumphierend an: „Sind die Schmerzen schon stark genug? Wünschst du dir bereits, dass ich dich davon erlöse?“ Lea würde gern etwas sagen, oder Anna von sich runter stoßen, doch die Schmerzen lahmen sie. Plötzlich wird Anna von ihr runter gerissen. Lea glaubt, dass Lumpi nun da ist und sie rettet, doch es war Sybilla, die sie von Anna erlöst hat: „Anna lass es. Was bringt das denn? Es bringt nur uns alle in Gefahr, wenn sie stirbt“, redet Sybilla auf Anna ein. Anna pfaucht und fliegt ohne ein Wort ab. Lea kämpft, um bei Bewusstsein zu bleiben. Sie bemerkt noch, dass Sybilla versucht Leas Wunden zu heilen, doch dann wird alles schwarz.
Lea erwacht im Krankenhaus. „Du hast Glück, dass ich dich immer noch liebe“, hört sie Lumpi, während sie noch versucht heraus zu finden wo sie ist. Lea ist froh seine Stimme zu hören, sie will sich aufsetzen, doch die Schmerzen in der Schulter und der dicke Verband hindern sie daran. „Lumpi“, haucht sie freudig. Sie dreht den Kopf und sieht, dass er in einer Ecke auf einem Stuhl sitzt, Sein Blick ist allerdings nicht so freudig. „Ich hätte wohl etwas ähnliches mit dir gemacht, wenn ich nicht noch was für die empfinden würde“, meint er und steht auf. Er geht zu ihrem Bett und Lea greift nach seiner Hand. Doch Lumpi zieht sie weg. „Sybilla hat uns erzählt, was passiert ist“, erzählt er. Lea kann sich schon denken, wer mit ‚wir' gemeint ist: er und Maddy. „Sie hat deine Wunden so gut es ging versorgt, dir den Umhang ausgezogen und dich raus auf die Straße gelegt, damit man dich findet.“ Lea will etwas sagen, aber ihre Stimme will nicht richtig. Dankbar sieht sie zu Lumpi, doch der verzieht keine Miene. „Ich finde, wir sollten uns nicht mehr sehen“, platzt er dann endlich mit dem heraus, was er schon die ganze Zeit sagen wollte. „Aber…“ flüstert Lea, denn zu mehr ist sie nicht fähig. „Ich hätte es vielleicht verkraftet“, setzt Lumpi fort. „wenn du in den drei Monaten, wo du nicht wusstest, ob du mich wieder siehst, mit irgendwem geschlafen hättest. Aber mit Anton! Ich weiß, dass er dir nicht egal ist und du weißt, dass er mein Freund ist, oder besser war. Ich kann dir das nicht einfach verzeihen.“ Lea beginnt zu weinen. Lumpi sieht sie an. Er liebt sie immer noch, aber er hat diesen Entschluss gefasst und egal wie weh es tut, er zieht das jetzt durch. Mit etwas sanfterer Stimme erklärt er ihr: „Es hätte sowieso nicht lange mit uns gut gehen können, das weißt du doch auch. Wir sind zu verschieden. Maddy ist auch Vampir und sie versteht mich. Sie hat denselben Tagesablauf wie ich und denselben Ernährungsplan. Du solltest dir auch besser einen Menschen suchen, mit dem du auf lange Zeit glücklich werden kannst.“ Dann dreht er sich hastig weg, denn er will nicht, dass Lea seine Tränen sieht, die er nun nicht mehr zurück halten kann. Ohne ein weiteres Wort verlässt er das Zimmer durch das Fenster. Lea bleibt heulend zurück. Auch wenn sie so was erwartet hat, war sie auf den Stich im Herz, der ihre körperlichen Schmerzen vergessen lässt, nicht vorbereitet.
Samstag, gute 2 Wochen später läutet Lea bei Bohnsacks an der Tür. Anton, der gerade alleine zu Hause ist, öffnet ihr. Mit demselben ausdruckslosen Blick, den er auf Lumpis Feier hatte, sieht er sie an, als sie zur Wohnungstür kommt. Ohne ein Wort des Grußes geht er einen Schritt zur Seite, als Zeichen, dass sie eintreten soll. Lea geht in die Wohnung, doch bevor sie etwas sagen kann, ist Anton in sein Zimmer verschwunden. Lea folgt ihm und findet ihn auf seinem Schreibtischsessel sitzend. Er hat seine Arme abweisend verschränkt und sieht sie mit fragendem Blick an. Lea setzt sich auf sein Bett und sieht ihn eine Weile an. Nachdem er noch immer nichts sagt, ergreift sie das Wort: „Es tut mir leid.“ – „Was?“ – „Was ich in der Turnhalle gesagt habe. Du weißt genau, dass ich das nicht so meinte.“ Anton sieht sie mit starrem Blick an und fragt nach längerer Pause: „Woher sollte ich das wissen?“ – „Ich bin nicht einfach so mit dir ins Bett gegangen“, versucht sie irgendwie ihm zu erklären was in ihrem Kopf vor sich geht. „Es ist mir egal, warum du mit mir geschlafen hast. Ich kann es sowieso nicht mehr ändern. Aber falls du jetzt ankommst, weil Lumpi mit dir Schluss gemacht hat und ich dein Trost sein soll, dann hast du dich geschnitten.“ – „Nein, deshalb bin ich nicht gekommen. Ich will gar nicht mit dir zusammen kommen.“ Als sie dann merkt, dass das schlecht ausgedrückt war, versucht sie es anders. „Ich wäre natürlich gern mit dir zusammen, aber ich verstehe, dass du das nach all dem nicht willst. Ich will einfach, dass du mir verzeihst und dass du mir glaubst, dass ich das nicht ernst meinte, dass der Sex mit dir schlecht war, oder dass ich nichts für dich empfinde.“ – „Ich will dir jetzt aber nicht verzeihen und dass du irgendwas für mich empfindest hab ich bisher noch nicht gemerkt. Denn wenn ich dir irgendwas bedeuten würde, dann hättest du darüber nachgedacht, was du tust und was du sagst. Und das ich jetzt der Ersatzmann für Lumpi werden soll, brauch ich echt nicht, da such ich mir lieber eine andere.“ Lea beginnt zu weinen. Viel zu spät erkennt sie, wie sehr sie Anton eigentlich liebt und wie sehr sie sich nach seiner Nähe sehnt, eigentlich immer gesehnt hat. „Ja, ich weiß, ich bin ein Miststück, aber ich meine es ernst. Du bist der süßeste, liebenswürdigste, schönste, netteste… Mensch, den ich kenne.“ – „Ja, aber leider bin ich kein Vampir. Denn auf so was stehst du ja.“ – „Was soll ich denn darauf sagen?“ fragt Lea, weil sie echt nicht mehr weiß, was sie noch sagen oder tun kann, damit er ihr verzeiht. „Nichts. Du brauchst gar nichts mehr zu sagen.“ – „Ok.“ Lea steht auf und sieht ihn mit verheulten Augen an. Anton sitzt immer noch mit verschränkten Armen da. Ein Teil von ihm will aufstehen, sie in den Arm nehmen, sie fragen, was das für Wunden an ihrer Schulter sind, ihr die Tränen wegwischen,… Aber ein anderer Teil will ihr eine reinhauen. Anton ist der Meinung, dass es wohl das Beste ist, sie eine Zeit lang nicht mehr zu sehen. Nachdem Anton nichts mehr sagt, sondern sie weiter böse anstarrt, geht Lea. Anton steht auf und geht zum Fenster. Er beobachtet, wie Lea aus dem Haus kommt und weggeht. Als sie nicht mehr zu sehen ist, geht er zu seinem Bett und lässt sich drauf fallen. Er kramt in seiner Nachtschranklade nach dem Shirt, dass sie damals bei ihm vergessen hat. Wie ein Stofftier umarmend legt er sich damit ins Bett und beginnt ebenfalls zu weinen.
Als Lea sich zu hause weinend auf ihr Bett fallen lässt, hört sie wieder die leise Stimme: „Na so was, jetzt hast du beide verloren. Der Vampir und der Mensch wollen von dir nichts mehr wissen. Und Anna… Anna will dich auf brutale Weise töten. Meinst du wird Sybilla das nächste mal, wenn du auf Anna stößt wieder da sein und dir helfen können? Oder wird dich vielleicht ein anderer vor ihr retten? Wer hätte denn Interesse daran, dass du am Leben bleibst? Lumpi? Sicher nicht, er ist jetzt mit Maddy zusammen und glücklicher, als er mit dir jemals hätte werden können. Anton? Dem armen Jungen hast du so wehgetan, dass er wohl eher Anna anfeuern würde, als dir zu Hilfe zu eilen. Maddy?“ Die Stimme lacht. „Wohl kaum. Und die anderen? Denen bist du doch egal.“ Lea hält sich die Ohren zu, um die Stimme nicht weiter zu hören, aber es hilft nichts. Die Stimme kommt nicht aus ihrem Zimmer oder der Wohnung, sie ist in ihrem Kopf. Jemand ist in ihrem Kopf. Sie schlägt sich ein paar Mal auf die Ohren und auf den Kopf. „Hör auf… hör endlich auf…“, schreit sie laut. Die Stimme lacht. „Ich werde nicht aufhören. Ich werde Tag und Nacht bei dir sein.“ – „Verschwinde“, schreit sie. „Aber ich bin doch das letzte, was du noch hast. Sonst bist du doch vollkommen allein. Keiner ist da, der dich noch leiden kann. Keiner ist da, der dich tröstet. Keiner ist da, der dich versteht.“ – „Hau ab!“ schreit sie wieder. Lea setzt sich verzweifelt auf ihr Bett und hält sich weiterhin die Ohren zu, auch wenn das nichts hilft. „Was hast du jetzt vor? Willst du einfach weiter leben und dir einen neuen Menschenjunge suchen?“ – „Ich will keinen anderen“, spuckt Lea hysterisch aus. „Du willst keinen anderen? Das ist aber dumm. Anton hast du verspielt.“ Plötzlich lacht die Stimme laut, so laut, dass Lea sich umsieht und sicherstellt, dass doch nicht jemand da ist. „Mit einer einzigen Aktion hast du es geschafft, dass 2 Männer dich hassen, denn das tun sie. Du solltest Vampir werden, bei dem Egoismus, den du an den Tag legst.“ – „Ich will kein Vampir werden“, entgegnet Lea wieder. „Als Vampir hättest du aber vielleicht die Chance Lumpi zurück zu gewinnen… Nein, wohl eher nicht, nur weil du ein Vampir für ihn wirst, wird er nicht vergessen, dass du ihn betrogen hast. Und Anton würde dann vermutlich erst recht denken, dass er nur ein Spielzeug für dich war.“ Lea legt ihr Kopfkissen über den Kopf. „Sei doch endlich still!“ bittet sie wimmernd. „Wie war das, Anton zu berühren, ihn zu küssen, seine Männlichkeit zu spüren?“ – „Lass mich in Ruhe!“ jammert Lea, die nichts mehr hören und schon gar nicht an Anton denken will. „War es schön?“ So sehr sich Lea auch anstrengt nicht an die Nacht mit Anton zu denken, es funktioniert nicht. Sie spürt fast wie Anton sie sanft streichelt. „Es war das schönste was du jemals erlebt hast, nicht wahr? Das hättest du immer haben können, aber jetzt wirst du es nie wieder bekommen. Nun bekommt eine andere, dass was du möchtest.“ Lea fängt an fürchterlich zu weinen. „Das hat er doch gesagt… Er will eine andere. So wie Lumpi, beide wollen lieber Frauen, die sie so lieben, wie sie selbst die Frauen lieben. Dich hingegen kann keiner lieben, weil du auch niemanden liebst.“ – „Das stimmt nicht!“ brüllt sie in ihr Kissen. „Ich liebe ihn!“ – „Wen? Lumpi oder Anton?“ – „Beide…“ - „Schade…“ Stimme klingt schadenfroh. „Jetzt kannst du beide nicht mehr haben.“ – „Warum quälst du mich so?“ jammert Lea immer noch mit dem Kopf unter dem Kissen. „Ich habe nicht vor dich zu quälen, ich sag dir nur die Wahrheit, die du schon lange weißt.“ – „Dann hör doch endlich auf damit.“ – „Hast du dir schon mal vorgestellt, wie Lumpi in diesem Moment Maddys Brüste streichelt und sie küsst.“ Lea wirft sich zur Seite. „Ach Gott, hör doch auf damit!“ schreit Lea, die sich unweigerlich genau das jetzt vorstellt und es nicht will. Die Stimme lacht: „Ich bin nicht Gott.“ – „Egal was du bist, hör auf damit!“ – „Ich tu doch nichts, du bist diejenige, die sich vorstellt, wie die beiden sich küssen und er mit ihr schläft…“ Lea wirft sich von rechts nach links und schlägt dabei auf ihren Kopf um die Bilder zu vertreiben. „Es wird auch nicht lange dauern, bis Anton eine andere hat. Vielleicht eine aus seiner Klasse. Und nach dem Sex mit ihr, wird er nicht losheulen müssen, wie bei dir.“ Lea kann schon gar nicht mehr weinen, sondern schreit nur noch. Sie weiß, dass sie alles falsch gemacht hat, aber sie will das jetzt nicht mehr hören, sie will nicht mehr daran denken. „Wie fühlt man sich, wenn der Junge, mit dem man gerade geschlafen hat, losheult?“ Lea hat immer mehr das Gefühl keine Luft zu bekommen. Sie reißt das Fenster auf und atmet tief durch. Aber es reicht nicht. Sie muss raus. Lea rennt aus der Wohnung, hinauf aufs Dach. Sie stellt sich in die Mitte und breitet die Arme aus, atmet tief die frische Nachtluft ein. „Lumpi fliegt sicher gerade mit Maddy durch die Nacht, während du hier alleine stehst. Und was macht Anton wohl gerade? Vielleicht ist er ins Kino gegangen, mit einer Freundin und legt gerade seinen Arm um sie.“ – „Das tut er sicher nicht!“ Lea dreht sich herum und sieht sich um, ob irgendwo jemand ist, der sie beobachtet. „Vielleicht nicht heute, aber morgen oder übermorgen, vielleicht auch ernst nächste Woche oder nächstes Monat, aber irgendwann wird er das machen und dann wird er dich vergessen. Kannst du ihn auch vergessen?“ – „Nein“, sagt sie leise resigniert. Sie sieht wieder das Bild von Lumpi und Maddy vor sich, wie sie sich vor der Turnhalle umarmen. „Lumpi ist es jetzt glücklich. Maddy passt doch viel besser zu ihm, als du es jemals gekonnt hättest.“ Lea nickt leicht. „Und Anton wird auch noch die richtige finden. Er hätte es verdient, findet du nicht?“ Lea nickt wieder. „Was willst du jetzt machen?“ Lea antwortet nicht. Sie geht vor zum kleinen Mäuerchen, dass das Dach umrandet und steigt hinauf. Sie breitet die Arme aus, atmet noch mal tief durch und fliegt los.
In der Früh, als es zu dämmern beginnt, geht die alte Frau aus dem Erdgeschoss mit ihrem Affenpinscher aus dem Haus. Der Wollknäuel auf 4 Beinen zerrt an der Leine. „Ja was richt denn mein kleiner Pubsi Bu? Hast du eine fette Ratte entdeckt?“ ruft sie ihrem Liebling zu und lässt sich von ihm ziehen. Als sie allerdings sieht, was ihr Hund gefunden hat, beginnt sie laut zu schreien und will gar nicht mehr aufhören. Ein Mann aus dem zweiten Stock öffnet das Fenster, um nachzusehen, was da passiert ist. Als er direkt unter sich Leas völlig verdrehten, leblosen Körper sieht, wählt er den Notruf.
Als Leas Leichnam abtransportiert wird, hat sich bereits eine Menschenmasse angesammelt.
Montagmorgen betritt Anton das Klassenzimmer. Er lässt seinen Rucksack neben seinen Tisch fallen, setzt sich, legt seinen Oberkörper auf den Tisch und starrt aus dem Fenster. Das Wochenende hat er im Bett verbracht. Seine Mutter wollte schon Frau Doktor Dösig anrufen, aber Anton Vater kombinierte richtig, dass es sich nicht um ein körperliches Problem handle. Was wiederum seine Mutter dazu veranlasste, ständig nach zufragen, was los sei. Anton war froh, dem allen Mal für ein paar Stunden zu entkommen und in der Masse von Schülern unterzutauchen. Er muss wieder an Lea denken, wie das ganze Wochenende. Im inneren seines Herzens weiß er, dass sie ihre Entschuldigung ernst meinte und dass er ihr nicht egal ist. Aber momentan kann er noch nicht tun, als wäre nichts gewesen. In ein paar Wochen… Ja, in ein paar Wochen kann er sie wieder ansehen, ohne dass es weh tut. Dann kann er sich in ihren Augen verlieren, ohne dass es weh tut. In ein paar Wochen kann er sie sicher wieder berühren, ohne dass es weh tut. Er vermisst sie so. Er vermisst ihr hübsches Lächeln, ihre wunderschönen Augen. Anton fährt zärtlich mit seinem Zeigefinger über die Tischplatte und stellt sich vor, dass es ihr Rücken wäre. Sie würde sicher genussvoll seufzen und ihn ebenfalls streicheln. Auf diesen Augenblick freut er sich, auch wenn es noch etwas dauert. Dann wird er sie küssen. Anton schließt die Augen und stellt sich vor, wie sich ihre Lippen berühren. Er wird ihr verzeihen, dass weiß er. Inzwischen betreten einige Klassenkollegen den Raum. „Das war so cool, wie ihre Arme und Beine voll schräg da lagen. Und der Blick, voll krass… Viel cooler als im Fernsehen“, erzählt einer von ihnen und sein Freund hört gespannt zu. Ein Mädchen kommt hinter ihnen her und meint: „Findest du nicht, dass du aufhören solltest über ein totes Mädchen so zu reden?“ – „Warum“, entgegnet der erste. „Sie hat ja selbst sterben wollen, soll ich da mitleid mit ihr haben?“ – „Trotzdem…“ Anton hat dem Gespräch nur halb zugehört, dreht nun seinen Kopf aber zu den dreien, die neben seinem Tisch stehen. „Ich finde den Toten sollte man ein gewisses Maß an Respekt entgegenbringen“, erklärt das Mädchen weiter. „Ach komm, die konnte zu Lebzeiten doch keiner leiden.“ – „Na irgendwer musste sie ja leiden könne, sonst wäre sie nicht schwanger geworden“, ergreift das Mädchen Partei. Anton hört auf und erhebt seinen Kopf. Nein, die können nicht von Lea sprechen. „Ins Bett gestiegen wäre ich auch mit ihr. Gut ausgesehen hat sie ja.“ – „Wer?“ fragt nun Anton, weil er merkt, wie sein Herz ängstlich zu schlagen beginnt. „Na die eine aus der Zehnten. Ich glaub du kennst sie, ich hab dich ein paar Mal mit ihr gesehen“, erklärt der erste Junge ihm. „Lea?“ fragt Anton ungläubig, aber die drei zucken nur mit der Schulter, denn keiner kennt ihren Namen. Antons Herz bleibt stehen. Er springt auf, schnappt sich seinen Rucksack und rennt aus der Klasse. Die anderen Schüler schauen ihm verständnislos nach. Am Gang läuft er an seinem Lehrer vorbei, der ihm nachruft: „Anton, der Unterricht hat bereits begonnen. Wo willst du denn hin?“ Aber Anton hört gar nicht. Er hört nur ein Dröhnen in seinen Ohren. Vor dem Schultor bleibt er stehen und atmet tief durch. Dann geht er langsam von der Schule weg zur Straße. Was er da eben gehört hat, war sicher nur ein Traum. Er holt sein Handy aus der Tasche. Beim Pincode eintippen zittern seine Hände. Dann wählt er Leas Nummer, aber es kommt nur die Sprachbox. ‚Kein Wunder', denkt Anton. ‚Sie sitzt jetzt in ihrer Klasse, da hat sie das Handy sicher abgedreht.' Obwohl im diese Erklärung einleuchtet, zittert immer noch sein Körper. Er sucht in seinem Handy nach der Festnetznummer von Lea und wählt. Es klingelt sieben oder acht Mal, bevor Leas Vater abhebt: „Rabens?!“ – „Kann ich bitte Lea sprechen?“ fragt Anton hoffnungsvoll. Es entsteht eine lange Pause und Anton glaubt schon, dass der Vater Lea an den Apparat holt, doch dann meint der Vater mit zittriger Stimme: „Die ist tot. Sie hat sich Samstag vom Dach gestürzt.“ Anton trifft das jetzt wie ein Schlag, obwohl er es eigentlich, seit die beiden davon erzählten, wusste. Er wollte es nur nicht glauben. Er wollte glauben, dass es eine andere war. Aber nun kann er es nicht mehr leugnen. Anton Mund geht auf. Er will etwas sagen, aber er bekommt kein Wort heraus. Er drückt einfach auf den ‚auflegen'-Knopf. Dann geben seine Knie nach. Ohne zu merken wie und wann, findet er sich plötzlich am Boden sitzend wieder. Er starrt auf die Straße. Die Gedanken, die vorhin noch wie wild in seinem Kopf herumtanzten, sind weg. Sein Kopf ist vollkommen leer. Er sitzt nur da und starrt den Asphalt an. Er weiß gar nicht wie lang er da sitzt, als sein Physiklehrer vor ihm steht, der scheinbar etwas später erst Schule hat. „Anton? Was machst du denn da?“ fragt er ihn. Doch Anton antwortet nicht. „Anton geht es dir gut?“ Der Lehrer beugt sich zu Anton hinunter und dieser bemerkt nun erstmals, dass jemand ihn anspricht. Er schaut den Lehrer aus leeren Augen an. Der Lehrer nimmt Antons Hand. „Komm steh erstmal auf“, meint er und zieht Anton hoch, der selbst nicht viel dazu beiträgt und auf wackeligen Beinen steht. „Was ist denn passiert?“ fragt der Lehrer weiter. Anton geht ein paar Schritte zurück, in der Hoffnung, dass er so dem Gedanken ‚Lea ist tot' ausweichen kann. Der Lehrer packt ihn am Arm und sagt: „Komm, wir gehen hinein und ich rufe deine Eltern an.“ Anton reißt sich los und rennt los. Der kleine, beleibte Mann versucht gar nicht hinter ihm herzulaufen, sonder geht stattdessen in die Schule. Anton läuft einfach gerade aus, bis ihm die Lungen wehtun. Dann wird er langsamer und geht weiter ziellos durch die Stadt. Er versucht so vor dem Gedanken davon zu laufen. Nach ein paar Stunden steht er vor Leas Wohnblock. Er bleibt stehen und fragt sich was er hier will. Lea ist nicht mehr da und mit ihrem Vater will er sicher nicht sprechen. Er blickt rauf zu dem Dach und schluchzt kurz. Dann dreht er sich hastig um und läuft wieder los. Um die Mittagszeit tun ihm die Füße so weh, dass er nach Hause geht. Obwohl er früher als sonst nach hause kommt, ist seine Mutter bereits da. Sorgenvoll sieht sie ihn und fragt: „Wo warst du denn? Ich hab mir Sorgen gemacht. Einer deiner Lehrer hat angerufen…“ Anton beachtet sie nicht und geht einfach an ihr vorbei in sein Zimmer. Dort lässt er den Rucksack einfach fallen und stellt sich vor sein Bücherregal. Seine Mutter folgt ihm verwirrt. „Was ist denn los mit dir?“ Da bricht alles über ihn zusammen. Er beginnt bitterlich zu weinen, dreht sich zu seiner Mutter um und brüllt hysterisch: „Sie ist tot!“ Seine Mutter, die Anton seit Jahren nicht mehr weinen gesehen hat, und so vermutlich noch nie, ist etwas perplex: „Wer denn?“ – „Lea!“ brüllt er heraus, als müsste dies seine Mutter doch schon längst wissen. „Oh Gott, was ist denn passier?“ fragt sie weiter und geht auf ihn zu. Anton antwortet ihr nicht. Er steht nur da und heult. Dann plötzlich brüllt er raus: „Warum hab ich sie weggeschickt? Warum hab ich behauptet, dass ich eine andere will? Das stimmt doch gar nicht. Warum hab ich sie nicht zum Bleiben gezwungen? Dann hätte sie nicht vom Dach springen können.“ Seine Mutter versteht nun langsam und will ihre Arme um ihn legen. Anton aber lässt sich bäuchlings auf sein Bett fallen und kramt unter seinem Kissen nach dem T-Shirt von ihr. Er drückt es fest gegen sein Gesicht und dreht sich auf den Rücken. Seine Mutter setzt sich zu ihm aufs Bett. Da reißt er seine Hände wieder vom Gesicht und schreit: „Es riecht nicht mehr nach ihr! Das war das einzige was ich von ihr noch hatte!“ Lauthals brüllt er seinen Schmerz hinaus. Antons Mutter blickt sorgenvoll auf ihn. Schließlich rollt er sich zusammen. Seine Mutter legt sich zu ihm und nimmt ihn in den Arm. „Ich will sie wieder haben! Ich will sie zurück haben!“ schreit er und schlägt voller Verzweiflung mit dem T-Shirt, dass er immer noch in seiner Faust hält, seiner Mutter auf den Rücken. Obwohl er nicht gerade sanft auf sie haut, sagt sie nichts, sondern hält ihn nur fest und streichelt ihn. Anton heult laut und hysterisch.
Gegen Abend kommt Antons Vater nach Hause. Anton weint mittlerweile nur noch leise. Sein Vater kommt ins Zimmer und grinst: „Solltest du nicht an der Brust eines hübschen, netten…“ -‚…Mädchen liegen?' wollte er sagen, doch seine Frau sieht ihn traurig an und schüttelt den Kopf. Er versteht, dass etwas nicht stimmt und verlässt wieder das Zimmer. Fast 2 Stunden später, als Anton mit Tränen in den Augen eingeschlafen ist, steht Frau Bohnsack auf und geht zu ihrem Mann ins Wohnzimmer. Dieser dreht den Fernseher ab und schaut sie an. „Was ist denn passiert?“ fragt er nun. Seine Frau sieht fix und fertig aus: „Lea ist tot.“ – „Antons Lea?“ Frau Bohnsack nickt nur und setzt sich zu ihrem Mann auf das Sofa. „Das ist ja schrecklich. Weißt du was passiert ist?“ fragt er, während er seinen Arm um seine Frau legt. „Sie hat sich umgebracht und er gibt sich scheinbar die Schuld daran“, erklärt sie nur kurz. Sie lehnt ihren Kopf an seine Schulter. Dann meint sie: „Wir sollten Dr. Schwartenfeger anrufen. Ich habe Angst, dass er sich etwas antut.“ Herr Bohnsack nickt und steht auf, weil seine Frau immer noch schrecklich aussieht. Er sucht Dr. Schwartenfegers Nummer raus und ruft in dessen Praxis an.
10 Tage später verlässt Lumpi nach Sonnenuntergang die Gruft. Auf der Treppe hat er Maddy, die vor ihm ging, mehrmals in den Hintern gezwickt. Maddy hat jedes Mal aufgeschrieen und gelacht. Draußen angekommen läuft sie los und kichert. Lumpi folgt ihr lachend, holt sie ein, packt sie, zieht sie zu sich und küsst sie innig. Maddy zwickt ihn in den Hintern, so dass er sie loslässt. Maddy läuft wieder los und Lumpi hinterher. Beide toben lachend über den Friedhof, immer wieder fängt Lumpi sie und küsst sie, bis sie sich wieder befreit und das Spiel von neuem beginnt. Schließlich kommen sie aus dem Friedhof raus. Lumpi fängt Maddy wieder ein und drückt sie gegen die Friedhofsmauer, neben dem Schaukasten, in dem die Todesanzeigen der kürzlich Verstorbenen hängen. Er küsst sie innig. Als sich seine Lippen von ihren lösen, meint Maddy: „Wollten wir nicht jagen gehen?“ – „Ich bin doch auf Jagd. Ich jage dich“, grinst er sie an. Maddy schiebt ihn weg. „Ich meinte, wir sollten was essen…“ – „Ich brauche kein Essen. Wenn ich bei dir bin, hab ich gar keinen Hunger.“ Lumpi grinst immer noch. Maddy küsst ihn noch mal und entfernt sich dann, um abzufliegen. Lumpi geht etwas beiseite und betrachtet sie lächelnd, als er plötzlich etwas im Augenwinkel sieht, was seine Aufmerksamkeit erregt. Er geht etwas zurück und schaut auf den Schaukasten. Da sieht er ihren Namen. Ungläubig, dass es sich um die Lea Rabens handelt, liest er den ganzen Patezettel:
Lumpi muss ihn dreimal lesen, bis er sich sicher ist, was er hier liest. Maddy, die bereits ein paar Runden über den Friedhof geflogen ist, landet nun hinter Lumpi, weil er nicht nachgekommen ist. „Wir wollten doch jagen“, meint sie etwas sauer. „Was ist denn?“ fragt sie, als er nicht reagiert. Sie folgt seinem Blick und liest die Todesanzeigen. Als sie Leas Namen liest, legt sie ihren Arm um Lumpi, weil sie nun versteht, was ihn so ablenkt. Lumpi aber schiebt ihren Arm weg und geht etwas weg. Maddy versucht es erneut. „Lass mich in Ruhe!“ zischt Lumpi. Maddy ist zu tiefst gekränkt, dass er sie wegstößt und noch mehr, dass ihn der Tod dieses Mädchens immer noch sichtlich schmerzt. „Ok, ich besorg mir jetzt etwas zu Beißen und warte dann in der Gruft auf dich.“ Lumpi antwortet nicht sondern verschwindet auf den Friedhof. Maddy fliegt beleidigt ab. Lumpi spaziert über den Friedhof und versucht das eben Gelesene zu begreifen. Er kann es nicht glauben. Schließlich biegt er in den Gang ein, wo Timeas Grab liegt. Ihr kleines Kreuz wurde durch ein größeres eingetauscht. Als er näher kommt, sieht er, dass auf dem Grab frisch aufgeschüttete Erde liegt. Er stellt sich davor und da liest er in großen Buchstaben: ‚Lea Sophie Rabens'. In etwas kleiner Schrift darunter steht ‚Timea Rabens'. Lumpi lässt sich auf die Knie fallen. Traurig starrt er das Kreuz an. Langsam rinnt die erste Träne über seine Wange. Auf allen Vieren kriecht er zum Kreuz und fährt mit dem Finger über Leas Namen. „Warum hast du das gemacht? Ich sagte, du sollst mit einem Menschen glücklich werden“, schreit er wütend das Kreuz an. Dann schlägt er mit der Faust dagegen. „Warum tust du so einen Mist?“ fragt er nun das Kreuz traurig und beginnt zu weinen. Leise fließen die Tränen über seine Wange. Schließlich legt er sich auf das Grab. Er schließt die Augen und stellt sich vor, wie Lea unter ihm in einem schönen Gewand blass auf einem weißen Kissen liegt. Wie ein Vampir der schläft sieht sie aus, nur dass sie nicht nach Sonnenuntergang sich erheben wird und aus dem Sarg steigt. Sie wird nie wieder aufstehen. Sie ist jetzt bei Timea. Während er daliegt und weint, kommen Bilder von Lea vor sein inneres Auge. Er erinnert sich an ihr Lächeln, an ihre Hand, die er hielt als sie das erste Mal mit ihm flog. Er erinnert sich an ihren ersten Kuss, daran wie er ihren Babybauch gestreichelt hat und an die vielen male, an denen er neben ihr in ihrem Bett lag, ihren warmen Körper spürte und ihren Duft einatmete. Ihre letzte Begegnung und seine Vampirfeier verdrängt er, er will sich nur an die schönen Momente erinnern. Als die Sonne aufgeht, sieht er sich für wenige Sekunden den Lichtschein an, bis er nichts mehr sehen kann. Sie Sonne wandert langsam Schritt für Schritt über seinen Körper. Lumpi krümmt sich vor Schmerzen, aber er will mit ihr und Timea für immer beisammen sein.
Als Maddy am Abend nach Lumpi sucht, findet sie seine metallene Halskette mit Anhänger auf Leas Grab liegen. Als sie sich hinunterbeugt um sie aufzuheben, bemerkt sie, dass Asche auf der Erde liegt. Sie begreift, was er getan hat und ihr kommen die Tränen. Sie wusste, dass Lumpi Lea immer noch liebt, aber sie dachte, dass er im Laufe der Zeit über sie hinweg kommen würde und sie, Maddy, dann so lieben könnte, wie sie ihn liebt. Sie nimmt die Kette und hängt sie über das Kreuz, so dass sich der Anhänger unter den beiden Namen befindet. Weinend geht sie zurück zur Gruft.